Stroe: Automobilzulieferer suchen niedrige Arbeitskosten

Facharbeiter lassen jedoch die Gehaltsspirale steigen

Der rumänische Fuhrpark beträgt derzeit etwa sechs Millionen Fahrzeuge. Über den Gebrauchtwagenmarkt bleibt der Anteil an Wagen älteren Baujahres weiterhin gehoben. Der Absatz an Neuwagen geht unterdessen schleppend und fabrikneue Autos müssen lange auf einen Käufer warten.
Symbolfoto: Zoltán Pázmány

Wenige Wochen sind es erst her, seitdem Constantin Stroe, Vizepräsident des Automobilbauers Dacia in Temeswar den Continental-Konzern für seine Implikation in die Fort- und Ausbildung von Fachkräften aller Art gelobt hatte. Als Vorsitzender der Vereinigung der Rumänischen Automobilbauer machte er nun eine Aussage mit pro und Kontra. Zum einen wies er auf die Tatsache hin, dass gerade die niedrigen Arbeitskosten Rumänien für die internationalen Automobilkonzerne attraktiv behalten, zum andern sagte er wörtlich „leider wird Rumänien noch viele Jahre den letzen Rang belegen, was die Gehaltskosten betrifft“. Mit dem Grundgedanken „Billiglohnland“ befindet sich Stroe auch im Widerspruch zu dem, was der Rektor der Temeswarer staatlichen Westuniversität, Marilen Pirtea, vor kurzem zu diesem Thema sagte. Pirtea glaubt nämlich, dass künftig die Renten nur dann bezahlt werden können, wenn auch die Löhne höher sind. Andererseits seien höhere Löhne nur dann sprunghaft zu erreichen, wenn die Bürger besser ausgebildet sind. Der Begriff „Billiglohnland“ hat jedoch nur dann Bestand, wenn der Rumänienstandort Fließbandarbeit vorsieht.  

Constantin Stroe zeigte auf, dass es derzeit mehr als 600 Standorte verschiedener Automobilzulieferer in Rumänien gibt. Diese beschäftigen zirka 203.000 Mitarbeiter, ein Niveau, das vom Potenzial des rumänischen Arbeitsmarktes weit entfernt sei, sagte Stroe. Sicherlich ist die derzeitige Arbeitslosenrate von 7,4 Prozent in Rumänien ein Argument für Stroe. Den Daten des Nationalen Statistikamtes INS nach, waren Ende März d.J. 655.000 Bürger in Rumänien als beschäftigungslos gemeldet. Dies würde jedoch voraussetzen, dass die ausländischen Unternehmen ihre Niederlassungen dahin verlegen, wo es ausreichend Arbeitskräfte dazu gibt. In Verwaltungskreisen wie im westrumänischen Temesch sind solche Ansiedlungen weniger rentabel,  da hier die Arbeitslosigkeit auf Kreisebene bis auf 1,4 Prozent gesunken ist. Ebenfalls niedrig war die Quote der Erwerbslosen im Kreis Arad (2,6 Prozent). Besorgnis erregend ist jedoch die vom Statistikamt veröffentlichte Statistik über die Beschäftigung von Jugendlichen: im ersten Quartal 2015 gingen die Bürger Rumäniens zwischen 15-24 Jahren nur zu 23 Prozent einer Beschäftigung nach.

Im vergangenen Jahr beliefen sich die Geschäftsziffern in der gesamten rumänischen Automobilindustrie, auf 18 Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel davon gehen auf das Konto der Zulieferindustrie, also der Komponente-Hersteller. Vor allem Investitionen französischer Unternehmen aus der Branche scheint Stroe für die Zukunft im Visier zu haben, nachdem er – wie Mediafax berichtet - eine Reihe von Treffen mit Investoren aus diesem Sektor hatte. Es gäbe gute Bedingungen für französische Firmen, in Rumänien Investitionen zu tätigen, so Stroe. Er sprach dabei auch die Bedeutung von Staatshilfen für die Investoren an. Die Höhe dieser Unterstützung für Investitionen überschreite pro Jahr zehn Millionen Euro. Constantin Stroe erwähnte auch, dass 53,1 Prozent der Staatshilfen zwischen 2007 - 2013 der Automobilindustrie zugedacht waren.

Der Vorsitzende der rumänischen Automobilbauer nannte es ein sinnloses Unterfangen, wenn in Rumänien vom Staat Fonds zur Erneuerung des Autoparks zur Verfügung gestellt werden, aber gleichzeitig die massive Einfuhr von Gebrauchtwagen zugelassen wird. Gefragt, ob ein dritter Automobilhersteller einen Standort in Rumänien haben könne, ließ Stroe ein solches Interesse durchaus erkennen. „Hoffentlich erleben wir keine dritte Panne. Das heißt, dass wir bereits zwei solcher hatten“. In etwa zwei Jahren ist in für alle Wagen in Rumänien das eCall-System Pflicht, über das bei Unfällen automatisch der 112-Notruf ausgelöst wird. Auch dieses Thema sprach Stroe auf Mediafax an. „Wir haben die besten IT-Speziallisten. In zwei Jahren ist das eCall System, das Telefon bei Unfällen, Pflicht. Das System darf nicht extrem kompliziert sein, denn man muss auch „Rücksicht auf das technische Wissen jener nehmen, die hinter dem Lenkrad sitzen“. Stroe zufolge bedarf es eines einfachen Auslöser-Knopfes, der jedoch gerade wegen seiner Effizienz eine gehobene Ingenieursleistung voraussieht.