Lenau-Absolvent setzt neuen Rumänien-Rekord

Răzvan Farkas lief 207,1 Kilometer in 24 Stunden

Lenau-Absolvent Răzvan Farkas läuft um sein Leben gern. Seinen Erfolg teilt er mit Familie und Freunde, aber besonders mit seiner Frau Dana und seiner fast dreijährigen Tochter Iris Maria.

So sehen Gewinner aus: Răzvan Farkas auf dem Podium nach dem 24-Stunden-Lauf. Platz eins belegte der Ungar Levente Halama (222,5 Kilometer), auf Platz drei stand der Rumäne David Iancu (200,2 Kilometer).
Fotos: Alexandru Lorinţi

Ein Blickfang sind die vielen Medaillen in der Autofolierungswerkstatt im Temeswarer Plopi-Stadtteil. Kunden könnten sich glatt fragen, ob diese etwas mit der Firma zu tun haben, denn schließlich gehört das Unternehmen, das Familie Farkas in Temeswar betreibt, zu den bekanntesten und den geschätztesten dieser Art in Rumänien. „Das sind die Medaillen, die ich infolge meiner Teilnahme an verschiedenen Laufwettbewerben gewonnen habe. Ich muss dafür noch einen geeigneten Platz suchen, um die Medaillen in ein besseres Licht zu rücken“, sorgt Firmeninhaber und Marathonläufer Răzvan Farkas (32) für Aufklärung. Vor weniger als einem Monat geriet der Absolvent der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule aus Temeswar mit einer besonderen Errungenschaft in die Medien: Răzvan Farkas schaffte es, mit insgesamt 207,1 zurückgelegten Kilometern einen neuen Rumänien-Rekord beim ersten 24-Stunden-Lauf, der hierzulande veranstaltet wurde, aufzustellen. Der Lauf – eigentlich ein Ultramarathon – wurde am 24.-25. September im Temeswarer Kinderpark veranstaltet.

„Ich könnte fast behaupten, dass dieser Lauf mein Leben verändert hat. Im Vergleich zu dieser Herausforderung erscheinen manche Probleme aus meinem Alltag fast als unbedeutend“, sagt Răzvan Farkas. Mit seiner Mutter und seiner Oma mütterlicherseits hat Răzvan bereits seit seiner Kindheit deutsch gesprochen, sodass es selbstverständlich war, dass er später die deutsche Lenau-Schule besuchen wird. Nach Abschluss der Abteilung für Sozialwissenschaften studierte er Psychologie an der West-Universität in Temeswar. Zusammen mit seinen Eltern arbeitet er im familieneigenen Autofolierungsunternehmen (www.infolieriauto.ro), doch seine Psychologie-Kenntnisse konnte er des Öfteren auch bei den Laufveranstaltungen einsetzen. „Wenn ich an einem sehr guten Mitbewerber vorbeilaufe, dann renne ich immer etwas schneller. Das gehört zur Einschüchterung des Gegners dazu“, verrät er einen seiner Tricks. Doch Fairplay wird bei ihm groß geschrieben, denn „durch das Laufen habe ich viele neue Freunde kennengelernt“, sagt er.

Über die Tatsache, dass Răzvan Farkas ein so guter Läufer ist, staunen heute viele seiner ehemaligen Schulkolleginnen und –kollegen. Răzvan war zwar schon immer ein sportlicher Typ, doch mit dem Laufen hat er erst 2009 angefangen. Nach nur wenigen Trainingsstunden lief er in Temeswar seinen ersten Halbmarathon (21 Kilometer) und erhielt zum Schluss eine Teilnehmermedaille. Für ihn war die Medaille Motivation genug, weiterzumachen. Eine besondere Errungenschaft konnte er 2012 beim Gebirgsmarathon „7500“ im Bucegi-Gebirge verzeichnen. Zusammen mit seinem besten Freund schaffte er es auf den dritten Platz, denn wegen der schwierigen Trasse wurde bei diesem Contest im Zweierteam gelaufen. Seitdem beteiligt er sich jährlich an etwa zehn Laufwettbewerben, das sind etwa drei Marathons, vier-fünf Halbmarathons und weitere Laufveranstaltungen. Besonders wichtig war für ihn auch die diesjährige Teilnahme am Vienna City Marathon, den er in weniger als drei Stunden (2:58:39) bewältigen konnte und es auf Platz 238 von zirka 6000 Teilnehmern schaffte.

Răzvan Farkas, der genaue Daten und Zahlen liebt, kann eine genaue Statistik seiner Trainingseinheiten und Wettbewerbe aufstellen: Ungefähr 15.000 Kilometer, Wettbewerbe und Trainings eingeschlossen, hat er seit 2009 zurückgelegt, und war bei 55 Wettbewerben dabei. Die meisten seiner Schulkollegen sind heute sehr stolz auf Răzvan Farkas, und das war vor allem sichtbar, als Răzvan den zweiten Platz beim 24-Stunden-Lauf belegte. Hunderte von „Gefällt mir“-Angaben und Glückwünsche bekam sein Facebook-Foto, auf dem er auf dem Podium steht. Das stimmte Răzvan besonders glücklich und stolz. „Die Tatsache, dass Familie, Freunde und Bekannte solche Leistungen zu schätzen wissen, motiviert mich umso mehr“, sagt er.

Auch im kommenden Jahr möchte er sich an dem 24-Stunden-Lauf beteiligen und hat sich die Überwindung der Grenze von 220 Kilometern zum Ziel gesetzt. Für 2018 schmiedet er viel größere Pläne: „Ich möchte beim Spartathlon mitmachen, einem der schwierigsten Ultramarathons der Welt, bei dem man von Athen bis nach Sparta laufen muss – das sind insgesamt etwa 246 Kilometer. Bisher hat nur ein einziger Rumäne diesen Marathonlauf geschafft“, sagt Răzvan Farkas voller Überzeugung. Dass es bei ihm nicht an Motivation mangelt, das beweisen die vielen Wettbewerbe, bei denen er dabei war. Aufgeben, dieses Wort gehört nicht zu seinem Wortschatz. „Man fragt mich oft, ob es denn nicht schwer sei, so viele Kilometer zu laufen. Aber mit viel Training und Ausdauer kann es jeder schaffen“, sagt er.

Vor einigen Tagen machte Răzvan Farkas wieder mal bei einem Marathon mit – doch diesmal belegte er absichtlich den letzten Platz. „Ich bin beim Hercules-Marathon als letzter über die Ziellinie gelaufen, denn ich musste zusehen, dass der Wettbewerb gut verläuft. Dieser Marathon war mein erster Gebirgsmarathon gewesen und ich wollte mich nun in der Veranstaltung engagieren“, schließt er.