Verborgenes und Vergessenes

Zu: Hans Haas, Das Adelsgeschlecht Nákó de Nagy-Szentmiklós, Verlag Banatul Montan Reschitza 2011, ISBN 978-973-1929-42-2

„Aufstieg und Niedergang einer Grafendynastie“ heißt der Untertitel, den der Autor Hans Haas seinem Buch beifügt, das den Werdegang einer adeligen Familie aus seinem Heimatstädtchen Großsanktnikolaus/ Sânnicolau Mare in Wort und Bild schildert.

Wie der Autor, 1939 in Großsanktnikolaus geboren, gelernter Agronomingenieur und gleichzeitig leidenschaftlicher Lokalhistoriker, in Deutschland lebend, in seinem Vorwort bekennt, soll damit die Leserschaft für dieses stadtgeschichtliche Thema gewonnen werden, „denn hier haben sich in besonderer Weise das Schicksal einer Grafenfamilie und die urbane Entwicklung meines Heimatortes miteinander verflochten“.

Ein Kapitel umschreibt den historischen Hintergrund zum Begriff Banat. Darauf wird die Erbfolge des Adelsgeschlechts bis zum Ende der Grundherrschaft beschrieben. Die Familiengeschichte der Nakós reicht bis ins Mittelalter zurück: Den Dokumenten gemäß stammt die Familie aus dem griechischen Marktflecken Dogriani in Mazedonien. Da wird ein Cyrill aus dem Stamm Nako Kipriano bereits im Jahr 1300 als Edelmann geführt.

Die ersten Nakos im Banat waren ab Mitte des 18. Jahrhunderts ein griechisches Brüderpaar, die türkische Untertanen waren und als Lieferanten der türkischen Armee reich wurden. Cristoph Nako, geb. 1745,  ergab die erste Nako-Generation aus Großsanktnikolaus. 1919 übersiedelte die Familie nach Ungarn. Zurückblieb bis heute nur das 1864 von Nako Kalman errichtete Schloss in der Stadtmitte, die von der Familie gestiftete katholische Pfarrkirche.

Das Grafenkastell, heute Kulturhaus und Stadtmuseum, war im 20. Jahrhundert gar Sitz der Eisernen Garde, Kaserne, Traktoristenschule, Bela-Bartok-Museum, Haus der Pioniere , nach der Wende Disko oder Fitness-Saal.

Obwohl diese Adelsfamilie vor den letzten Generationen von der kommunistischen Propaganda diskreditiert wurde, ihre Verdienste verschwiegen wurden, geht es nicht vorrangig um eine Rehabilitierung, sondern darum, Vergessenes aufzufrischen, Verborgenes aus der Geschichte ans Licht zu befördern. Für viele heutigen Bewohner von Großsanktnikolaus, für viele Ausgewanderte waren viele Fragen über Herkunft, Schicksal und Werdegang dieses Adelsgeschlechts offen geblieben.

Der Autor schafft Antworten mit einem großzügigen Quellenmaterial, ein reicher, bisher verloren geglaubter Dokumenten- und Bilderfundus (Dokumentensammlung, Soziale Dokumente, Bildersammlung sowie Faltblätter) wird als Anhang ins Buch gebracht. Außerdem ist dieses nach „Dichtung und Wahrheit zur Geschichte von Großsanktnikolaus“ zweite Buch von Hans Haas für viele eine interessante Lektüre. U. a. auch wegen der Forscherakribie und dem angenehmen, anekdotischen Stil des Autors.