„Mich inspiriert eigentlich alles”

Interview mit Sebastian Spanache, Temeswarer Pianist

Sebastian Spanache bei dem Premieren-Konzert zu dem Album „A Pasha’s Abstinence”, auf der Eisenbrücke in Temeswar Foto: Mihai Surdea

Sebastian Spanache (Klavier), Csaba Sánta (Bass) und Radu Pieloiu (Schlagzeug) bilden zusammen das „Sebastian Spanache Trio“. Seit dem Herbst 2011 spielen sie in dieser Besetzung und haben schon zwei Musikalben herausgebracht. 2013 haben sie beim nationalen Wettbewerb-Festival „Johnny Raducanu“ in Braila teilgenommen, wo sie mit dem Großen Preis ausgezeichnet wurden. ADZ-Redakteurin Marion Kräutner sprach mit Sebastian Spanache über sein Leben als Pianist.

 

Wie bist du ursprünglich zur Musik gekommen?

Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht mehr, aber da ich aus einer Musiker-Familie stamme, hatte ich wahrscheinlich schon bevor ich geboren wurde Kontakt mit der Musik. Jedoch das erste Mal, dass ich es ernst genommen habe, war, als ich merkte, dass mich klassische Musik nicht mehr zufrieden stellt und ich vom Jazz gehört habe.

 

Erzähl mir bitte kurz von deinem musikalischen Werdegang.

Ich habe in Temeswar am Kunst-Lyzeum „Ion Vidu” Klavier studiert und danach ein Jahr lang an der Hochschule für Musik. Ich gab es dann auf und studierte stattdessen drei Jahre lang Jazz an der „Richard Oschanitzky“-Hochschule (Tibiscus-Universität Temeswar). Danach hatte ich die Chance im Ausland als Pianist für zwei amerikanische Reedereien zu arbeiten - für Carnival und Princess Cruises. Das machte ich ungefähr sieben Jahre lang. Während dieser Zeit lernte ich, was es eigentlich erfordert, Pianist zu sein, nämlich diesen Beruf, das Instrument und das tägliche Einstudieren ernst zu nehmen. Ich trat mit Menschen aus der ganzen Welt auf und habe von ihnen viel gelernt, denn es war ein Ort, an dem unzählige Kulturen aufeinander trafen. Schon seit dem Lyzeum spielte ich in Funk-, Latin- und Jazz-Bands mit – als Schulbands, natürlich – wo sich auch die meisten und die wichtigsten Freundschaften gefestigt haben, wie zum Beispiel die zu Radu Pieloiu. Heute ist das Trio für mich höchste Priorität.

 

Gab es Momente, in denen du daran gedacht hast, mit der Musik aufzuhören?

Nein, nie. Jetzt, da du mich danach fragst, denke ich zum ersten Mal daran, was passieren würde, sollte ich die Musik aufgeben müssen. Das Problem ist, dass ich mich in nichts anderem so richtig auskenne. Ich hatte nie einen Bürojob und ich war nie handwerklich tätig. Wenn ein Rohr im Bad kaputt geht, dann muss ich jemanden holen, um es zu reparieren…Ich habe eigentlich mein ganzes Leben am Klavier verbracht. Interessant! Vielleicht sollte ich mir etwas aussuchen. Im IT-Bereich vielleicht. Wer weiß?!

                                                    

Wie kommen deine Kompositionen zustande?

Bei mir gehen die Kompositionen und das Üben Hand in Hand. Sie ergänzen sich: Ich habe einige Kompositionen nur deswegen gemacht, um meine technischen Fähigkeiten zu schleifen und um mein Instrument besser zu verstehen. Daraus sind auch die guten Ideen entstanden, die danach im Probesaal, in Zusammenarbeit mit meinen Kollegen aus dem Trio, zu Musikstücken wurden. Wenn ich jetzt daran denke, erkenne ich, dass ich mich schon immer als Komponist versucht habe, auch wenn es nur um Hör- oder Fingerfertigkeits-Übungen ging. Mich inspiriert eigentlich alles. Ich schätze besonders Künstler, die Neues schaffen, die durch ihrer Musik nicht nur in die Vergangenheit schauen und jemanden nachahmen, sondern die versuchen, innovativ zu sein. Deshalb inspirieren mich auch Künstler wie Aaron Parks, Brian Blade, Joshua Redman, Vince Mendoza, Maria Schneider und andere.

 

Du bildest zusammen mit Csaba Sánta und Radu Pieloiu das „Sebastian Spanache Trio“. Wie seid ihr zusammengekommen?

Das Trio ging aus dem Sextet „Expanding Time Colours“ hervor. Wir gingen zusammen auf zwei landesweiten Tourneen, haben jedoch keine CD veröffentlicht. Danach hat sich die jetzige Besetzung gebildet und wir fingen an, an neuem Material für unser Debütalbum „Humanized“ zu arbeiten. Weniger als ein Jahr später haben wir das zweite Album auf den Markt gebracht, „A Pasha’s Abstinence”. Darauf haben wir einige ältere Stücke neu arrangiert. Unsere Musik ist ein Jazz der neuen Generation, modern und auf Improvisation aufgebaut.

 

Welches ist euer Publikum und wie war bisher das Feedback?

Unser Publikum achtet sehr auf die Musik und ist freundlich mit den Leuten, die auf der Bühne stehen. Wir haben bisher ganz gutes Feedback für „Humanized“ bekommen und das erste Konzert zu „A Pasha’s Abstinence” war ausverkauft. Wir hielten das erste „Silent Konzert“ in Rumänien (Anm. d. Red.: Das Publikum hört die Musik durch Kopfhörer). Wenn ich in Temeswar auftrete, habe ich stets mehr Lampenfieber, als an anderen Orten. Weil mir hier meine Freunde, die Familie und unser Stammpublikum zuhören.

 

Wo werdet ihr als nächstes auftreten?

Am 2. August werden wir beim JazzRock-Festival in Câmpina sein. Danach fahren wir zum „Mara Fest“, am 21 August, in der Lapusului-Gegend. In der Zwischenzeit bereiten wir für den Herbst eine Europa-Tour vor. Damit möchten wir unser neues Album promoten. Das haben wir genauso mit dem ersten Album gemacht. Alle Konzerte werden auf unserer Webseite angekündigt: www.sebastianspanachetrio.com.