Brenndorf gestern und heute

Eine Ortschaft im Wandel der Zeit

Die Einfahrt nach Brenndorf. Der Würfel soll auf die Zuckerfabrik hinweisen, die sich in der Ortschaft befindet.

Blick auf das renovierte Pfarrhaus mit Veranda.

Straßenansicht im Sommer 2015

Das Gebäude der ehemaligen evangelischen Schule wird neu saniert
Fotos: Elise Wilk (2), Manfred Copony (1), Panoramio.com (1)

Wenn man aus Petersberg/Sânpetru Richtung Brenndorf/Bod fährt, sollte man auf den Hügeln am Rande des Dorfes eine Pause einlegen. Von hier aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Dorf und auf die grünen Hügel und Täler, die es umringen. Über die bunten Häuser erhebt sich stolz der Kirchturm der evangelischen Kirche, der seit diesem Sommer in neuem Gewand erstrahlt.

14 Kilometer nördlich von Kronstadt liegt das große Dorf, das heute fast 4000 Einwohner zählt. Davon sind heute nur ein Hundertstel Siebenbürger Sachsen.

Brenndorf ist landesweit bekannt. Alle Schüler lernen dass in diesem Dorf am 25. Januar 1942 die bislang niedrigste Temperatur in Rumänien gemessen wurde: minus 38,5 Grad Celsius. 

Die meisten Rumänen kennen auch den Zuckerwürfel, auf dem die Buchstaben B,O und D stehen. Es ist das Logo der Zuckerfabrik Brenndorf/Fabrica de Zahar Bod, die vor mehr als 125 Jahren hier gegündet wurde. In der Nähe der Fabrik entstand damals für die Arbeiter ein neues Dorf, Colonia Bod, das auch zu Brenndorf gehört.

Bekannt ist Brenndorf auch für den Radiosender, der in den 30er Jahren gegründet wurde.
Weniger bekannt ist, dass am kleinen Predigerhügel/Dealul Plopilor dicht am Alt durch  archäologische Grabungen des Burzenländer Sächsischen Museums Wohngruben, Werkzeuge und Waffen der Steinzeitmenschen entdeckt wurden.  „Als Kinder sind wir hier Schlitten gefahren. Heute leben hier viele Füchse. Trotzdem könnte der Priesterhügel ein schönes  Ausflugsziel für Touristen sein, die unsere Gegend besuchen“, meint der ehemalige Kurator Martin Copony.

Standfest und überdauernd- die evangelische Kirche

Falls man nach Brenndorf kommt, sollte man auf jeden Fall die evangelische Kirche im Zentrum der Ortschaft besuchen. Wenige wissen, dass sich hier der älteste Taufstein des Burzenlandes befindet-  er stammt aus dem Jahr 1491. Eine andere Zahl- 1310- steht nun neu gestrichen auf dem renovierten Kirchturm. In diesem Jahr wurde eine romanische Basilika, die dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde, in Brenndorf gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Kirche ein wechselhaftes Schicksal. Ihre Geschichte ist verbunden mit vielen feindlichen Einfällen, Plünderungen, Bränden, Seuchen und Erdbeben, zeigt aber auch, mit welchem tiefen Glauben die Sachsen in Brenndorf ihr Gotteshaus immer wieder aufgebaut haben.Von der ursprünglichen Kirche haben sich bis heute nur noch Reste des Westportals unter dem Glockenturm erhalten.

Das letzte schwere Erdbeben, das die Kirche beschädigt hat, kam im Mai 1990. Es hat dazu geführt, dass ab dem Jahr 2000 wegen der Gefahr des Abbröckelns von Teilen der Decke keine Gottesdienste mehr gehalten wurden. Erst nach 13 Jahren öffnete die Kirche erneut ihre Tore für die Besucher und Gemeindemitglieder: nach ausführlichen Renovierungsarbeiten wurde sie am 8. Dezember 2013 wieder eingeweiht. Es folgte der Kirchturm, der in den Jahren 2014-2015 renoviert wurde und somit vom Verfall gerettet wurde. Er wurde am 26. Juli 2015 mit einem festlichen Gottesdienst eingeweiht. Nach Fertigstellung des Turms müssen in einer dritten Renovierungsetappe, die für das Jahr 2016 geplant ist, noch die Außenwände der Kirche repariert werden.

Gefördert wurden die Arbeiten von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Auch die HOG Brenndorf und die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung aus München haben zur Renovierung mit wichtigen Geldsummen beigetragen. Auch beim evangelischen Friedhof wären Sanierungsarbeiten nötig. „Ich lebe, Ihr sollt auch leben“-diese Worte aus dem 14. Kapitel des Evangeliums nach Johannes stehen über dem Eingang der Ruhestätte. Der Friedhof, auf dem 1916 die Heldentoten des 1. Weltkriegs beerdigt wurden, wurde im Jahr 1930 eingeweiht. Es gibt keine Betonplatten auf den Gruften und Gräbern, die grünen Hecken sehen gepflegt aus und der Friedhof ähnelt einem Park. In Zukunft ist geplant, im Friedhof ein neues  Heldendenkmal anzubringen. Es wird vom Maler und Grafiker Reinhard Schuster, der aus Brenndorf stammt, angefertigt.

Das Pfarrhaus- ein beliebter Begegnungsort

In der Kirchengasse 135 befindet sich das evangelische Pfarrhaus. Nach ausführlichen Renovierungsarbeiten steht es seit Mai 2008 für Besucher aus dem In- und Ausland bereit. Jetzt ist es ein beliebter Treffpunkt für nach Deutschland ausgewanderte Brenndörfer, die ihren Heimatort besuchen wollen, aber auch für Touristen, die am Burzenland und seiner Geschichte interessiert sind. Laut Mandfred Copony, der das Gästehaus betreut, haben im vergangenen Jahr  über 150 Personen hier übernachtet. Es gibt vier Gästezimmer mit Bad, die schlicht und doch geschmackvoll eingerichtet sind.  Eine Küche und ein Aufenthaltsraum stehen zur Selbstverpflegung zur Verfügung. Kinder werden sich hier sehr wohl fühlen- es gibt einen Spielplatz, einen großen Garten und eine Bibliothek voller Bücher und Spiele. Bei größeren Treffen kann man auch in der Scheune sitzen, die vor Kurzem auch renoviert wurde. Etwa 60 Personen haben hier Platz. In der linken Hälfte der Scheune gibt es eine interessante Ausstellung mit alten Gegenständen: landwirtschaftliche Geräte, eine Presse für Wein, alte Rodeln, Skier, Schlittschuhe, Truhen, ein altes Fahrrad. Manche Gegenstände können noch genutzt werden. Die Mitte der Scheune kann sehr gut für Veranstaltungen genutzt werden.

Seit sechs Jahren wird jeden November auf dem Pfarrhof in Brenndorf der Martinstag gefeiert. Es gibt Wettbewerbe (Stelzenlauf, Sackhüpfel, Einerlauf), ein Laternenumzug und ein großes Lagerfeuer. Für die Zukunft plant die evangelische Kirchengemeinde Brenndorf weitere Renovierungsarbeiten am Pfarrhaus.

Zerschlagene Fenster, abbröckelnder Putz: die alte Schule

In unmittelbaren Nähe der Kirche befindet sich das ehemalige Schulgebäude der deutschen Schule. Der Bau dieses Gebäudes wurde am 14. Oktober 1894 durch den Burzenländer Dechanten Dr. Franz Herfurth eingeweiht. Damals umfasste die Schule vier große Klassenräume, einen Konferenzraum, zwei Arbeitszimmer und eine Schuldienerwohnung. Die Schule wurde 1939 um den Bau eines modernen Turnsaales, zwei weiteren Klassenzimmern und einen Ausstellungsraum erweitert. Der Glanz von damals existiert heute nicht mehr. Die zerschlagenen Fenster und der abbröckelnde Putz  zeugen davon, dass hier seit langer Zeit kein Unterricht mehr stattfindet. Es sind schon acht Jahre her, seitdem das alte Schulgebäude geräumt wurde. Der ehemalige Schulhof bietet auch ein desolates Bild: wo einst Kinder in der Pause tobten sind heute nur Schutt, Ruinen und Unkraut anzutreffen. Und der einst moderne Turnsaal im Erdgeschoss ist komplett zerstört.

In kurzer Zeit wird aber auch dieses traurige Bild nur eine Erinnerung sein. Eine christliche  Organisation aus den USA, die das ehemalige Schulgebäude besitzt, hat sich vorgenommen, hier ein modernes Unterrichtzentrum mit Kindergarten, Sportsaal und Klinik zu bauen. Die Arbeiten haben schon begonnen.

Zuckerfabrik und Rundfunksender: Markenzeichen von Brenndorf

Laut der Volkszählung von 2011 leben 3994 Einwohner in Brenndorf. Davon sind 84,45 Prozent Rumänen, 8,06% Ungarn, etwas über 5 Prozent Roma und nur 1,05 Prozent Deutsche. Die meisten Brenndörfer arbeiten bei der Zuckerfabrik oder beim Unternehmen „Dacia Plant“.

Die berühmte Zuckerfabrik, die sich vier Kilometer westlich vom Dorf in der Nähe der Eisenbahnstrecke Kronstadt-Wien befindet, wurde im Jahr 1889 gebaut. Bei der Errichtung der Fabrik sollen nach mündlicher Überlieferung rund 2000 Personen die Ziegelsteine von Hand zu Hand weitergereicht haben.

Dem markantesten Betrieb aus Brenndorf  ist es gelungen, fünf Vierteljahrhunderte lang, sogar während der beiden Weltkriege, ununterbrochen zu laufen. Die Produktion der  „weißen Ware“ läuft auch heute weiter. 320 Angestellte arbeiten zur Zeit hier.

In der Gegend um die Zuckerfabrik wurde eine neue Siedlung für die Arbeiter gebaut, die als „Kolonie“ (Colonia Bod) bekannt ist und auch zu Brenndorf gehört.

In der Nähe der Zuckerfabrik befindet sich der international auch als „Sender Brasov“ bezeichnete Rundfunksender, dessen Station für Lang- und Mittelwelle 1933/34 in Betrieb geht. Bis 1945 wird als Sendeantenne ein selbststrahlender Mast verwendet.

Heute wird aus Brenndorf, auf Langwelle 153 kHz, vorwiegend das Programm Radio Romania Actualitati gesendet.Seit der Abschaltung des auf gleicher Frequenz arbeitenden Senders Donebach am 1. Januar 2015  ist der Sender Bod in den Nachtstunden auch in Deutschland mit guter Qualität zu empfangen.

Ein viel neueres Unternehmen, das sich aber eines immer höheren Ansehens erfreut, ist Dacia Plant. Die kleine Fabrik produziert Pflanzentee, Sirup  und Nahrungsergänzungsmittel aus 100% natürlichen Bestandteilen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2002 mit einem Startkapital von 100 Euro gegründet. Diese Geldsumme wurde von zwei ehemaligen Forsthochschul-Studenten von ihren Eltern geborgt und in Heilkräuter wie Wiesen-Bärenklau und Ruprechtskraut investiert. Im Jahr 2010 wurde in Brenndorf eine moderne Fabrik eingeweiht. Über 150 Angestellte produzieren heute mehr als 250 Arten von natürlichen Nahrungsergänzungsmittel nach alten Rezepten. Die „Dacia Plant“ Produkte sind heute in über 3000 Geschäften und Apotheken landesweit anzufinden. 3-4% der Produktion ist dem Export gewidmet.

Lohnt sich ein Aufenthalt in Brenndorf? Auf jeden Fall. Die interessante und abwechslungsreiche Geschichte der Ortschaft, die renovierte Kirche, die schöne Landschaft und die Sachen, die hier  noch authentisch geblieben sind, wie etwa die Kühe, die jeden Abend von der Weide kommen oder der Geruch des frischen Grases auf den Hügeln könnten der Grund für das Kommen von immer mehr Besuchern sein. Ein Minuspunkt ist bisher das Fehlen eines Gasthofes, wo die Touristen essen können. Das könnte man aber in den nächsten Jahren nachholen.