Verlassen oder wiederbelebt

Ehemalige Freibäder zu Sommergärten und Clubs umgebaut

Die Bega-Ufer waren bis 1989 von Sportanlagen belebt. Ein Haufen Schutt – so sieht heute das ehemalige „Voinţa“-Freibad (im Bild) aus.

Auf dem alten „Banatul“-Gelände sind heute zwei Sommergärten entstanden – „La Căpiţe“ und „Vineri 15“. Sich sonnen oder schwimmen kann man hier nicht mehr – dagegen können sich Besucher in einem lockeren Ambiente unterhalten.

Auf dem alten „Banatul“-Gelände sind heute zwei Sommergärten entstanden – „La Căpiţe“ und „Vineri 15“. Sich sonnen oder schwimmen kann man hier nicht mehr – dagegen können sich Besucher in einem lockeren Ambiente unterhalten

Das Freibad des ehemaligen Schwermaschinenkombinats U.M.T. am Stadtrand von Temeswar wurde vor Jahren privatisiert und modernisiert. Die Anlage ist heute eines der größten Freibäder in der Stadt.

Lange, bevor es die modernen Freibäder Heaven, No Name und Sun Beach gab, existierten in Temeswar die Freibäder der jeweiligen Fabriken und Institutionen. Fast jedes sozialistische Unternehmen hatte in der Bega-Stadt seine eigene Sport- und Freizeitanlage mit Schwimmbecken für die Angestellten und deren Angehörige. Darunter das U.M.T.-Freibad, unmittelbar neben dem Schwermaschinenkombinat U.M.T. am Stadtrand von Temeswar, die „Textila“-Anlage von U.T.T. (die Temeswarer Textilfabrik), das Freibad (später auch mit überdachter Schwimmhalle) der Temeswarer Wollindustrie (ILSA), die Sportanlage des Leuchtkörper-Herstellers Elba gegenüber dem Temescher Kreiskrankenhaus sowie viele Anlagen entlang der Bega-Ufer, darunter die Freibäder von „Electrica“, „Electrometal“, „C.F.R.“ oder „Constructorul“.

Der Schicksal dieser Freibäder wurde bald nach der Wende entschieden – genauso wie viele der Traditionsunternehmen sind sie entweder schrittweise verschwunden oder privat wiederbelebt worden. Die Anzahl letzterer ist wesentlich geringer.

 

Eins nach dem anderen wurden die bekanntesten Schwimmbäder und Sportanlagen in Temeswar geschlossen – sowohl die ehemalige, heute sanierungsbedürftige Sportanlage „Uszoda“ (ung. Schwimmbad) im Zentralpark, neben der Hutfabrik, als auch das Tineretului-Freibad an der Lugoscher Straße, das nur kurz für das Konzert des Latinosängers Julio Iglesias im Sommer des Jahres 2007 eröffnet wurde oder die ehemalige Sportanlage von „Elba“, die völlig abgerissen wurde.

Viele Anlagen überlebten noch bis Ende der 1990er Jahre als private Unternehmen, dann wurden sie zu anderen Zwecken umgestaltet. Clubs, Sommergärten, Sportplätze und letztendlich auch Freibäder wurden daraus – so die ehemalige Sportanlagen auf dem Iosif-Bulbuca-Boulevard gegenüber des Temescher Kreiskrankenhauses, wie die Anlage von UGSR (Verein der rumänischen Gewerkschaften), die seit Jahren das „No Name“-Freibad und den gleichnamigen Club beherbergt, die FAEM-Anlage, auf der sich heute der Club „Lemon“ befindet, das „Proiectantul“- und das ISIM-Areal auf denen heute noch Schwimmbecken und Tennis- und Fußballplätze stehen.

Die Freibad-Oase in Temeswar erstreckte sich aber entlang der Bega in der Temeswarer Innenstadt – von der Michelangelo-Brücke angefangen und bis zur Brücke in der Josefstadt waren hier sechs Schwimmbäder und Sportanlagen zu finden. Das Thermal-Freibad an der Kreuzung des Michaelangelo- mit dem Corneliu-Coposu-Boulevard gibt den Start dieser Kette. Die Anlage wurde in den letzten Jahren modernisiert. Heute heißt das Freibad „ZHH Termal“. Allein der Name erinnert noch an das, was vor der Wende hier einst zu finden war – Thermalwasser. Der Freibad hat, genau wie vor der Wende, zwei Becken – eines für Kinder und eines für Erwachsene.

 

Alte Freizeitanlagen neu eingerichtet

Über die Straße, Bega-abwärts, gleich gegenüber der West-Universität, sind viele der ehemaligen Sport- und Freizeitanlagen der sozialistischen Fabriken zu finden. Die erste, gleich an der Kreuzung mit dem Michelangelo-Boulevard, ist „Electrica“. Hier stehen immer noch ein Schwimmbecken und mehrere Tennisfelder. Seit einem Jahr wird das Becken nicht mehr mit Wasser gefüllt und die Tennisfelder wurden an eine Privatperson verkauft. Da sind auch einige der wenigen Tennisplätze in der Stadt, wo man auf rotem Sand spielen kann. Auf dem Gelände der Sportanlage soll demnächst ein Sommergarten eingerichtet werden.

Gleich nebenan war bis 1989 die Freizeitanlage der Schuhfabrik „Banatul“. Nach der Wende wurde die Anlage privatisiert und als „Cessena“-Terrasse mit Freibad, einem Biergarten und einem Restaurant sowie mit einem Sportplatz, der meistens für Freizeit-Fußball gemietet wurde, bekannt. Vor einigen Jahren wurde die Anlage verkauft und in einen modernen Sommergarten umgewandelt. „La Căpiţe“ - Zu den Heuschobern - heißt nun der Ort. 2013 wurde ein Teil des ehemaligen Geländes von „Cessena“ in einen Raum für Kultur, Plauderei und feine Unterhaltung umgewandelt. Der Sommergarten soll an die Welt der Kindheit, auf das Dorf, erinnern – so dass hier zahlreiche Heuhaufen und Strohballen stehen, die als Sitzplätze dienen. Die Kunden können hier sogar Schmalzbrot mit Scheiben roter Zwiebeln verzehren und sich in einer angenehmen Stimmung unterhalten. Jede Woche werden Musikevents wie Jazz-, Folk- oder Rockkonzerte mit mehr oder wenig bekannten Bands organisiert. Auf dem anderen Teil des Geländes der ehemaligen „Banatul“-Anlage wurde in diesem Frühling ein weiterer Sommergarten eröffnet. „Vineri 15“ ist eine Terrasse mit Bar und Restaurant. Auch hier werden am Wochenende Konzerte und Parties veranstaltet.

Auf dem Gelände des ehemaligen Freibads von „Electrometal“, nebenan, wurden im Laufe der Jahre mehrere Clubs eingerichtet – so zum Beispiel die Sommerclubs Riverdeck oder Pantheon. Mittlerweile ist hier ein Restaurant entstanden. Bei „Prestige Events“ werden vor allem Hochzeiten organisiert.  Die letzte Anlage auf dem Pârvan-Boulevard war die der rumänischen Eisenbahngesellschaft „C.F.R.“. Auf dem großzügigen Areal gegenüber der TU „Politehnica“ ist aus dem ehemaligen Freibad und der Studentenmensa vor der Wende, das „Eminescu“-Freibad in den 1990er Jahren entstanden. Das Schwimmbecken wurde öfters während der Winterzeit in eine Eislaufbahn umgewandelt. Auch mehrere Konzerte wurden auf dem Gelände in den 1990er Jahren organisiert – darunter auch einige Auflagen des Temeswarer Rockfestivals „Tim Rock“.

 

Viele Anlagen stehen verlassen da

Wenn man weiter entlang des Bega-Kanals, am Flora-Restaurant, vorbei geht und die Brücke Richtung Mariaplatz überquert, so erreicht man drei Sportanlangen in der Tudor-Vladimirescu-Uferstraße. Wenn diese Freibäder einst ihre Besucher mit Entspannung am Schwimmbecken, Sonnenbaden oder Sportplätzen für Tennis-, Handball- und Basketballbegeisterte begrüßen konnten – wurde ihr Urteil kurz nach der Wende unnachgiebig gesprochen. Denn nach gescheiterten Versuchen, ihr Überleben zu sichern, und ohne viel Investition seitens der neuen Besitzer, wurden die Voin]a“ und „IAT-Autoturisme“ (kurz auch als „Auto“-Freibad bekannt) bereits vor mehr als einem Jahrzehnt geschlossen. Von diesen drei Anlagen in der Vladimirescu-Straße empfängt allein „Constructorul“ heute noch seine Kunden – jedoch in einer ziemlich verschiedenen Art und Weise. Gleich am Ufer der Bega wurde auf dem Gelände ein Sommergarten eingerichtet. „Docks“ ist als Sommergarten des Bierhauses an der Ungureanu-Straße und als eine Alternative zu den vielen Terrassen am Domplatz entstanden, lässt einer der beiden Eigentümer, Romulus [oimu, wissen. Der Sommergarten begeht in diesem Jahr bereits die achte Saison hier. Der aktuelle Besitzer der „Constructorul“-Sportanlange kümmert sich noch um den Tennisplatz, der fürs Spielen und für Trainings gemietet werden kann. Der Handballplatz, wo früher die Junioren- und Senioren-Mannschaften des Temeswarer Handballclubs trainierten, steht verlassen da.