Ovid-Preis für Herta Müller

Herta Müller: "Auszeichnungen sind etwas Außerliterarisches..."

Herta Müller präsentierte 2005 in Temeswar ihren Band "Der König verneigt sich und mordet" in rumänischer Fassung. Foto: Zoltán Pázmány

Herta Müller, die aus der ehemaligen Banater deutschen Gemeinde Nitzkydorf gebürtige Schriftstellerin, Trägerin des Nobelpreises für Literatur, erhielt den vom PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland verliehenen OVID-Preis für ihr Lebenswerk. Die Preisverleihung erfolgte kürzlich mit einem Festakt in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt. Der Preis besteht jeweils aus einem nicht angegebenen Geldbeitrag, einer Urkunde und einem individuellen Geschenk. Namensgeber dieses Preises ist der bekannte römische Dichter Ovid, der wegen seines freien und kritischen Geistes ins Exil nach Tomis (heute Konstanza) an der Schwarzmeerküste verbannt wurde. Der von Kaiser Augustus  im Jahre 8 n. Chr. verbannte Publius Ovidius Naso, bekanntlich auch im Exil am Schwarzen Meer gestorben, gilt als erster exilierter Schriftsteller. Zu einer derartigen berühmten Identifikationsfigur als Exil-Autor wurden aus der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts z.B. auch Ernst Toller, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger. Der Preis wurde 2017 vom PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland ( 1934 als Deutscher PEN-Klub im Exil gegründet /1948 in Deutscher Exil-Pen umbenannt) für herausragende literarische Veröffentlichungen gestiftet und soll alle zwei Jahre verliehen werden. Erstmals wurde der OVID-Preis 2017 an Guy Stern, Autor, Herausgeber, Hochschullehrer, Direktor eines Instituts des Holocaust-Museums in Detroit,  verliehen. Der zweite, im Dezember 2017 ausgeschriebene OVID-Preis ging nun an die aus dem Banat stammende Nobelpreisträgerin Herta Müller. Der fünfköpfigen Jury gehörten an: die Autoren Gabrielle Alioth, Hans Christian Oeser, Utz Rachowski, der Verleger Burkhard Bierschenck und Frederick A. Lubich, Professor für deutsche Sprache und Literatur.

Die Autorin Herta Müller, 1953 geboren, gehört derzeit zu den meist geehrten und mit allen wichtigen deutschen und internationalen Literaturpreisen bedachten deutschen Gegenwartsautoren. Ihre letzten großen Preis stammen aus dem Jahr 2015, als sie den renommierten Heinrich-Böll-Preis, den Literaturpreis der Stadt Köln, und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Universität und der Universitätsstadt Tübingen erhielt. "Auszeichnungen sind etwas Außerliterarisches. Ich habe noch nie auf einen Preis gewartet" bekannte die Autorin in einem Interview  im "Tagesspiegel", am 8.10.2009, also zwei Tage vor der Bekanntmachung, dass sie den Nobel-Preis für Literatur 2009 erhalten wird. Nach der Bekanntmachung erklärte die Autorin dann vor Berliner Jounalisten , dass sie es nicht fassen könnte und damit auch nicht gerechnet hätte. Bekanntlich erhielt die Autorin ihre ersten Literaturpreise noch in der alten Heimat für ihre erstaunliche Kurzprosa und ihren fulminanten Debütband "Niederungen" (1982): 1981 den Adam-Müller-Guttenbrunn-Förderpreis des Temeswarer Literaturkreises, 1982 den Literaturpreis des VKJ und Debütpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes. Es folgten dann  bis zu ihrer Aussiedlung 1987 zwei weitere deutsche Literaturpreise für diesen Debütband wie der Aspekte- und der Rauriser Literaturpreis (1984 bzw. 1985) und zudem der Richarda-Huch-Preis (1987). In den folgenden Jahren wurde sie fast jährlich mit einem oder mehreren Preisen ausgezeichnet. Hier außer dem Nobelpreis für Literatur (2009) einige bedeutende deutsche und internationale Preise: International IMPAC Dublin Literary Award (1998), Franz Kafka-Preis (1999), Joseph Breitbach-Preis (2003), Berliner Literaturpreis, Würth-Preis für Europäische Literatur und Walter-Hasenclever Literaturpreis (2006), Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2012). Schon seit 1995 ist Herta Müller Mitglied der Deutschen Akademie.