Der Kampf um den eigenen Parkplatz

Solche Absperrungen halten den Parkplatz besetzt. Das Bürgermeisteramt wollte sie abschaffen.
Foto: Ralf Sudrigian

Kronstadts City-Manager Miklos Gantz weiß genau Bescheid wie es mit den Pkw-Parkplätzen in Kronstadt steht. Genau 55.563 sind es, laut der Zählung, die seine Mitarbeiter vor Ort vorgenommen haben. 35.324 davon sind Parkplätze vor den Wohnblocks oder Häusern ihrer Eigentümer. Sie sind bereits vergeben – dafür kassiert die Stadt eine Jahresgebühr, deren Höhe von ihrer zentralen oder weniger zentralen Lage abhängt. 10.361 Parkplätze dieser Art sind noch zu vergeben. Dafür sollen zwischen dem 18. September und dem 6. November Versteigerungen von der Stadtverwaltung ausgeschrieben werden. Bleiben auch dann noch Plätze frei, so sollen diese als öffentliche Parkplätze gelten die als solche gekennzeichnet werden. Ein Pkw kann dort nur gegen eine Parkgebühr abgestellt werden. Bisher sind (außer den Zahlen) vom City-Manager keine Neuigkeiten zu hören gewesen. Die Ankündigung/Drohung, dass bald kein Kronstädter kostenlos seinen Wagen vor seinem Block/Haus parken wird, kennt man seit drei-vier Jahren. Gantz weiß nun auch, wie das umgesetzt werden soll. Bezahlung per Handy-SMS für Nutzung der freien Parkplätze. Denn für einzelne Parkplätze Parkautomaten aufzustellen, ist viel zu kostspielig. Unter den Kronstädtern herrscht Skepsis, dass diese Vorschläge auch konkret umgesetzt werden können.

Der eigene Parkplatz wurde mit Sperrvorrichtungen (ein metallenes umkippbares Dreieck, mit einem kleinen Schloss versehen) oder mit dem Anpinseln auf dem Asphalt der Zulassungsnummer gekennzeichnet und „verteidigt“. Denn auch andere sehen es auf dieses Fleckchen Asphalt ab und parken ungeniert. Dort wo keine Platz-Krise herrscht, wo genügend Raum ist, sind viele Bewohner der Meinung, dass man auch ohne Geldabgaben ans Bürgermeisteramt (rund 120 – 150 Lei/Jahr) auskommen kann. Schließlich kennen sich die Nachbarn gut und respektieren stillschweigend „ihre“ Parkplätze. Sperrvorrichtungen und Nummern am Asphalt sollen verboten werden, sagt man beim Bürgermeisteramt. Nachher macht man, nach dem empörten Aufschrei der Sperrvorrichtung-Besitzer einen Rückzieher. Neue, zusätzliche Sperrvorrichtungen sind unerwünscht, heißt es. Denn seinerzeit war diese Absicherungsidee letztendlich legal und sogar von Mitarbeitern des Bürgermeisteramtes suggeriert worden. Wer wird nun vor Ort feststellen, wann ein solches Dreieck „gepflanzt“ wurde? Werden sich die Mitbewohner dafür gegenseitig bei der Polizei verpetzen? Die Polizei meidet bisher, sich in solche Parkplatz-Auseinandersetzungen einzumischen, denn die Sachlage ist einfach unübersichtlich. Abo-Kennzeichen in Form von Ausweisen oder Aufklebern einzuführen, war nur eine weitere Idee, die in diesem Stadium auch aufgelassen wurde.

Zurück zu den Rechnungen von Gantz. Er habe noch Vorschläge für weitere 1056 Parkplätze parat. Sogar in der Inneren Stadt, wo ja auch Touristen den Einheimischen Parkplatz-Konkurrenz machen, sei noch Platz. Nein, nicht für Parkhäuser oder Tiefgaragen, die sich manche wünschen, sondern für Parkplätze am Straßenrand, zum Beispiel in den Straßen C-tin Lacea oder M. Eminescu oder im Umfeld des Şaguna-Kollegs. So kommen weitere 4000 Parkplätze zustande. Zählt man noch die Parkplätze aus der Schulerau/Poiana Braşov hinzu (verwaltungsmäßig einem Kronstädter Stadtteil gleichgestellt) – geplant sind dort 808 – dann kommt Kronstadt auf die stolze Zahl von fast 60.000 Parkplätzen. Ein Pkw komme auf genau 2,2 Kronstädter, weiß Gantz. So betrachtet, sei das Parkplatzproblem hinnehmbar, schlussfolgert Gantz mit der Bemerkung, dass ja noch manches zu verbessern sei. Wer Kronstadt kennt, weiß, dass die Verkehrsprobleme vor allem in der Inneren Stadt noch auf Lösungen warten. Die Zahlenbeispiele des Stadtverwalters erscheinen da nur als  ein Spiel, dem niemand glaubt. Der alltägliche Kampf um einen Parkplatz im Zentrum und vor vielen Wohnblocks ist eine nicht weg zu rechnende Wirklichkeit.