Auf Schatzsuche in Klosdorf

Die Haferlandwoche 2017 wurde auf spannende Weise beendet

Der Schnappschuss in der Luft bringt dem jüngsten Team einige Punkte bei der Schatzsuche.

Ernst Limbach freut sich mit Michael Antoni auf das Fest. Mit ihnen ein Dorfjunge.

Annemarie Schmidts und Hermine Antoni im Kirchhof.
Fotos: die Verfasserin

Auf dem Weg von Kronstadt Richtung Schäßburg befinden sich die allzu bekannten Dörfer Deutsch-Weißkirch/Viscri, Radeln/Roadeş, Deutsch-Kreuz /Criţ, die im Kreis Kronstadt liegen. Gleich das nächste Dorf, das sich schon im Kreis Muresch befindet, ist Mihai Viteazu und links davon das kleine Klosdorf/Cloaşterf.

Siebenbürgisch-Sächsische Leckerbissen

Am Montagmorgen, den 14. August, hatte der heftige Regen sich beruhigt und die Sonne schien wie ein Scheinwerfer direkt auf die renovierte Kirchenburg von Klosdorf zu leuchten, als wüsste sie, dass an diesem Tag da eine Feier stattfinden würde. „Die verborgenen Schätze des Haferlandes“, die letzte Veranstaltung, die im Rahmen der diesjährigen Haferlandwoche stattfand, lockte rund 120 Leute zu einem Brunch-Frühstück und Mittagessen zugleich am späten Vormittag in den Hof der Evangelischen Kirche. Hanklich mit Weißkohl, Brötchen mit hausgemachter Leberwurst, Fettbrot mit Zwiebeln oder Speck und Käse waren sehr lecker. Später verwöhnten „Ciorbă“ mit Estragon und Hühnereintopf und Palukes mit Käse die Gaumen, wobei beim Kapitel Nachtisch der Hanklich regierte. Das Menü sollte die Teilnehmer mit der traditionell siebenbürgisch-sächsischen Küche und der örtlichen Kost bekannt machen. So lecker die Köstlichkeiten auch aussahen, waren 60 Lei pro Person für manch einen etwas gepfeffert. Teuer waren auch die Getränke, 5 Lei eine kleine Limonade und 10 Lei ein Kaffee. Doch dienen die Einnahmen zur Unterstützung der Gemeinde, so die Veranstalter, die bestrebt sind, das siebenbürgisch-sächsische Kulturgut des Dorfes sowie Klosdorf an sich zu fördern.

Schatzsuche bringt Action ins Dorf

Die Feinkost war noch im Gange, als am Mikrofon zu „Treasure hunt“ (Schatzsuche) eingeladen wurde. Eine riesige Freude für die zahlreichen Kinder, die bislang im Kirchhof Fußball, Verstecken oder Fangen spielten. Auch Jugendliche und Erwachsene zeigten Interesse am Spiel. In 60 Minuten sollten nun die vier gebildeten Mannschaften kreuz und quer durchs Dorf ziehen und verschiedene Gegenstände oder Lebewesen suchen und zum Zielort bringen. Ein gekochtes Ei, eine rumänische „Ie“-Bluse, eine bemalte Glühbirne, einen lebendigen Hund oder 10 Milliliter Benzin waren auf einer langen Liste eingetragen. Absoluter Höhepunkt war die Fahrt mit dem Pferdewagen oder dem Traktor, die den Teams viele wertvolle Punkte brachten.
Als Beweis für die außergewöhnlichen Aktionen, die sie durchführen mussten, so zum Beispiel, dass das gesamte Team in ein Auto mit 2 Türen einsteigt, oder ein Panoramafoto vom Kirchturm aus gemacht wird, standen Bilder, die jedes Team während des Spiels machen musste. Ziel der Schatzsuche war das Kennenlernen des Dorfes und der Dorfbewohner, erklärt Călin Noru Stamatoiu, der Veranstalter des Ereignisses in Klosdorf. Dementsprechend waren auch die Prämien - die ersten beiden Gewinner erhielten je einen Aufenthalt für 2 Nächte in einer der zwei Pensionen im Dorf. Für Platz drei und vier gab es Sprit im Wert von je 300 Lei, das die Gewinner für eine neue Reise nach Klosdorf benutzen könnten.

Alleiniger Sachse im Dorf

Im bunten Gewimmel im kleinen, gepflegten Kirchhof macht sich, noch am Anfang des Festes, ein älterer Herr bemerkbar. Er geht langsam und gelassen und trägt einen eleganten dunkelgrünen Filzhut, dazu einen schwarzen Sakko und eine elegante Hose. Er raucht und schaut sich um. Die Dorfbewohner begrüßen ihn, die Veranstalter heißen ihn herzlich willkommen. Es ist Michael Antoni (82), gebürtiger Klosdorfer, der 1978 mit der Familie nach Deutschland zog, nach 13 Jahren jedoch in seine Heimat zurückkehrte. Obwohl ihm Deutschland „heute noch am Herzen liegt“ und er der einzige Sachse im Dorf ist, hat Micha, wie man ihn nennt, es „überkraftet hier zu bleiben“ wo seine Wurzeln, seine Erde sind. Jeden Sommer besuchen ihn Verwandte und Freunde, die in Deutschland leben. So die Sommersächsin Malvine Kloos, „geboren, konfirmiert und geheiratet in Meschendorf“, die ihren Onkel in der warmen Jahreszeit mehrmals besucht. Von klein auf bringt sie in den Ferien auch ihre Enkelkinder nach Siebenbürgen, um ihnen die siebenbürgisch-sächsische Kultur nahezubringen. Derartige Veranstaltungen wie die Haferlandwoche können dieses Bemühen erleichtern, da sie die kulturelle Vergangenheit wieder wach rufen.

Auch wenn viele Rumänen bei der letzten Veranstaltung in der Haferlandwoche anwesend waren, fand Michael Antoni alt-bekannte Gesichter. Sofia Folberth kommt jeden Sommer aus Deutschland nach Deutsch-Kreuz/ Criţ, wo sie Kirchenführungen macht. Hermine Antoni freut sich auch jedes Jahr auf ihr Heimatdorf, Meschendorf, wo sie sich wünscht, aktiv in der Gemeinde zu sein. Ihre Schwester, Annemarie Schmidts, besucht heuer nach sechs Jahren wieder Rumänien. Ernst Limbach, ehemaliger Angestellter des Generalkonsulats in Hermannstadt, und seine Ehefrau, die jährlich bei Michael Antoni auf Besuch sind, genießen das Wiedersehen sowie die Feier im Dorf.

Die Veranstaltung in Klosdorf wurde mit einem Konzert in der Kirche abgeschlossen. Die „Bourbon Jazz Unit“-Band freute sich über viel Applaus, das Publikum über lebhafte Musik. Für das nächste Jahr plant C˛lin Noru Stamatoiu, der Veranstalter, alle Dorfbewohner beim Ereignis mit zu beteiligen, sei es durch Kochen, Organisieren, durch Handarbeit, oder durch was jeder möchte, um ihnen Hoffnung für die Zukunft und Vertrauen zu schenken, dass das, was sie besitzen, bzw. die herrliche Natur oder die wunderschönen Häuser, von großem Wert sind. Er hofft auch darauf, dass sich die siebenbürgisch-sächsische Gemeinde immer mehr in diese Veranstaltungen implizieren wird.
Die fünfte „Haferland“-Kulturwoche fand zwischen dem 9. und dem 14. August in 11 Dörfern im Repser Ländchen statt und lockte rund 5500 Teilnehmer, 1500 mehr als im vergangenen Jahr, an. Die diesjährige Auflage wurde geehrt durch die Teilnahme des Staatspräsidenten Klaus Johannis, sowie zahlreicher Persönlichkeiten aus In- und Ausland. Organisatoren sind die Stiftungen „Michael Schmidt“ und „Tabaluga“, unterstützt von den Stiftungen „Adept“, „Mihai Eminescu“ und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.