„Man spürte diese Schwingung, die im Inneren entstanden ist.“

Interview mit Sorina Jecza, der Vorsitzenden der Triade-Stiftung

Interview in den Räumlichkeiten der U-Kaserne: „după sculptură / sculptură după“ („nach der Skupltur / die Skulptur danach“) ist eines jener Projekte, die den Besuchern der Kulturhaupstadt 2023 in Erinnerung bleiben dürfte. | Foto: Zoltán Pázmány

Die Stiftung Triade war seit Beginn und bis zum Ende des Kulturhauptstadtjahres Temeswar mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Projekten eine der aktivsten Kulturinstitutionen. Sorina Jecza, die Vorsitzende der Stiftung, hat in einem Gespräch mit der Redakteurin Ștefana Ciortea-Neamțiu eine Bilanz gezogen und einen Blick in die Zukunft geworfen.

Das Jahr der Kulturhauptstadt Europas ist zu Ende gegangen; die Stiftung Triade war eine der Institutionen, die von Anfang an aktiv waren und eine Veranstaltung nach der anderen organisiert haben. Wenn Sie jetzt Bilanz ziehen müssten: Welches ist das spektakulärste Projekt oder jenes Projekt, das Ihnen für immer in Erinnerung bleiben wird?

Es sind zwei verschiedene Sachen: Mir persönlich bleibt auf jeden Fall die Jecza-Ausstellung für immer in Erinnerung, die im Herbst 2023 in der Jecza-Galerie zu sehen war, weil es das erste Mal gewesen ist, dass Péter Jecza in seiner Fülle da war. Er ist eigentlich der Gründer, und unser Appetit und unsere Vorliebe für Skulptur stammt von ihm.

Für mich war die Jecza-Ausstellung eine Synthese-Ausstellung, eine Ausstellung, die Péter in der Fülle seiner künstlerischen und menschlichen Persönlichkeit nach Temeswar gebracht hat, weil Péter für Temeswar auf zwei Koordinaten gearbeitet hat: der künstlerischen, als Gründer einer Institution, die in 23 Jahren ihre Lebensfähigkeit und ihre ganze schöpferische Energie gezeigt hat, und auf der anderen Seite, auf der menschlichen Ebene, war Péter Jecza eine der Gründerfiguren, die Zivilisationen aufbauen.

Ich glaube, dass Péter für das kulturelle Temeswar einer dieser wichtigen Gründer war, die die Stadt hatte und die diese Anerkennung der Kultur als einen axialen Faktor unseres Lebens und der Menschlichkeit hervorgebracht haben. Das war zum einen die Ausstellung.

Auf der anderen Seite, als Ausstellung, ist es offensichtlich, dass ich eine Ausstellung in einer generischen Art und Weise nennen würde, eine Ausstellung, die auch ein Projekt im Zusammenhang mit der Skulptur ist und das allgemein „Encounters for sculpture“ („Begegnungen für Skulptur“ – N. Red.) genannt wurde. Aber diese Begegnungen der Kultur haben wir in der U-Kaserne zentriert, die während der sieben Monate Ereignisse im Zusammenhang mit der Bildhauerei hervorgebracht hat, in allen Sinndeutungen, die die Bildhauerei in den letzten Jahrzehnten, ja in den letzten hundert Jahren erworben hat. Das heißt alles, was nach dem großen Modell, das Brâncuși der Moderne hinterlassen hat, entstanden ist.

Sie haben einen sehr großen und sehr schwierigen Raum gewählt. Was hat Sie an der alten Kaserne gereizt?

Ich könnte gar nicht sagen, dass mich der Raum angezogen hat, er hat mich gezwungen, Skulpturen zu bringen, weil die Bedingungen, die dieser Raum bietet, für andere Medien nicht geeignet sind, um es pragmatisch auszudrücken. Andererseits hat dieser Raum eine unendliche Poesie, man denke an diesen Dialog zwischen dem Alter der Kaserne und dieser Haut, die ein Gedächtnis hat und die Erinnerung an eine Zeit, die für Temeswar etwas anderes bedeutete – man denke an die 300 Jahre, die sich in diesen Mauern angesammelt haben und die sicherlich nicht unschuldig sind – man kann von einer Zivilisation sprechen, die hier vorbeigegangen ist und die wieder aufleben will.

Was wir tun, ist genau diese Herausforderung eines lebendigen Dialogs in der heutigen Zeit mit einem Raum, der ein historischer Raum gewesen ist und der diesen Charme der Geschichte bewahrt hat, den wir in jedem Raum spüren: die Räumlichkeiten, ihre Größe, die Bögen, die über diese Backsteine stehen, die Erinnerungen atmet; alles ist so präsent in dem Raum der Kaserne, dass der Architekt Attila Kim, der Ko-Kurator dieses großen Projekts war, diesen Raum in Intimität mit dem, was in seinem Inneren existiert, entworfen hat.

Die Kaserne wurde von dem Architektur-Jahreswettbewerb Bukarest mit dem Preis für das beste Projekt für einen Ausstellungsraum ausgezeichnet; das überrascht nicht, denn Attila Kim hat die ganze Schwingung des Innenraums gespürt und sie in perfektem Einklang mit dem gebracht, was wir für die Ausstellung der Skulpturen gedacht haben. Hier hat sich also eine Einschränkung in einen großen Vorteil verwandelt, und wir haben versucht, eine sehr intime Beziehung zu dem Raum zu finden, in einer Art Verständnis für den Raum und in einer Art der Aufnahme seiner poetischen Daten, um es so auszudrücken.

Der Bundespräsident Deutschlands Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Besuch in Temeswar in diesem Jahr ausgerechnet die Ausstellung in dieser Kaserne besucht. Wie haben Sie diesen Moment erlebt? Was bedeutete er für die Stiftung Triade und für Sie?

Es war im Mai und es war die erste Bewertung, die gemacht wurde. Wir hatten dieses Projekt nicht mit der Absicht durchgeführt, die Ergebnisse zu erreichen, die wir heute haben. Das hatten wir nicht vor. Wenn wir ein Projekt in Angriff nahmen, taten wir es immer so, wie wir es am besten konnten. Wir strebten nicht unbedingt nach einem gewissen Erfolg, wir wollten nicht unbedingt das Coolste, das Größte, das Außergewöhnlichste sein, sondern wir ließen die Dinge organisch fließen. Ich glaube auch, dass der deutsche Bundespräsident viel gesehen hat und ein Gespür für diese Übereinstimmung hatte, die die Vergangenheit im Dialog mit der Gegenwart bringt. Und diese Dinge treiben die Dinge immer voran. Wir können nicht leben, ohne uns unser Erbe aufzuladen; andererseits ist dieses Erbe, das wir haben, starr und tot, wenn wir es nicht schaffen, es irgendwie wiederzubeleben.

Das ist es, was hier passiert ist; es war ein kleines Wunder, denn die Welt hat es gespürt; man spürte diese Schwingung, die im Inneren entstanden ist, man spürte die Begeisterung, und die Welt hat sie aufgenommen und vervielfacht.

Die Stiftung ist eine kleine Organisation, und doch hat sie es in diesem Jahr geschafft, im Gegensatz zu anderen kleinen Organisationen, viel zu erreichen, Seite an Seite mit Institutionen, die vielleicht häufiger unterstützt werden, wir sprechen von großen kulturellen Institutionen. In diesem Sinne, vielleicht ein paar Tipps für andere kleine Organisationen?

Die Stiftung hat jetzt in der Tat ihre Berufung als Institution gezeigt, denn wir sprechen von vielen Jahren, und ich sage gerne, dass dieses Projekt fast über Nacht geboren wurde, denn alles geschah mit unglaublicher Geschwindigkeit, aber ich möchte in diesem Sinne erwähnen, dass es wie über Nacht geschah, aber mit 40 Jahren und vielen Nächten im Rücken, in denen dieses Projekt gereift ist. Denn wir beschäftigen uns seit 40 Jahren mit der Skulptur.

Als ich Péter Jecza begleitete, wurde ich von dieser „Krankheit“, dieser Liebe zur Bildhauerei, dem Verständnis für die Bildhauerei und der Bereitschaft, sie zu spüren und weiterzutragen, durchdrungen. Unsere Unterstützer haben sich auf diese Glaubwürdigkeit verlassen, die wir seit Jahrzehnten gegeben haben. Es ist schon fast 25 Jahre her, dass wir mit unseren Aktivitäten diese Glaubwürdigkeit geschaffen haben, die wir sofort hatten, als wir dieses Projekt ins Leben riefen.

Ich würde einen Spruch wiederholen, den ich von Péter geerbt habe; Péter seinerseits hat ihn von Dumitru Anghel geerbt, der ein sehr gründlicher Künstler war und der sagte, man solle so arbeiten, wie man es am besten kann, und nicht darüber nachdenken, wohin diese Arbeit führt, sondern so arbeiten, wie man es am besten kann, so wie die Sterne am Himmel ziehen. Das bedeutet Beständigkeit, Konsequenz, Harmonie und der Glaube daran, dass die Dinge in einer Art Konstellation des Guten, in einer Art Konstellation der Notwendigkeit stehen.

Jede kleine Organisation muss wissen, dass sie klein anfangen muss und kleine Schritte um die Idee herum machen muss, die sie hat, und nicht aufgeben soll, denn das ist alles, was uns fehlt: die Energie und die Geduld, zu warten, bis der „englische Rasen“ wächst. Der englische Rasen ist über hunderte von Jahren gewachsen. Bildung und Kultur werden über Generationen hinweg geschaffen. Lassen wir also unseren englischen Rasen in Temeswar wachsen.

Eine letzte Frage: Was bleibt nach dem Jahr der Kulturhauptstadt Europas?

Als wir Bilanz gezogen haben, wollten wir nicht, dass es eine Rückschau wird, die Punkt setzt. Deshalb schlug ich vor und verpflichtete mich, dass das, was hier war, in etwas anderes umgewandelt wird: 2024 möchte ich, dass all das Material, das 2023 gesammelt und angehäuft wurde, in ein Buch, in ein Album übertragen wird, in eine Dokumentation, die von dieser Kohärenz eines Jahres spricht, in dem die Dinge in Harmonie waren und in dem die Dinge einen Gedanken detailliert haben, der in die Tiefe des von uns gewählten Themas eingedrungen ist. So wird sich die Skulptur in Worte verwandeln und diese Worte werden sich zwischen den Deckeln eines Buches oder Albums setzen.