Sonderpreis der Jury für Ilse Hehn

65. Jubiläum seit Gründung der Temeswarer USR-Filiale

Die preisgekrönte Banater Autorin Ilse Hehn Foto: Zoltán Pázmány

Zur Genugtuung der deutschen "Fraktion" in der Temeswarer Zweigstelle des Rumänischen Schriftstellerverbandes ging heuer im Rahmen der tradionellen Verleihung der Jahrespreise dieser Filiale der Sonderpreis der Jury an die Banater deutsche Autorin Ilse Hehn für ihren Lyrikband "Irrlichter.Kopfpolizei Securitate". Gleichzeitig wurde auch die Temeswarer Autorin Marlene Heckman-Negrescu für die Übersetzung ins Rumänische dieses 2013 im Gerhard-Hess-Verlag Ulm erschienenen Buches ausgezeichnet. Außer Preise für Lyrik, Prosa, Literaturkritik, Debüt wurde auch ein Preis für das Gesamtwerk (Opera omnia) verliehen. Dieser ging an die Temeswarer ungarische Schriftstellerin Maria Pongrácz-Popescu (geb. 1941): Die Prosaautorin und Publizistin, seit 2009 auch Vizevorsitzende der Filiale, Autorin zahlreicher Kurzprosabände, wird damit schon mit dem vierten Preis von der Temeswarer USR-Zweigstelle geehrt.

Die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Ilse Hehn, geboren 1943 in Lowrin, schuf mit ihrem zweisprachigen Lyrikbuch, mit Gedichten, Notaten, Collagen und Malerei eine eindringliche poetische Auseinandersetzung mit dem Ceau{escu-Regime und dessen alles beherrschenden Geheimpolizei. Die Autorin besticht auch diesmal, wie in etlichen ihrer Bücher, durch ihre Experimentierfreudigkeit, die kunstvolle Aufmachung, von Malerei, über Grafik bis zur Fotokunst. Das Buch entstand, nachdem Ilse Hehn erst spät, im August 2011, bei CNSAS in Bukarest Einsicht in ihre Securitate-Akte mit dem Namen "DIE KOGGE" erhielt Eine Antwort auf dieses  unserer aller gewalttätigen Biographiekapitels suchend, findet sie ohne Verbissenheit den Schlüssel dazu in der künstlerischen Verfremdung. In ihrem Buch werden neben Gedichten Kopien ihrer Aktennotizen, umrahmt von Malereien, als Zitate gebracht, was zu einer interessanten Neudeutung dieser vielbeschriebenen Problematik führt.

Ilse Hehn debütierte 1973 mit dem Gedichtband "So weit der Weg nach Ninive". Bis zu ihrer Aussiedlung nach Deutschland 1992 war sie als Kunstlehrerin in Mediasch tätig, seitdem lebt sich als Schriftstellerin und Kunstdozentin in Ulm. Sie veröffentlichte in Deutschland und Rumänien mehrere Lyrik- und Prosabände, etliche davon zweisprachig, ausgestattet mit eigenen Malereien, Grafiken oder Kunstfotos.

Aus dem Jahr 2013 zudem hervorzuheben ihr viel beachteter Band "Heimat zum Anfassen.Das Gedächtnis der Dinge", Gerhard- Hess- Verlag  Ulm. Hehn ist Vizepräsidentin des Exil-P.E.N.- Sektion deutsprachige Länder Europas.

Nach dem AMG-Literaturpreis (1988), einem Ehrendiplom (2006), dem Nikolaus-Berwanger"-Literaturpreis (2007) ist dies ihr vierter Preis von der Temeswarer USR-Zweigstelle.

Kürzlich wurden auch das 65. Jubiläum seit der Gründung der Temeswarer Filiale des Rumänischen Schriftstellerverbandes und 50 Jahre seit der Grpündungd er Literaturzeitschrift "Orizont" gefeiert. Die Temeswarer Filiale wurde 1949 mit 16 Mitgliedern gegründet, erster Vorsitzender war Alexandru Jebeleanu. Heute gehört die Zweigstelle , seit 1990 unter der Leitung des Literaturkritikers Cornel Ungureanu, mit 220 Mitgliedern aus Rumänien und aus der ganzen Welt (sogar Südafrika und USA) und einer beachtlichen deutschen "Fraktion" (derzeit 14 Mitglieder) zu den stärksten Filialen der rumänischen Schriftstellergilde.