Zum dritten Mal: Wiener Ball in Temeswar

„Wiener Ball“ auch in Temeswar: Für die Debütanten stellt der Abend den Eintritt in die hohe Gesellschaft dar.

Die jüngsten Künstler auf der Bühne genossen den größten Applaus.
Fotos: Zoltán Pázmány

Roxana Jinaru hat die Ballschuhe angezogen, ihr weißes Satinkleid schimmert, sie ist auf das Ereignis vorbereitet. Die ehemalige Lenau-Schülerin, die zurzeit Rechtswissenschaften studiert, nimmt als Debütantin an dem dritten Wiener Ball in Temeswar teil. „Es hat auf jeden Fall etwas mit Träumen aus der Kindheit zu tun, es ist eine Chance, sich wie eine Prinzessin zu fühlen. Es ist ein bisschen wie Aschenputtel, einen Abend auf dem Ball tanzen, um Mitternacht ist der Zauber vorbei“, beantwortet sie meine Frage. Die Eltern sind nicht im Saal, sie sehen sich das Debüt der Tochter im TV an.

In der Ankleidekabine schimmert es weiß und ab und zu sieht man einen eleganten schwarzen Fleck – die jungen Herren – insgesamt 24 Paare debütieren an diesem Abend. Auch Darius Barmayoun ist dabei, der Lenau-Schüler aus der XII. Klasse hat von dieser Veranstaltung von älteren Schulkollegen erfahren, die in den Vorjahren dabei gewesen sind: „Der Ruf dieses Events hat mich angezogen. Es ist sehr gut, dass wir neue Tanzstile erlernen konnten“, meint er.

Am Freitag, dem 5. Dezember, luden die „Stiftung Wiener Ball in Temeswar“ und die Anwaltskanzlei Hategan zum dritten Mal zum „Wiener Ball“ in Temeswar ein. Der Saal des Nationaltheaters war dafür der treffende Rahmen. Es ist ein Ball, der drei Zwecke hat: einen karitativen Zweck – seit drei Jahren werden nach Aussagen der Initiatorin des Events, der Anwältin Iulia Hategan, die Einnahmen an die Stiftung „United Way“ gespendet, die das Geld zu karitativen Zwecken in Temeswar nutzt, einen kulturellen – man versucht an eine Tradition zu knüpfen, die in der österreichischen Monarchie hervorgegangen ist, und einen gesellschaftlichen Zweck – die Teilnehmer, meistens Wirtschaftstreibende, sollen sich näher kommen und eventuell neue Projekte entstehen lassen.

Um 19 Uhr begannen die Gäste einzutreffen. Der auch auf der Webseite des Balls bekanntgemachte Dresscode sah vor, dass die Herren eine weiße Weste und eine weiße Fliege zu dem schwarzen Anzug tragen sollten, für den Tanz wurden Schuhe mit Ledersohlen empfohlen. Trotzdem konnte man auch schwarze Fliegen und – ein Fauxpas natürlich – auch rote sehen. Die Damen trugen bodenlange Kleider: aus Taft und Tüll, aus Satin oder Spitze, aber manche auch aus Viskose, in allen Farben.

Die Gäste wurden beim Eingang mit einem Glas Champagner empfangen. Als Seine Exzellenz Gerhard Reiweger, der Botschafter Österreichs in Bukarest die Bühne betrat, war der Start für den Abend gegeben. „An eine Wiener, eine österreichische Tradition, knüpft man hier an. Ich freue mich auf die Teilnahme der Vertreter der Stadtverwaltung, so können wir im Anschluss auch Gespräche führen“, erklärte der Botschafter.

Die Stiftung „United Way“ Rumänien, eine Stiftung die weltweit der größte Fundraiser für karitative Zwecke ist, in Rumänien allerdings noch am Anfang steht, wurde beim Ball von ihrem Vorsitzenden Steven van Groningen, dem CEO der Raiffeisenbank Rumänien, vertreten.

Nach mehreren Festreden wurde der Ball mit dem Auftritt der Debütanten eröffnet. Dafür hatten die jungen Menschen seit mehreren Wochen geprobt. Weder Roxana noch Darius sah man die Aufregung an, alles lief perfekt. Die Debütanten verneigten sich vor den Gästen, die aus den Logen zuschauten. Für die qualitätsvolle Musik sorgte das „Spirit of Vienna“ Ensemble und die „Radio Kings Band“.

Der Ball hat sich in den drei Jahren als Benefizveranstaltung, als kulturelles und gesellschaftliches Event in Temeswar etabliert, nur eines müsste man ändern, um tatsächlich an die Tradition anzuknüpfen: den Ball in der eigentlichen Ballsaison programmieren, zwischen Silvester und der Osterfastenzeit!