Kuckucksei

Deutschland, die Ukraine und die Slovakei haben längst ihre Buchenwälder als UNESCO-Kulturgut registrieren lassen. Rumänien, das in den Karpaten mit rund zwei Millionen Hektar (30 Prozent des Gesamtforstbestands) über die ausgedehntesten Buchenwälder des eurasischen Raums verfügt, lässt seinen Buchenbesitz von Greenpeace vermessen und inventarisieren und auf eine Registrierung von der UNESCO vorbereiten. Das geschieht nicht selten unter „Mühen“, unter der Fuchtel der mächtigen rumänischen Holzmafia Greenpeace kleine, aber wirksame Knüppel ins Gefüge zu wuchten.

2007-11 hat Greenpeace das Projekt „Die Buchenwälder, ein gemeinsamer Kulturbesitz Europas“ abgewickelt. In dieser Zeitspanne haben die obengenannten Länder ihre Buchenwälder bei der Uno-Kulturorganisation registrieren und damit schützen lassen. In Rumänien gibt es 2015 erstmals die Chance, nachzuziehen. Es ist die theoretische Chance der Buchenwälder, den Kettensägen zu entgehen. „Theoretisch“, weil die Praxis immer wieder zeigt, wie eng verknüpft in diesem Land politische und falsch gehandhabte wirtschaftliche Interessen funktionieren und wie wenig Umweltbewusstsein und Naturschutz gelten, wenn es um blankes pekuniäres Interesse – von Personen oder Parteien - geht.

Es gibt im rumänischen Parlament einen gemischten Ausschuss, Abgeordnete und Senatoren, der sich mit den Beziehungen zur UNESCO beschäftigt. Dieser hat unter Vorsitz von Ex-Innenminister Traian Igas (ein Arader, vom Hauptberuf Tischler...) 2014 gemeinsam mit Greenpeace Rumänien eine gemeinsame Tagung zum Thema Schutz der Buchenwälder Rumäniens veranstaltet. Igas fiel dabei durch die Vehemenz und (gespielte oder authentische?) verbale Entschlossenheit auf, mit der er das Vorgehen von Greenpeace vermittelte, verteidigte und zu fördern versprach. Was man meisten verwunderte: Igas kommt aus einer Partei (PDL), die für alles andere als Naturliebe bekannt ist (von ihr heißt es in Insiderkreisen, dass sie in Wahlkampfzeiten zeitweilig bis zu 80 Prozent ihres Finanzbedarfs aus dem Verkauf von illegal gefälltem Holz deckte) und auch von seinem Grundberuf her dürfte er wohl eher den Geruch von Schnittholz und frisch gehobeltem Holz, Hobelschatten und Sägemehl lieben... aber Buchenwälder?!?

Das neue (und bei seiner Erstveröffentlichung heftig umstrittene) Forstgesetzbuch, das bei so vielen Verhaftungsskandalen der letzten Wochen unbemerkt von der Öffentlichkeit durch die Parlamentskammern glitschte, ist kaum forstfreundlich und dürfte Natur- und Umweltschützern ein paar Hebel aus der Hand reißen. Trotzdem haben die selben Parlamentskammern, die es durchwinkten, über obengenannten gemischten UNESCO-Ausschuss emphatisch erklärt, dass sie „die Einreichung des Formulars begrüßen, durch welches die Buchenwälder Rumäniens beim Sekretariat für Weltkulturerbe der UNESCO in Paris registriert“ werden, was das Ministerium für Umweltschutz, das Kulturministerium und das Außenministerium realisierten.

Ob da jetzt nicht in einem der Nester ein Kuckucksei liegt?