Kulturdekadenstart in der Schule

Eine gute Idee: fürs Erste die Schule im Mittelpunkt der Langzeitveranstaltung

Die Teilnehmer an „Deutsch in der Steiermark“ beim Vorstellen der Fotoausstellung über ihr Sprach-Ferienlager im Juli 2016

Erich Wörrister, einer der österreichischen Vorkämpfer für ein näher zusammenrückendes Europa, im „Rolf-Bossert“-Amphitheater

Àgnes Szauer spricht über die fotografischen Zeugnisse aus ihrem Geburtsort Németkér
Fotos: Werner Kremm

Das faktische Programm war parallel gestrickt. Aber die wirklich erste Veranstaltung der diesjährigen Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland fand im „Diaconovici-Tietz“-Kollegium statt, das seit dem 1. September diesen ranghöheren Titel trägt. Doch noch während der Eröffnung durch Lehrerin Yvonne-Christa Demenyi und Deutschlehrerin Sonia-Maria Chwoika mit ihren Gästen, Mag. Erich Wörrister von der Föderalistischen Europäischen Bewegung Österreich aus Innsbruck und Deutschlehrerin Àgnes Szauer, Referentin für die Ungarndeutschen im Pädagogischen Bildungszentrum für Nationalitäten in Budapest, aber auch mit ihrem Eigenprogramm, der Fotoausstellung zum erstmaligen „Deutsch in der Steiermark“, an dem sie sich im Juli mit Schülern aus Reschitza und Karansebesch beteiligt haben. Parallel dazu fand in der Neustadt, im Dacia-Saal, die Feier von 139 Jahren seit Gründung des „Diaconovici-Tietz“-Kollegiums statt.

Erich Wörrister, ein altgedienter Kämpe an der Front des Europäischen Zusammenwachsens erläuterte im vollen „Rolf Bossert“-Amphitheater der Schule vor Kindern und Erwachsenen die Probleme Österreichs mit den Migrantenströmen und den Gewissenskonflikt bewusster Europäer angesichts des Problems des Überrennens Europas durch die Kriegs- und Krisenflüchtlinge aus dem Nahen Osten. Eindringlich erläuterte er auch das „Inner-Tiroler Problem“ am Brennerpass und fragte intensiv nach, ob Rumänien immer noch von Brüssel eine so geringe Aufnahmequote für Flüchtlinge zugeteilt hat.

Àgnes Szauer, die im ehemals deutschungarischen Ort Németkér geboren ist, kam vor Jahren zufällig an den Nachlass eines deutschen Fotografen vor Ort, Molnár, bestehend aus mehreren hundert kleinformatigen Glas-Fotoplatten, mittels derer sie, durch Nutzung eines Spezialscanners des Verbands Ungarischer Fotografen, die Negative zu einer Fotoausstellung aufarbeitete. Heraus kam eine Geschichte von Németkér in den Jahren 1933-1944, bis zur Vertreibung von rund 2300 Deutschen aus dem Ort nach Deutschland („viele flüchteten nachher zurück“). Sie illustrierte den Vortrag mit zahlreichen typischen Atelierfotos des Fotografen, der nahezu alle Bewohner des Orts, vom Baby über die Schulkinder zur Braut und dem Rekruten und der Familie, aber auch die meisten gesellschaftlichen Ereignisse im Ort festgehalten hatte, bis hin zum Drusch mit dem Lokomobil auf der Druschtenne und dem gemeinsamem Herstellen von Weingartenpfählen, aber auch zu Taufen, Erstkommunion und Firmung, Hochzeiten und Begräbnissen. Die Ausstellung, die sie mittels dieser Fotos zusammengestellt hat, wurde im Foyer der „Eftimie Mugu“-Universität gezeigt.

Ohne viel Regie schloss diesen Teil der Eröffnung der Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland Sonia-Maria Chwoika mit den Kindern und Jugendlichen ab, die im Juli in der Steiermark weilten beim Deutschkurs, der, nach Wunsch der Organisatoren, unter der Bezeichnung „Deutsch in der Steiermark“ künftig „Deutsch in Wolfsberg“ ablösen sollte – die langjährig fortgeführte Veranstaltungsreihe war ja sowieso vom Start an durch die Steiermark gefördert worden, erst durch das Landesjugendreferat der Steiermärkischen Landesregierung, danach durch den Alpenländischen Kulturverband Südmark zu Graz. Beeindruckend, wie die Teilnehmer den Anwesenden Aspekte erläuterten, die durch eine große Menge Fotografien – von den beiden Verantwortlichen der Gruppe, Deutschlehrerin Chwoika und Grundschullehrerin Demenyi – illustriert waren.