Sprachkurse, Nachfrage und Fachkräftemangel,

Deutsch-Boom an Temescher Schulen hält an

Die Schüler der deutschen Abteilung in Großsanktnikolaus sind nach der 8. Klasse durchaus in der Lage, die Schule zu besuchen, die sie wünschen und müssen nicht mit dem vorlieb nehmen, was übrig bleibt. So beschreibt Dietlinde Huhn das Ausbildungsniveau ihrer Schüler.

Das Interesse für Deutsch, gepaart mit schlechter Entlohnung von Lehrkräften in Rumänien, konfrontiert Schulleitungen, Fachinspektoren und bis hin zu Ministerialdirektoren, Unterstaatssekretärin und DFDR-Abgeordneten mit nur teilweise lösbaren Aufgaben. Der Lehrermangel an deutschen Schulen ist gelegentlich so akut, dass ganze Abteilungen Gefahr laufen, geschlossen zu werden, weil immer weniger Lehrer die verschiedenen Fächer auf Deutsch vorzutragen vermögen. Im Gegensatz dazu ist das Interesse bei Eltern und Schülern für deutsche Abteilungen ungebrochen und solche Erkenntnisse sind nicht nur für die Lenau-Schule gültig: Auch an anderen Schulen in Temeswar sowie in anderen Ortschaften des Verwaltungskreises Temesch/ Timis mit deutschsprachigem Unterricht stellt sich allein eine einzige Frage: Woher die Lehrkräfte. Gefordert ist möglicherweise auch Deutschland über sein Lehrerentsendeprogramm, denn damit kann Deutsch im Ausland gefördert werden und es gibt wohl kaum zwei Meinungen in dieser Hinsicht in Unternehmen, die in Rumänien angesiedelt sind.

 

Deutsch: Freiwillig und gratis

 

Jahrzehnte lang war Dietlinde Huhn stellvertretende Schulleiterin an der Allgemeinschule Nr. 2 in Großsanktnikolaus/ Sânnicolau Mare. Ab diesem Jahr ist sie Rentnerin, bleibt jedoch der Schule als Deutschlehrerin erhalten. Die langjährige Lehrkraft in der westrumänischen Kleinstadt, Ramona Suba, hat nun das Amt von Dietlinde Huhn übernommen und zeichnet zuständig für die nahezu 200 Kinder, die an der deutschen Abteilung der Schule und am deutschen Kindergarten der Stadt lernen.

Oft bleiben Kinder, deren Eltern im Ausland auf Arbeit sind, in der Grundschule im Ort, um dann später zu ihren Eltern zu ziehen, beschreibt Dietlinde Huhn für die Banater Zeitung die Situation an der deutschen Abteilung. „Es gibt auch Familien, die von ihren Auslandsjobs nach einigen Jahren aus Belgien, Deutschland oder Österreich heimkehren und ihre Kinder in die deutsche Abteilung in Großsanktnikolaus einschreiben“, zeigt Dietlinde Huhn den Grund für die recht hohe Fluktuation der Schüler an der deutschen Abteilung auf.

Die Tradition in der noch immer über weite Strecken deutsch geprägten Kleinstadt, eine deutsche Abteilung bis zur achten Klasse zu erhalten, wäre möglicherweise auf Dauer nicht tragbar gewesen, auch wenn nach wie vor Schüler aus den Nachbarortschaften in diese Abteilung nach Großsanktnikolaus pendeln. Immer wieder hatten Eltern aus andersnationalen Familien ihre Kinder in den deutschen Kindergarten geschickt, aber dann befürchtet, dass diese ohne Hilfe aus dem Elternhaus keine guten Leistungen bringen würden. Dann setzte Dietlinde Huhn ein Modell um, dass in der Stadt an der Aranka gefruchtet hat: Kostenlose Deutschkurse bietet jeweils die Lehrerin an, die im Jahr darauf die Anfängerklasse in der Schule übernimmt. Bereits in diesem Tagen laufen die Vorbereitungen, um Interessenten aus allen Kindergärten der Stadt auf das kommende Schuljahr an der deutschen Abteilung sprachlich vorzubereiten.

 

Akuter Lehrermangel

 

Ganz egal, ob an den deutschen Abteilungen in Großsanktnikolaus, Lugosch, oder am Banater Kolleg in Temeswar: An Schülern mangelt es nicht, sondern allein die Frage stellt sich, wer diese Schüler vor allem in den höheren Klassen betreuen soll, wenn die Grundschullehrer von Fachlehrern ersetzt werden. Am Banater Kolleg gibt es an der deutschen Abteilung bis zur vierten Klasse gleich zwei Jahrgänge, in denen zwei Parallelklassen laufen – so groß ist die Nachfrage, obwohl sich gleichzeitig der Zulauf am Nikolaus Lenau-Lyzeum in den letzten beiden Jahren gegenüber den Jahren zuvor pro Jahrgang in etwa verdoppelt hat. In der Null-Klasse sind am Kolleg 35 Kinder eingeschrieben. „An unserer Schule hat sich mit der neuen Schulleitung auch eine viel bessere Atmosphäre entwickelt“, sagt der deutsche Gastlehrer Martin Schwägerl, der nach drei Jahren anderweitiger Lehraufträge erneut am Banater Kolleg vorträgt. Sozio-Human-Fächer trägt Schwägerl vor, da in diesen Fachgebieten Lehrermangel herrscht. Zwar gibt es an den Lyzealklassen des Banater Kollegs weder eine 9., noch eine 12. Klasse, doch das Gesamtinteresse für Deutsch stimmt auch über die Abteilung Deutsch Muttersprache hinaus: An zwei Null-Klassen der rumänischen Abteilung wird Deutsch-Intensiv unterrichtet. Es sei „eine große Herausforderung, qualifizierte Fachlehrer für die deutschen Abteilungen  zu finden“, sagt der Schulleiter des Banater Kollegs, Sorin Ionescu der Banater Zeitung. In diesem Jahr sei es gelungen, adäquates Personal für alle Klassen zu finden, wie sich dies in Zukunft entwickeln wird ist unklar, doch auf die deutsche Abteilung möchte er keinesfalls verzichten, auch wenn gezwungenermaßen auch mal ein Fach an der deutschen Abteilung auf Rumänisch vorgetragen würde.