Ein Fest der Begegnung

Bartholomäusfeier im Zeichen der Identitätswahrung und Öffnung

Eröffnet wurde die Feier mit dem Festgottesdienst.

Die Zeidner deutsche Volkstanzgruppe bei ihrem Auftritt im Kirchhof

Das Kronstädter Bartholomäusfest ist bekanntlich das einzige evangelische Kirchweihfest in Rumänien. Es wirkt wie jedes Patronats- und Gemeindefest identitätsstiftend und ist eine Besonderheit, auf die die Bartholomäer Kirchengemeinde zu Recht stolz ist. Am Sonntag, dem 26. August, folgten, wie auch in den Vorjahren, jedoch nicht nur Bartholomäer der Einladung zum Fest. Zahlreiche Mitglieder der Honterusgemeinde, der größten Kronstädter evangelischen Kirchengemeinde, Kuratoren und Gemeindeglieder aus fast jeder Burzenländer evangelischen Kirchengemeinde, Bartholomäer und Burzenländer Sachsen, die heute in Deutschland leben, aber auf Urlaub in der alten Heimat weilten, trafen sich in der Kirche zum Festgottesdienst. Altdechant Klaus Daniel, der den Bartholomäern nahe steht, von ihnen sehr geschätzt wird und inoffiziell (die Pfarrstelle ist zur Zeit weiterhin vakant) als „ihr Pfarrer“ gilt, begrüßte als Ehrengäste Bischof Reinhart Guib, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, sowie Johann Schneider, Regionalbischof im Sprengel Halle und Wittenberg in der evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Er dankte allen, die der Einladung gefolgt waren, unter anderen den Vorsitzenden des deutschen Kreis- und Stadtforums, Caroline Fernolend bzw. Thomas [indilariu, den Forumsstadträten Christian Macedonschi und Arnold Ungar (letzterer ist auch Bartholomäer Presbyter), Pfarrer Christian Reich, Pfarrerin Adriana Florea, Vikarin Katharina Ende, Kirchenbezirkskurator Ortwin Hellmann. Das traditionelle Bartholomäusfest habe sich zu einem Fest der Begegnung entwickelt, die Bartholomäer Kirchengemeinde habe sich für alle Gemeinden des Burzenlandes geöffnet, so dass die Gemeindeglieder beim Fest zusammenfinden und diese Gemeinschaft pflegen, betonte Altdechant Daniel. Nach der Eingangsliturgie, die Bischofsvikar Daniel Zikeli leitete, nach musikalischen Darbietungen durch das Vokalensemble „Cantus“ der Adventistischen Kirche (Leiter: Teodor Soporan), folgte die Festpredigt, die Bischof Reinhart Guib hielt. Ausgehend von dem Diakoniesonntag, der in der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien gerade an diesem Sonntag gefeiert wurde, unterstrich Bischof Guib, dass Gottesdienst und Nächstendienst, Verkündigung und Diakonie, Glaube und Werke eng miteinander verbunden sind, zusammengehen und in jeder Gemeinde dazugehören. Der Festgottesdienst endete mit der Austeilung des heiligen Abendmahls, wobei die Abendmahl-Liturgie Altdechant Daniel leitete. Bischof Schneider war beeindruckt von der Art und Weise, wie die Bartholomäer Sachsen selbstbewusst ihre eigene Tradition des Gemeindefestes weiterführen.
Das sei identitätsstiftend für die Gemeinde, wobei aber der Blick nach außen nicht zu kurz komme, sagte er der KR. Die Berücksichtigung des rumänischsprachigen Umfeldes, aber auch die Einladung des adventistischen Chores bei der musikalischen Begleitung des Gottesdienstes seien „Brücken“ und stehen für eine Offenheit, ohne auf die eigene kirchliche und kulturelle Identität zu verzichten. Dem aus Meschen stammenden deutschen Bischof hat selbstverständlich auch die von der Burzenländer Blaskapelle gespielte Blasmusik sehr gefallen, die den geselligen Teil des Festes einleitete, nachdem in der Kirche Dipl.-Ing. Horst Müller (Zweiter Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Kronstadt in Deutschland) den Festvortrag „Kronstadt und Bartholomä vor 100 Jahren“ (den die KR in den nächsten Ausgaben abdrucken wird) gehalten hatte.
Nach dem Mittagessen im Festzelt folgte das gesellige Beisammensein mit Gesprächen und Begegnungen zwischen Freunden und Bekannten, wobei mehr als sonst auch wieder Sächsisch zu hören war. Die deutsche Volkstanzgruppe aus Zeiden erntete reichen Beifall für ihre Darbietung, ließ es sich aber nicht nehmen, die Zuschauer bei einem Schicksalswalzer zum Mittanzen einzuladen. Beim Seiteneingang zur Kirche konnte man eine Ausstellung des Bartholomäer Frauenhandarbeitskreises besichtigen; im Programm stand nach dem Kaffee auch ein gemeinsames Singen.
Das Bartholomäer Fest war auch dieses Jahr ein Erfolg. Kurator Albrecht Klein hatte bereits in der Kirche bei seiner Danksagung darauf hingewiesen, dass dieses Fest viel ärmer gewesen wäre, wenn der Gottesdienst nicht so gut besucht worden wäre. „Gemeinsam können wir näher zu Gott kommen und das können wir mit nach Hause nehmen“, sagte Kurator Klein. Für ein gelungenes Fest sei vor allem Gott zu danken ohne all jene zu vergessen, die durch Teilnahme, Einsatz oder Unterstützung zum Erfolg beigetragen haben. Das waren die Bartholomäer Frauen und Männer (allein am Vortag des Festes waren 35 Bartholomäer im Einsatz z. B. beim Schmücken des Kirchsaales), das waren der Chor und Organist Paul Cristian, das waren die in Deutschland lebenden Bartholomäer und Horst Müller als Festvortrag-Gestalter, das waren das Demokratische Forum der Deutschen in der Stadt und im Kreis Kronstadt, die zur Finanzierung dieses Festes auch ihren Beitrag gebracht haben.