Vitale Rolle des Theaters in der Gesellschaft

Internationale Konferenz "Theater und Politik" in Temeswar: Hohe Ehrung für Dr. Eleonora Ringler-Pascu

Gerhard Reiweger, österreichischer Botschafter in Bukarest, überreicht hohen österreichischen Orden an Eleonora Ringler-Pascu.

Vernissage der Aussstellung "Das Buch, ein erzählendes Objekt".
Fotos: Zoltán Pázmány

Temeswar - "Theater und Politik" betitelte sich die Internationale Konferenz für Theaterstudien, die am Wochenende an der West-Uni Temeswar ihre II. Auflage erlebte. Organisiert wurde diese Veranstaltung von der West-Uni, der Fakultät für Musik und Theater und dem Kulturverein 360 Grad. Zu den Hauptpartnern des Events zählten u.a. das Österreichische Kulturforum Bukarest, das Deutsche Kulturforum Östliches Europa Potsdam, das DKZ Temeswar, das DSTT und die Österreich-Bibliothek. Die große österreichische Präsenz in der Begastadt an der Spitze mit Gerhard Reiweger, dem österreichischen Botschafter in Bukarest, galt zudem der Ehrung einer Temeswarer deutschen Kulturpersönlichkeit: Botschafter Reiweger überreichte der Philologin, Theaterwissenschaftlerin und -pädagogin Prof. Dr. Eleonora Ringler-Pascu, einer ehemaligen Werfel-Stipendiatin, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Das- für ihre Verdienste als Literaturvermittlerin, für die Pflege und Vermittlung der österreichischen und deutschen Literatur, für ihre Tätigkeit als Theaterwissenschaftlerin und Hochschullehrerin, als ehemalige Leiterin der Österreich-Bibliothek, für ihre entscheidende Rolle in der Öffnung der Musik- und Theater-Hochschule gegenüber Europa und der Welt. Gefeiert wurde Prof. Ringler-Pascu, Leiterin der Abteilung für deutsche Schauspielklassen an der West-Uni, nicht nur durch eine großzügige Laudatio sondern auch mit einem Kurzkonzert eines Studentenquartetts (vorgestellt von Prof. Walter Kindl) mit Stücken von Schubert, Brahms, Dvorak und J. Strauss.

Die Internationale Konferenz, die die Doppelrolle des Theaters heute als vitaler Kulturfaktor wie auch als wichtiger Akteur auf dem sozial-politischen Parkett ansprach, wurde am ersten Konferenztag an der West-Uni mit einem Grußwort von Dr. Eleonora Ringler-Pascu eröffnet. Es folgten Plenarvorträge  von Dr. Sorin Crișan (Neumarkt), Dr. Caroline Exner (Wien) und Dr. Violeta Zonte (Dekan der Temeswarer Musik-und Theater-Hochschule). In der Aula der Zentralen Universitätsbibliothek "Eugen Todoran" wurde die Ausstellung "Das Buch, ein erzählendes Objekt" von Diana Katharina eröffnet. Es folgte die Buchpräsentation "Warum das Theater nicht verschwindet" von Dr. Eugen Păsăreanu.

Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven

Rolle und Chancen des deutschen Minderheitentheaters in Südosteuropa

Im Rahmen der Konferenz "Theater und Politik" veranstaltete das Deutsche Kulturforum östliches Europa Potsdam in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater an der Temeswarer West-Uni die Sektion zum Thema "Zukunft des deutschen Minderheitentheaters in Südosteuropa". Gerade in Temeswar, der künftigen Kulturhauptstadt Europas 2021, die auch das bedeutendste deutsche Theater dieser EU-Region vorzeigen kann, sollte mittels Vorträgen und Diskussion der Versuch gemacht werden, auf wichtige Fragen und Themen betreffend die Zukunft des deutschen Minderheitentheaters in Südosteuropa Antworten zu finden. Eingeladen hatte man als Referenten Theaterpraktikerinnen und -macherinnnen aus der deutschen Theaterszene dieser Region: Alexandra Murăruș (Hermannstadt), Ildiko Frank (Seksard, Ungarn), Carmen Elisabeth Puchianu (Kronstadt) und Simona Vintilă (Temeswar). Alexandra Murăruș, Schauspielerin an der deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters Hermannstadt, sprach über Geschichte und Perspektiven des deutschen Theaters in Hermannstadt. Mit dem Impulsreferat "Deutsche Bühne Ungarn- gestern&heute" schilderte Ildiko Frank, Intendantin der Deutschen Bühne Ungarn, mit anschaulichen Auszügen aus der Praxis die schon jahrzehntelange Tätigkeit des deutschen Theaters in Seksard und sprach Initiativen und  Perspektiven dieser Bühne an. Simona Vintilă, Schauspielerin und Regisseurin am DSTT, eine junge aber schon erfahrene Theatermacherin, sprach kurz über Simultanübersetzung und Übertitelung, zwei Methoden, die sich in den letzten Jahren bei der Sichtbarmachung des Minderheitentheaters, auch des DSTT, bewährt haben. Leider fiel das Referat von Carmen E. Puchianu, einer erfolgreichen Theatermacherin der deutschen Alternativszene in Rumänien, wegen Erkrankung der Referentin aus. Die folgende Podiums- und Publikumsdiskussion mit den Referentinnen, moderiert von Dr. Ingeborg Szöllösi vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, rückte die bleibende große Bedeutung des deutschen Minderheitentheaters in den in Umwandlung befindlichen Gesellschaften dieser Region Europas, heute EU-Region, in den Mittelpunkt. Denn, was die multiethnischen Gesellschaften Südosteuropas und, warum nicht, das Vielvölkerensemble Europa, vom deutschen Minderheitentheater weiterhin lernen können ist Anpassung und effizienter kultureller Widerstand wie auch ein unermüdliches, experimentierfreudiges Wirken für Erhalt und Zukunft. In der Aula der Zentralen Universitätsbibliothek "Eugen Todoran" wurde die Ausstellung "Das Buch, ein erzählendes Objekt" von Diana Katharina eröffnet. Die Plenarvorträge, Referate und Diskussionen in mehreren Sektionen wurden mit zwei Theaterbesuchen im Rahmen des vom DSTT abgehaltenen internationalen Eurothalia-Festivals abgerundet.