Bewegte historische Zeiten

Vor 720 Jahren fand die erste urkundliche Erwähnung von Fogarasch statt

Die Fogarascher Burg könnte eine Goldgrube für die Stadt sein, muss aber, laut Meinung des Bürgermeisters, erst entsprechend touristisch ausgewertet werden.

Die jeden Sommer nun veranstalteten Ritterturniere in den vier mittelalterlichen Burgen Rosenau, Törzburg, Fogarasch und Kronstadt ziehen zahlreiche Touristen an. Christian Macedonschi seitens des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt legt diesbezüglich viel Initiativgeist an den Tag, wie auch bei der diesjährigen Veranstaltung, als im Innenhof der Fogarascher Burg die Besucher mit Kostproben der traditionellen Küche empfangen wurden.
Fotos: Dieter Drotleff

Ausstellungen, Symposien, Festlichkeiten, Ehrungen fanden dieses Jahr in Fogarasch, der zweitgrößten Stadt des Kronstädter Kreises, statt, alle im Zeichen der ersten urkundlichen Erwähnung der Ortschaft vor 720 Jahren.

Im Museum „Valeriu Literat“ der Fogarascher Burg sind mehrere Urkunden und Exponate ausgestellt, die aus dem Museumsbestand kommen, sowie neue Dokumente, die diese Jährung belegen. Eine wissenschaftliche Tagung wurde ebenfalls vom Museum mit Unterstützung des Rathauses organisiert. Daran beteiligten sich zahlreiche namhafte Historiker und Forscher aus dem ganzen Land.

Eine besondere große Festveranstaltung  unter dem Titel „Mittelalterliches Festival“ fand anschließend an das Ritterturnier und die Fogarascher Tage vom 25. bis zum 28. August 2011, statt. Bei diesem Anlass überreichte der Bürgermeister der Stadt, Sorin Mănduc, Ehrendiplome und Medaillen an Fogarascher Persönlichkeiten, Mitglieder des antikommunistischen Widerstandskampfes, Geistliche, Politiker, die sich in den Jahren nach 1989 besondere Verdienste in der Entwicklung der Stadt erworben haben.

Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1291 zurück. Laut dieser hat Ugrinus beim ungarischen König  die Verleihung der hiesigen Grundstücke angefordert, wobei aber auch von der einheimischen Bevölkerung   anerkannt wurde, dass diese diesem gehören. Dafür gibt es auch materielle  Beweise sowie Urkunden aus späteren Jahren, die dieses belegen, Zeugnisse über die da lebende Bevölkerung und über den Bau der Fogarascher Burg.

Dank der Forschungen, die im Laufe der Jahre von Kurt Horedt, Ioan Glodariu, Ioan Pop, Florea Costea, Gheorghe Bichir u. a. vorgenommen wurden, gibt es Belege über Fogarasch aber auch  über die im Umfeld liegenden Ortschaften aus den unterschiedlichen Zeitepochen. Durch die archäologischen Ausgrabungen, die bei Großschenk/Cincu, Schirkanyen/Şercaia, Scharosch/Şoarş, Copăcel, Hoghiz u. a.  vorgenommen wurden, gibt es Zeugnisse über die seit der Dakerzeit und der römischen Herrschaft da lebenden Bevölkerung.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1223 vermerkt, dass dem Zisterzienserkloster von Kerz ein Grundstück verliehen wurde, das von der rumänischen Bevölkerung herrührte. Der katholische Bischof Siebenbürgens spricht von Fogarasch als „die große rumänische Stadt“. Die Landnahme durch deutsche Siedler erfolgte da um das Jahr 1200.

Im Band „Sibiul şi ţinutul în lumina istoriei“ von Aurel Dumitrescu-Jippa und Nicolae Nistor wird folgendes über das Fogarascher Gebiet gesagt: „Das Fogarascher Land, auch Alt-Land bezeichnet, war ursprünglich eine geographische und demographische Entität, geschichtlich aufgebaut auf die zahlreichen Ortschaften beiderseits des Alt-Flußes bis hin zu dem Perşani-Gebirge im Osten und und dem Fogarascher Tiefland im Westen bis Freck“. Laut Martin Rill und Georg Gerster ist das Fogarascher Gebiet ein dünn besiedeltes Gebiet, über 800 Quadratkilometer groß, wie es im Bildband „Siebenbürgen im Flug“ vermerkt  wird.

Von Interesse ist auch die Tatsache, dass das Fogarascher Land, das bis dahin eine große Autonomie hatte, im 14. und  15. Jahrhundert zeitweilig in die Herrschaft der Walachei gelangte. Später kam das Fogarascher Gebiet für eine Zeit unter die Sächsische Nationsuniversität, vorher aber unter die Herrschaft der siebenbürgischen Fürsten.

Eine wichtige Rolle spielte die am Anfang des 14. Jahrhunderts gebaute Fogarascher Burg, die im Lauf der nächsten Jahrzehnte immer weiter ausgebaut wurde. Quellen erwähnen die Fogarascher Burg schon 1310. Ihre heutige Form erhielt sie  zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert kamen dann  Artilleriebefestigungen und der Wassergraben hinzu.

Diese, wie auch der Marktflecken, spielten eine bedeutende Rolle  in der Zeit des Fürsten der Walachei,  Michael der Tapfere, wie der Historiker Gernot Nussbächer  im ersten Band seiner Forschungsreihe „Aus Urkunden und Chroniken“ hervorhebt.

Nach den Schlachten von Schellenberg am 28. Oktober 1599 und Weißenburg am 1. November schenkte er die Fogarascher Burg seiner Gemahlin Stanca. Deren Standbild befindet sich heute in unmittelbarer Nähe der Burg, ein Kolleg und eine Straße im Stadtzentrum tragen den Namen „Doamna Stanca“. Somit wurde Fogarasch und die Burg zum Zufluchtsort der fürstlichen Familie. Der rumänische Fürst unternahm auch mehrere Maßnahmen, um die Burg zu festigen und weiter auszubauen.

Michael der Tapfere erkannte die wichtige strategische Rolle dieser Burg für seine militärischen Absichten. Von da aus ist er am 1. Mai 1600 auf den Feldzug in die Moldau aufgebrochen, wobei er sich zum Herrscher der drei Fürstentümer, der Walachei, der Moldau und Siebenbürgen erklärte.
Der Historiker David Prodan hat eine eingehende Analyse des Fogarascher Landes im 17. Jh. geboten.

Die Anzahl der Bevölkerung wurde auf 30.000 geschätzt. Um wirtschaftlich besser betreut zu werden, wurde das Gebiet zu Fogarasch, Comăna und Porumbacu unterteilt. In dieser Zeit war Fogarasch ein feudaler Marktflecken. Die Zünfte entwickelten sich nach 1598. Kürschner, Schuster, Brunnengraber, Steinmetz, Schneider, Bäcker, Schmied waren die erlernten Berufe.  Zwei Brunnenbauer aus Fogarasch sollen nach 1623 an dem Brunnen der Bauernburg von Rosenau gearbeitet haben.

Im 16. Jahrhundert soll es da auch eine Gießerei für Kanonen gegeben haben, die aber nach Karlsburg übersiedelte. Um 1725 wurde außerhalb der Stadt eine Papiermühle errichtet, die nach 1835 ihre Tätigkeit eingestellt haben soll. Die Überfahrt über den Alt-Fluß zu der Ortschaft Galaţi, die heute als Stadtviertel zu Fogarasch gehört, erfolgte über eine Holzbrücke,  die schon im Jahr  1567 vermerkt wird. 1661 wurde diese bei einem Hochwasser weggeschwemmt. Mehrere Holzbrücken wurden nachträglich gebaut bis 1907  eine Eisenbrücke entstand. 

Fogarasch wurde mehrere Male von Bränden heimgesucht. Ein Großteil des Marktfleckens wurde durch den Brand vom 31. Mai 1760 zerstört. Damals wurde auch der Dachstuhl der katholischen Kirche Opfer der Flammen. Die evangelische Kirche war 1753 einem Brand zum Opfer gefallen. Zwischen den Jahren 1841 bis 1843 wurde dann die neue jetzige evangelische Kirche errichtet. Zum Unterschied von anderen Gemeinden aus dem Umfeld wie Großschenk/Cincu, Kleinschenk/Cincşor, Seligstadt/Seliştat, Bekokten/Bărcut u.a. in denen es sächsische Kirchenburgen gibt, trifft das nicht auch für Fogarasch zu.

Der in Fogarasch geborene Schulmann, Wissenschaftler, Theologe und Historiker Adolf Schullerus (1864–1928) vertrat die Auffassung bezüglich der Ansiedlung der Sachsen in diesem Gebiet, dass diese am rechten Altfluß wo sie sich niederließen, einen dünnen von Szeklern besetzten Streifen vorgefunden haben. „Die sächsische Siedlung ist ein Glied in der zunächst ausgesprochen dem Grenzschutz dienenden Siedlungsaktion“ vermerkte er.