Bedeutender Förderer der siebenbürgisch-sächsischen Wirtschaft

Biographischer Band der Persönlichkeit von Dr. Carl Wolff gewidmet

„Carl Wolff – Siebenbürgisch-sächsischer Publizist, Politiker und Volkswirtschaftler“, Michael Kroner, Schiller Verlag Bonn – Hermannstadt, 2018.

Ein Band, der einem der bedeutendsten Siebenbürger Sachsen-Dr.Carl Wolff (1849 – 1929)-gewidmet ist, erschien kürzlich im Hermannstädter Schiller-Verlag, gezeichnet von dem namhaften Historiker Dr. Michael Kroner. Er unterzieht einer eingehenden Analyse die Tätigkeit dieser wichtigen Persönlichkeit als Publizist, Politiker und Volkswirtschaftler, wobei der Band auch die ebenfalls von Michael Kroner 1976 im Bukarester Kriterion-Verlag herausgegebenen „Schriften und Reden“ von Carl Wolff umfasst. Als Anhang werden dem Leser noch einige zusätzliche Daten über die 2010 in Deutschland gegründete Carl-Wolff-Gesellschaft, über den im gleichen Jahr gegründeten Siebenbürgischen Wirtschaftsklub, über den Autoren dieses 185 Seiten umfassenden Bandes geboten.

Das Wirken von Carl Wolf, der am 11. Oktober 1849 in Schäßburg geboren wurde, erstreckt sich auf fast ein halbes Jahrhundert, eine Zeit, in der es für die siebenbürgisch-sächsische Gesellschaft große Transformationen gab. Es ist die Periode, in der von der mittelalterlich geprägten Gemeinschaft zu einer modernen kapitalistischen Wirtschaft übergegangen wurde. Es war auch die Zeit, in der gegen die Magyarisierungstendenzen angekämpft werden musste. Dafür erstarkte in dieser Zeit die evangelisch sächsische Kirche unter der Leitung ihrer Bischöfe Georg Daniel Teutsch, Friedrich Müller d.Ä. und Friedrich Teutsch. Carl Wolff, der sich als Visionär der wirtschaftlichen und auch politischen Entwicklungen einen Namen machte, war von 1890 bis 1917 Leiter des Zentralausschusses der Volkspartei der Siebenbürger Sachsen, dann beginnend mit 1885 Leiter des Raiffeisenverbandes, Direktor der Spar- und Vorschusskassen, dann ab 1891 der Siebenbürger Vereinsbank. Als Publizist gründete er 1874 das „Siebenbürgisch Deutsche Tagesblatt“, dem er als Schriftleiter vorstand. Er war ein Förderer des Siebenbürgischen Karpatenvereins und setzte sich für die Modernisierung der von Sachsen gegründeten Betriebe ein. Zu diesen wichtigsten Leistungen zählen der Bau des Elektrizitätswerkes am Zoodt 1897, dann die Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn 1905, die Eröffnung des Hermannstädter Volksbades 1904, die vielseitige Verwendung des elektrischen Stroms, die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung. Diese Vielseitigkeit in seiner Tätigkeit und die Zusammenarbeit, die es damals zwischen Kirche, Wirtschaft und Politik gab, führte dazu, dass er zwölf Jahre lang, von 1901 bis 1913, auch das Amt als Landeskirchenkurator bekleidete.

Er hatte nicht ein Theologiestudium aufgenommen, wie ihm von seinem Rektor empfohlen worden war, sondern studierte in Wien ab 1867 Chemie, dann wechselte er nach kurzer Zeit an die juristische Fakultät. Von da ging er nach Heidelberg und setzte das Studium der Rechtswissenschaften fort. Hier erwarb er auch den Doktortitel. Während seiner Studienzeit hat er in Wien bei der „Neuen Freien Presse“ mitgearbeitet, aber auch bei der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ und der „Kölnischen Zeitung“. 1873 kam er in die Heimat, nach Hermannstadt zurück, um die Herausgabe und Schriftleitung des Siebenbürgisch Deutschen Tageblattes zu übernehmen. Aufsehen erregten in den sächsischen Kreisen, aber nicht nur in diesen seine Artikel und Ansprachen bei Wahlversammlungen und die Reden im ungarischen Reichstag, dem er von 1881 bis 1887 angehörte. Carl Wolff setzte sich auch für den Unabhängigkeitsdrang der rumänischen Bevölkerung ein. Anlässlich des 26. Jahrestags der rumänischen Volksversammlung von Blasendorf schrieb er in einem Artikel: “Möge es der rumänischen Brudernation vergönnt sein, die Hoffnungen, denen ihre Jugend am 15. Mai 1848 so schwungvoll Ausdruck gab, nicht welken zu sehen, möge es ihr vergönnt sein, in einem freien Staate ein freies Volkstum zu bilden. Möge sie aber auch nie und nimmer vergessen, das ewige Gesetz des Völkerlebens, das sich in ihrem Schicksal so erhebend bewährt hat: dass kein Volk aufblühen kann durch Verletzung fremden Rechtes und dass Gerechtigkeit das Lebensprinzip der ethischen Weltordnung ist“. Vor wenigen Tagen, als 170 Jahre seit der Volksversammlung von Blasendorf begangen wurden, beteiligte sich am Stichtag an den Festlichkeiten der Staatspräsident Rumäniens, Klaus Johannis, der in seiner Ansprache auf die historische Bedeutung dieses Ereignisses einging und auf die aktuelle politische Lage im Land und Europa Bezug nahm.

Der aufliegende Band bildet eine willkommene Abhandlung über das Schaffen und Leben von Carl Wolff, über den auch andere Autoren, doch nicht so eingehend geschrieben haben. Archivbilder, die in dem Band enthalten sind, ergänzen diesen auf willkommene Weise. Michael Kroner wurde für sein Schaffen unter weiteren Ehrungen 2017 die Carl-Wolff-Medaille des Landesverbandes Bayern der Siebenbürger Sachsen und der Kulturpreis des Landesverbandes Bayern der Vertriebenen verliehen.