Der längste Eisenbahntunnel Rumäniens

Wenn wir einen Blick auf den Plan des Streckennetzes der rumänischen Eisenbahnen werfen, stellen wir fest, dass die Verbindungen zwischen der Moldau und Siebenbürgen nur durch zwei Strecken erfolgen (Vatra Dorna – Suceava im Norden und Miercurea Ciuc – Ghimeş – Adjud in der Mitte der Ostkarpaten), beide Linien wurden noch vor dem ersten Weltkrieg gebaut. So wird eine Eisenbahnreise von Kronstadt nach Jassy ewig lang, denn man muss einen langen Umweg über Plojeschti – Buzău machen.

Auch  nach Muntenien ist die Eisenbahnverbindung von Siebenbürgen nicht üppig. Predealpass, Roter Turmpass und das Schiltal sind die einzigen Verbindungen aus Siebenbürgen nach Süden. Die Linien über den Predealpass und durch den Roten Turmpass stammen noch vor dem ersten Weltkrieg, die Strecke im Schiltal wurde erst nach 1945 fertig gestellt, in den ersten Jahren des „sozialistischen Aufbaus“ wurde diese Arbeit „Jugendbrigaden“ anvertraut, wie auch die Strecke Salva – Vişeu. 

Nach dem ersten Weltkrieg sollte das Eisenbahnnetz Großrumäniens weiter ausgebaut und mit dem der neuen Gebiete vernetzt werden. Dazu gehörte auch, die Verbindung Siebenbürgens mit dem Altreich zu verbessern, vor allem die Verbindung der damals (noch) wichtigen Donauhäfen, Galaţi und Brăila mit Siebenbürgen. Es wurde ein Projekt ausgearbeitet, das der uralten Handelsstraße über die Bodsau (Buzăupass) nach Brăila folgen sollte.

Schon vor dem ersten Weltkrieg war der Mangel einer direkten Verbindung zwischen dem Schwarzmeerraum und Mitteleu-ropa als schweres Handicap empfunden worden. Es wurden viele Studien erstellt, um diesem Mangel abzuhelfen. So entstand auch der Plan des Donau– Schwarzmeerkanals, der im realexistenten Sozialismus zu trauriger Berühmtheit als Repräsentant des rumänischen Gulag gelangen sollte. Auch der Plan der direkten Eisenbahnverbindung mit den Donauhäfen gehörte dazu.

Es ist uns heute nicht mehr gegenwärtig, welche Bedeutung der Export Südrusslands,  Getreide aus der Ukraine und Erdölprodukte, vor allem Lampenpetroleum, aus dem Kaukasus (Aserbeidschan) vor dem ersten Weltkrieg hatten. Durch die Errichtung der Sowjetmacht, vor allem durch Stalins Kollektivierung der Landwirtschaft, welche die Getreideproduktion der Ukraine zum Erliegen brachte, und der Ausbau der Erdölförderung im Nahen Osten, der Europa von den russischen Erdöllieferungen unabhängig machte, führte dazu, dass sowohl der Kanal als auch der Ausbau der Eisenbahnlinie Buzău – Kronstadt ihre  Internationale Bedeutung verloren. 

Die Strecke Kronstadt – Buzău sollte dem Tal des Buzău folgen und bei Nehoiaşu an die Strecke nach Buzău anschließen. Dieser Strecke stellten sich eine Reihe von schwierigen Stellen in den Weg. Zu erst war die Verbindung in das Buzăutal bei Întorsura Buzăului durch die Berge zu realisieren, dazu war ein Tunnel von mehr als 4 km Länge nötig. Wir wollen uns nur mit diesem ausgeführten Tunnel beschäftigen. Auch auf der rumänischen Seite gibt es noch einige schwierige Stellen, die aber nicht mehr in Angriff genommen wurden. 

Die Entwurfsarbeiten für den Tunnel begannen 1922, der Tunnel war von Anfang an für eine zweigleisige Eisenbahnlinie ausgelegt und für Elektrobetrieb vorgesehen. Der Bau wurde zwischen 1924 und 1929 von der deutschen Firma Julius Berger durchgeführt. Zu bemerken ist, dass zu der Ausführung der Bauarbeiten viele italienische Arbeiter in das Land geholt wurden.
Er ist auch heute mit 4,37 km der längste Eisenbahtunnel der rumänischen Eisenbahn.

Aber die Strecke wurde nur bis Întorsura Buzăului gebaut, die 35 km bis zum Anschluss in Nehoişu an die Bahnlinie nach Buz˛u kam nicht mehr zu Stande.  Die Linie Buzău – Nehoiaşu wurde schon 1909 gebaut, aber nur eingleisig.

Die Einweihung des Tunnels fand am 25. Juni 1931 statt, aber dieses Bauwerk blieb ein Torso und hat nie den Zweck erfüllt, für den es ausgeführt worden ist.

So ist dieses beeindruckende Bauwerk in eine Sekundärbahn integriert und hat nur noch lokale Bedeutung, weit entfernt von seiner ursprünglichen Bestimmung.

Bemerkenswert ist auf dieser Strecke auch der Viadukt, auf dem die Eisenbahnlinie vor der Einfahrt in den Tunnel die Straße nach Buzău überquert. Dieses imposante Bauwerk ist aus Stein gebaut und ein wirkungsvoller Blickfang für alle, die diese Straße befahren.