Nicht alles nur Nostalgie....

Banater Schwaben setzen auf den Nachwuchs

Am Donauufer, da wo früher die Schiffe, die „Ulmer Schachteln“, abfuhren und Bürger aus vielen Teilen Deutschlands stromabwärts in eine ungewisse Zukunft brachten, steht heute das Ahnendenkmal. Viele Banater Landsleute hatten sich an dem heißen Sommertag zu diesem emotionsgeladenen

Über Rhetorik und Sachkunde brachte Dennis Schmidt (vorne) eine emotionsgeladene Rede vor das Publikum. Obwohl in Deutschland geboren, bekennt er sich als Banater Schwabe – Seine Eltern kommen aus Glogowatz. Für ihn „ist die Donau ein Schicksalsfluß“, an deren Ufern „sich der Kreis schließt und wir der Toten gedenken“.

Kurz zuvor hatte der Bürgermeister von Ulm, Ivo Gönner, zu einem Treffen im Rathaus eingeladen. „Jeder von uns muss seinen Beitrag leisten, dass es Freiheit gibt“, sagte Ivo Gönner. Worte mit tiefem Sinn, denn er bezog sich auf die Menschen, die vor 300 Jahren die Freiheit gesucht hatten und in den Jahren des Kommunismus aus den gleichen Beweggründen wieder nach Deutschland zurückgekehrt waren.

Flucht oder Freikauf: Dies waren die Alternativen zum Kommunismus. Eine Vereinbarung zwischen der BRD und Rumänien aus dem Jahr 1967 machte die Ausreise der Deutschen möglich. Gegen Bares natürlich. Geld, mit dem Diktator Ceau{escu seine Auslandschulden beglich. Heinz-Günther Hüsch (im Bild) führte 22 Jahre lang die Verhandlungen mit der rumänischen Seite. Bei den Heimattagen 2014 erhielt er die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben: Die Prinz-Eugen-Nadel.

Über Kultur bleiben Traditionen, Tracht und Tänze im Banat auch heute erhalten. Dass dies trotz geschrumpfter Zahl der Deutschen möglich ist, geht auf die Leistungen des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) zurück. Die AMG-Sozialeinrichtungen sorgen dafür, dass auch die Pflegebedürftigen nicht allein gelassen sind. Vor diesem Hintergrund erhielt Dr. Karl Singer, Vorsitzender des DFDB) und Helmut Weinschrott, Direktor der AMG-Sozialeinrichtungen, die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille.

Nach der Festkundgebung in der Donauhalle zelebrierten Pfarrer Peter Zillich, bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, Msgr. Andreas Straub und Pfarrer Walter Sinn aus Semlak im Banat die Pfingstmesse.

Im Alter von vier Jahren ist Anita Maurer (im Bild) aus Schöndorf bei Arad ausgewandert. Zwar in Deutschland integriert, bleibt sie ihrer alten Heimat verbunden. Als HOG-Vorsitzende will sie sich auch für das Dorf ihrer Kindheit einsetzen. Am 4. Oktober veranstaltet sie ein Kirchweihfest mit Trachtenumzug in Schöndorf. Mit leichter Zurückhaltung zeigt sie den diesjährigen Heimatbrief. Das ist jedoch nur Bescheidenheit – das Produkt kann sich nämlich sehen lassen.

Den „Verband für Entwicklungen offen halten“ – unter dieser Devise sieht der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter Dietmar Leber (links), eine Perspektive zum Erhalt von Brauchtum und Tradition. Initiativen von Außen sind für ihn und sein Leitungsgremium besonders wichtig. Den Rahmen dazu möchte die Landsmannschaft auf jeden Fall geben.

Wichtige Voraussetzung, um dem Motto des 30. Heimattages „Heimat erfahren und bewahren“ langfristig gerecht zu werden, ist die Jugend. Ob in der Fußgängerzone in Ulm, in der Donauhalle oder in vielen sonstigen Vor- und Aufführungen treten die Banater Jugend- und Trachtengruppen auf. In ihren Trachten, sowie mit ihren Darbietungen und Tänzen betreiben sie Kultur- und Brauchtumspflege.

Heimattage ohne die Trachten- und Volkstanzgruppe Banater Rosmarein gibt es so gut wie gar keine: Ganz egal, ob diese nun im Banat stattfinden, oder im 1.200 Kilometer entfernten Ulm. Die Tanzgruppe des Deutschen Forums der Banater Jugend (DFBJ) aus Temeswar ist auch sonst bei vielen Veranstaltungen im Banat präsent und selbst im Ausland seit mehr als zwei Jahrzehnten bekannt. Auch diesemal traten sie in der Ulmer Fußgängerzone auf. Leiterin der Gruppe ist Edith Singer.

Wenn sich in vergangenen Jahren bereits am späten Sonntag Nachmittag die Begegnungsorte in der im Ulmer Messezentrum zu leeren begannen, verlängerten diesmal viele ihren Aufenthalt bis nach Mitternacht. Ein wohl zu diesem Zweck eigens angesetzter Tanzabend mit der Band „Topklang“ begeisterte die Teilnehmer an den Heimattagen.

„Kennst du mich noch“? Nicht selten fällt an den Begegnungstischen – auf Ortschaften gegliedert – diese Frage, wenn sich Landsleute manchmal nach Jahrzehnten wiedersehen. Der Bürgermeister von Großsanktnikolaus, D²nu] Groza (rechts), war eigens zum Fest angereist, seine Amtskollegen Darius Postelnicu aus Hatzfeld und Alin Nica aus Neubeschenowa waren beim Treffen ebenfalls zugegen. Zum Abschied gaben sich viele das Versprechen, in zwei Jahren wieder dabei zu sein.

Großen Wert auf Außendarstellung legt die Landsmannschaft: Genauso wie 2012 reiste auch in diesem Jahr eine Gruppe deutscher und rumänischer Journalisten aus dem Banat nach Ulm (hier vor der Abreise). Die rumänischen Kollegen hatten sich im Vorfeld speziell mit Informationen über Landsmannschaft und Banater Schwaben versorgt, trotzdem hatte das Fest für sie auch reichlich Neuigkeitswert.

Die Heimattage der Banater Schwaben sind alle zwei Jahre zu Pfingtsen in Ulm angesagt. Tausende, die sich auch nach der Auswanderung als Banater Schwaben bekennen, reisen an diesen Tagen nach Ulm, in die Stadt, die symbol- und geschichtsträchtig die Patenschaft der Heimattage im Jahr 1998 übernommen hat. Die Heimattage finden gar schon seit seit vier Jahrzehnten in Ulm statt. Traditionsbewahrung, Aufarbeitung der Geschichte Verbundenheit zur alten Heimat, aber auch Förderung der Jugend und der Kultur machten aus dem diesjährigen Fest eine Veranstaltung der ganz besonderen Art. Der Veranstalter, die Landsmannschaft der Banater Schwaben, hatte ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Lesungen und Vorträgen als Alternative zu den Gesprächen der Landsleute in den beiden Messehallen geboten. Über das Ereignis hatte die Banater Zeitung bereits in ihrer Ausgabe vom vergangenen Mittwoch berichtet, nun kommt die Publikation mit einer Bildreportage von Siegfried Thiel (Text) und Constantin Duma (Fotos) auf die Heimattage 2014 zurück.