Schuluniformen – zwischen Zwang und Erleichterung

Neue Initiative für Einführung der Uniform in Schulen

Schüler in Uniform (Banater Kolleg) und in „Alltagskleidung“ hier bei einer Theatervorführung
Foto: Zoltán Pázmány

Sanda traf ich Anfang September im rappelvollen Hypermarkt: „Ich kaufe Hemden für meinen großen Sohn ein!“ Da ich wahrscheinlich verständnislos auf die drei weißen Hemden in ihrem Einkaufswagen starrte, fügte sie hinzu: „Für den Schulanfang!“ Da leuchtet es mir ein. Mein Einkaufswagen enthält keine Hemden. Das Tragen der Uniform ist nicht schulpflichtig. Der Schrank meines Großen enthielt bis vor kurzem auch kein weißes Hemd: nur Jeanshemden, karierte Hemden, fein gestreifte Hemden. Bis er mir eines Tages sagte, ein Kollege sei bei der Schulfeier in der IV. Klasse „wie ein Herr“ angezogen gewesen: in weißem Hemd. Also kaufte ich dann auch ein weißes Hemd dazu.

Ein Aufatmen ging Anfang 1990 unter den damaligen Schülern: Die verhasste Uniform samt Krawatte wurde aufgegeben. Endlich konnten die Jugendlichen sich so anziehen, wie sie wollten, endlich gab es keinen Ärger, wenn man ohne Nummer oder Krawatte ertappt wurde, endlich hielt die Jeanshose, die Anfang der 1990er Jahre ein gewisses Statussymbol hatte, Einzug ins Klassenzimmer. Endlich konnte man sich im Winter warm anziehen und im Sommer luftiger, denn die Uniform war gleich im Sommer wie im Winter und wurde dann in der kalten Jahreszeit über den Hosen getragen, was sage und schreibe scheußlich aussah, im Sommer schwitzte man in den langen Ärmeln.

 

Neuer Gesetzesentwurf

Eine neue Gesetzesinitiative, die die Schuluniformen zur Norm im Rumänien machen will, spukt jetzt herum. So sehen das viele Eltern der Generation, die damals die Schulbänke gedrückt haben. Viele, aber nicht alle. Denn die Meinungen gehen auseinander. Und es ist auch gut, wenn es zu einer (gesunden, vernünftigen) Debatte kommen würde.

Was hat konkret zum Vorschlagen der Gesetzesinitiative geführt? Die 14 PSD-Abgeordneten, die die Gesetzesinitiative erarbeitet haben, sprechen darüber, dass „die Uniform zum Vermeiden der Situationen beitragen soll, in denen die Schülerinnen kurze Rücke tragen und dadurch die Blicke der Jungen auf sich ziehen“. Das Projekt soll das Gesetz Nr. 35/2007, das sich mit der Sicherheit in den Schulen befasst, abändern. Die Einführung der Schuluniform soll demnach mehr Sicherheit verschaffen. „Prävention und Bekämpfung der Gewalt in den Schulen, die Erreichung einer gewissen Disziplin, Respekt und guter Geschmack und die Chancengleichheit für Schüler aus sozial schwächeren Familien“ sind einige Ziele dieses Gesetzes.

Immer öfter liest man in den Medien über Drogen und Sex an Schulen. Wenn man sich den Blockbuster „Wilde Gedanken“(„Dangerous Minds“) aus den 1990er Jahren mit Michelle Pfeiffer in der Rolle der coolen Lehrerin, die die Problemkinder zu engagierten Schülern umerzieht, indem sie ihr Herkunftsmilieu sondiert und sich für eine bessere Integration einsetzt, dann merkt man, wie schnell es zu einigen der dort aufgeworfenen Probleme auch hierzulande gekommen ist.

Wenn der Leser meint, dass das Thema Kleidung in Schulen nur in Rumänien diskutiert wird, dann liegt er falsch. Vergangenes Jahr ging ein Rumoren in den deutschen Medien über das Verbot knapper Kleidung an den Schulen, lies Hotpants. Da konnte man zum Beispiel Beiträge wie „Das Ende der Beinfreiheit“ lesen, wo die Autorin Julia Bähr für die FAZ über einen „Klassiker der dummen Ideen“ spricht.

Miniröcke wurden auch Anfang der 1990er Jahre getragen. Zwar ließen sich die Schülerinnen von damals, noch ab und zu von der Mutter ermahnen, dass der Rock, der in der Schule getragen wurde, nicht zu kurz werden sollte. Und zugegeben, der damalige Minirock war fast doppelt so lang wie der heutige.

 

Dafür oder dagegen

Die Gesetzesinitiative will nicht vorschreiben, wie die Uniform aussehen soll, jede Schule soll ihr eigenes Modell vorschlagen, nicht „Bukarest“ oder „das Ministerium“ soll alle bevormunden.

Schuluniformen gibt es auch zurzeit in einigen Schulen Temeswars, so am Banater Kolleg, am Pädagogik-Lyzeum, am Musiklyzeum „Ion Vidu“ und an einigen Allgemeinschulen. Oana Pentea ist Lehrerin an der Schule Nr. 2 und selber Mutter zweier Kinder: „Ich bin dafür. Wenn wir eine Institution betreten, kommen wir in unserer Berufskleidung, nicht so angezogen wie zu Hause oder im Park. An unserer Schule tragen die Mädchen Sarafane, die Jungen haben Westen, weiße Hemden und Hosen. Das Muster ist Pepita, ich hätte sie vielleicht farbenfroher gewünscht. In den Klassen V. bis VIII. tragen die Schüler allerdings nur eine Weste. Ich habe es bedauert, dass mein Sohn, der an einer anderen Schule ist, keine Uniform hat. Auch die Eltern haben da weniger Kopfzerbrechen“.

Das Gesetz sieht zurzeit auch vor, dass sich die Schulleitungen für das Schuluniformmuster das Einverständnis des Elternrates holen und die Vertreter der Schüler befragen sollen. Schüler, die aus finanziell schwachen Familien stammen, sollten laut de Gesetzentwurf auch Sozialstipendien bekommen, um diese Uniformen zu kaufen. Denn die großen Unterschiede in den Einkommen der Eltern lassen sich oft an der Kleidung der Kinder ablesen, was die nur zu verständliche Unzufriedenheit der Kleinen zur Folge hat.

Auch der stellvertretende Generalschulinspektor Ioan Aurelian Sima findet die Idee „in Ordnung, wenn sich auch von den Eltern akzeptiert wird: Es wäre schön, wenn sich jede Schule durch ein gewisses Emblem oder Ähnliches identifizieren würde.“

Egal wie das Ergebnis herausschaut, eine Debatte wäre angebracht.