Christoph Daum soll es richten

Premiere im rumänischen Fußball: Christoph Daum ist für die nächsten zwei Jahre zum Trainer der rumänischen Nationalelf ernannt worden. Er soll, nach zwanzig Jahren, Rumänien wieder für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Das wird nicht einfach, denn mit Dänemark, Polen und Montenegro gibt es ernstzunehmende Gegenkandidaten für den Gruppensieg, der die direkte Qualifikation sichert. Armenien und Kasachstan sind Outsider, die aber indirekt die Gruppenwertung beeinflussen können. Der Gruppenzweite muss in den Stichkampf gehen um die restlichen vier Plätze, die Europa in Russland zustehen.

Die Zeit ist knapp: bereits am 4. September läuft das erste Spiel: Rumänien erhofft sich einen guten Start im Heimspiel gegen Montenegro. In diesem Herbst folgen noch die Auswärtsspiele gegen Armenien (8. Oktober) und Kasachstan (11. Oktober) und das erste Gruppenderby, Rumänien – Polen (am 11. November). Falls die Qualifikation gelingt, könnte die vertraglich für Daum gesicherte eine Million Euro verdoppelt werden. „Es ist eine gute Entscheidung für ihn und eine gute Entscheidung für Rumänien“, sagte Joachim Löw bezüglich des Wiedereinstiegs seines etwas älteren Kollegen (Daum ist 62) in den großen Fußball, nachdem ihm 2000 der leichtsinnige Konsum von Kokain um die Bestätigung als deutscher Nationaltrainer gebracht hatte.

Daum gilt als sehr guter Motivator und schwört auf den Teamgeist: „Lasst uns zusammenhalten in schwierigen Lagen. Der Charakter des ganzen Teams entscheidet über dauerhaften Erfolg“, sagte er bei einer seiner ersten Pressekonferenzen in seiner neuen Eigenschaft als rumänischer Nationaltrainer. In der Tat: die Ausgangsposition ist gar nicht günstig. Das schwache Abschneiden der rumänischen Elf bei der Fußball-EM in Frankreich hat die Fans von der Landesauswahl entfernt; die neue Verbandsleitung gerät in die Kritik jener, die sich die goldene Generation um Hagi und Gică Popescu als Entscheidungsträger im rumänischen Fußball wünschen. Viele äußerten ihre Zweifel, dass ein ausländischer Trainer, der so gut wie nichts von den rumänischen Fußballrealitäten weiß, in so kurzer Zeit eine radikale Wende bewirken kann. Aber Daum hat mit Sicherheit noch nicht sein letztes Wort im Fußball gesprochen. Er will nun erstmals in seiner langen Laufbahn auch als Auswahltrainer punkten. Die besten rumänischen Spieler als wahre Profis müssten, wie auch die Fans, einem erfahrenen Trainer vertrauen.

Ralf Sudrigian