Lenauabsolventen - Jahre später

Andrei Jecza war Rumäniens jüngster Kunsthändler

Andrei Jecza möchte die Haltung der Rumänen gegenüber Künstler des 20.-21. Jahrhunderts verändert.
Foto: Privat

Er galt als der jüngste Kunsthändler Rumäniens: Andrei Jecza ist Inhaber einer kleinen Galerie, die seinen Familiennamen trägt. Seit seinem Schulabschluss dealt der Sohn des namhaften rumänischen Bildhauers Peter Jecza mit zeitgenössischer Kunst. Andrei Jecza sieht seine Tätigkeit als Mission: Er möchte die Haltung der Rumänen gegenüber Künstlern des 20-21. Jahrhunderts ändern. Denn  Kunst, die heute entsteht, gehört nicht in Museen oder in Galerien, sondern sie gehört an die eigenen vier Wände.

Am 23. Juli 2011 weihte Andrei Jecza die Räumlichkeit seiner Galerie ein. Auf dem Familienanwesen baute er das moderne Gebäude. Die Galerie ist für Jecza zugleich auch Zuhause – im Obergeschoss hat er sich eine Wohnung einrichten lassen. Mit dem kontroversen Künstler Gorzo startete die Jecza-Galerie und setzte ein Zeichen für Temeswar: Langweilig wird die lokale Kunstszene nicht mehr sein, dafür aber lukrativ. Denn anders als die von seiner Mutter und inzwischen auch von ihm geleitete Triade-Stiffung, ist die Jecza-Galerie ein Geschäft. Kunst kann und soll auch verkauft werden, um die Künstler zu unterstützen. Und auch, wenn die Preise gepfeffert zu sein scheinen, so erinnert Jecza immer wieder Kunden daran, dass Kunst eine Investition ist. So wie mit Aktien geht sie zwar mit Risiken einher – der Wert eines Künstlers kann steigen oder fallen – doch wirkliche Verluste kann man nicht machen, solange sich Kunstinteressierte an einen Spezialisten wenden.

Damit sich auch Andrei Jecza mit diesem Titel rühmen kann, studierte er in London Kunstmanagement. Dort knüpfte der Absolvent der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule nicht nur Kontakte mit anderen Galeristen aus der ganzen Welt, sondern lernte auch, was ein gesunder Kunstmarkt bedeutet. Rumänien ist noch weit davon entfernt, mit dem Westen gleichzuziehen. Das, obwohl rumänische Künstler zunehmend beliebter werden bei ausländischen Sammlern. Besonders Künstler, die sowohl den Kommunismus, als auch die Nachwendezeit erlebt haben und beides in ihrer Kunst verarbeiten, sind für westliche Käufer interessant. Jeczas Galerie vertritt sowohl diese ältere Generation, als auch die junge.

Andrei Jecza selbst ist in einer Familie aufgewachsen, die ein ähnliches Schicksal hatte, wie viele der Künstler, die heute im Trend liegen. Sein Vater, Peter Jecza, starb 2009. Der Bildhauer war schon zu Lebzeiten ein erfolgreicher Künstler, auch im Ausland bekannt. Seine Gattin, Sorina Jecza, war die Managerin. Die Literaturwissenschaftlerin leitete die von den beiden gegründete Triade-Stiftung. Mit ihr fördern sie sowohl ältere, als auch junge Künstler. Auf Initiative des Deutschen Wirtschaftsclubs Banat entstand auch in Zusammenarbeit mit Triade der Juventus-Förderpreis, der seit über zehn Jahren an junge Künstler und Studenten verliehen wird. Nicht selten bedeutete der Preis der Beginn einer erfolgreichen Karriere für junge Künstler. Seit Andrei Jecza die Stiftung und die Projekte der Stiftung übernommen hat, ist auch der Juventus-Preis gewachsen. Inzwischen werden Einsendungen aus dem ganzen Land zugelassen und von einer internationalen Jury bewertet.

Überhaupt denkt Andrei Jecza international. Wie wichtig diese Denkweise gerade auf dem Kunstmarkt ist, hat er in London gelernt. Wo die ganze Welt heimisch ist. Und gerade dort spielt sich das eigentliche Geschäft ab. Rumänien versucht zwar inzwischen mitzuziehen, dank jungen Galeristen wie Jecza, doch das Land hinkt noch deutlich hinterher. Es hat etwas mit dem Bildungsstand der Wohlhabenden zu tun, sowie mit der Art und Weise, wie viele Rumänen überhaupt an Wohlstand geraten. Noch ist Kunst keine primäre Investitionsquelle für viele. Jecza spricht gerne von Statussymbolen, weil er genau weiß, dass er damit einen Nerv trifft. Viele wohlhabende Rumänen suchen nach einer Möglichkeit, ihren Wohlstand zu zeigen. Oft sind es Luxusautos oder große Häuser, die darauf hindeuten sollen. Seltener wird Kunst gekauft, obwohl sie im Ausland nicht selten diese Rolle erfüllt, weil sie eine nachhaltigere Geldanlage bedeutet.