Ein Job voller Herausforderungen

Flaviana Enache und ihre Arbeit als Kulturassistentin im Deutschen Kulturzentrum Kronstadt

Flaviana Enache arbeitet seit Herbst 2013 als Kulturassistentin

„Die Brillen des Neptun“, Akryl auf Plastik, von Flaviana Enache
Fotos: privat

Mit einem Anfängerkurs für Deutsch als Fremdsprache, fing alles an. Die junge Malerin Flaviana Enache verliebte sich so sehr in die deutsche Sprache und Kultur, dass sie ihren Job als Kunstlehrerin aufgab und nun seit Herbst 2013 als Kulturassistentin beim Deutschen Kulturzentrum Kronstadt arbeitet.

Ein wichtiger Entschluss

„Ich fühlte mich begrenzt, kein Deutsch zu können. Ich wollte deutsche Kunstalben besser verstehen“, sagt Flaviana über ihre Motivation, einen Deutschkurs zu belegen. Damals, 2008, war sie 24 Jahre alt und hatte nach dem Studium an der Bukarester Kunstuniversität gerade angefangen, am Kronstädter Kunstlyzeum Zeichnen und Computergrafik zu unterrichten. „Während der Uni in Bukarest habe ich auch Deutschkurse besucht, aber als ich nach Kronstadt kam, wollte ich es richtig seriös machen“, meint die aus Fogarasch stammende Künstlerin. Sie wählte die Kurse des Deutsche Kulturzentrum Kronstadt, die gewöhnlich am Abend, nach dem Arbeitstag, stattfanden. Obwohl viele der Meinung sind, dass Deutsch schwer zu lernen sei, machte es Flaviana großen Spaß. Es gefiel ihr so gut, dass sie immer weiter machte und 2012 die DAF-Prüfung (Deutsch als Fremdsprache) des Goethe Instituts erfolgreich bestand.

Mit dem Deutschen Kulturzentrum stand Flaviana schon immer in einem guten Verhältnis: Sie beriet das Personal, wenn man eine Kunstausstellung nach Kronstadt bringen wollte, war bei vielen Kulturveranstaltungen im Publikum dabei, besuchte die Ausstellungen oder Kunstworkshops mit Schulklassen und konzipierte Programmhefte, Jahresbroschüren und Werbemittel.

Ende 2013 erfuhr sie, dass in der Kulturabteilung eine Stelle frei werden sollte - und bewarb sich, obwohl sie einen festen Job bei der Schule hatte. „Ich wollte meinen Weg ändern. Es war keine leichte Entscheidung, aber zum Schluss habe ich das Kulturzentrum gewählt“. Am Anfang war es nicht leicht, sich an einen neuen Arbeitsplatz zu gewöhnen. „Ich hatte großes Glück, dass mich meine Vorgängerin, Sabina Homana, einen Monat lang betreute und mir die wichtigsten Sachen zeigte“, erinnert sich Flaviana.

Der stumme Roboter und die Röhrenfernseher

Das erste Projekt, welches Flaviana mitorganisierte, war „Roboterträume“, eine Theateraufführung des Berliner Ensembles „Turbo Pascal“ im kleinen Saal des Dramentheaters. „Ich musste während der Aufführung die rumänische Übersetzung des Textes auf die Wand projizieren“, erinnert sich Flaviana. Es handelte sich um eine lustige Geschichte über das Zusammenleben zweier Freunde mit einem Roboter. Mitten in der Aufführung jedoch passierte etwas Unerwartetes: der Roboter ging kaputt und konnte plötzlich nicht mehr sprechen! „Es war ein Schock, ich wusste nicht, was ich tun muss“, erinnert sich Flaviana. Doch die Stimme des Roboters wurde von einem Reserve-Schauspieler übernommen und die Aufführung trotz Panne fortgesetzt. „Es passieren immer Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat. Aber das macht den ganzen Reiz aus“, meint die Kulturassistentin. Ihre Arbeit ist sehr abwechslungsreich und sie langweilt sich nie. „Immer passiert etwas, immer muss man etwas beschaffen, was die Künstler auf der Bühne brauchen und was schwer zu finden ist. Zum Beispiel brauchte die Tanzgruppe Cocoon Dance Company zwei große Röhrenfernseher für ihre Show. Wir haben alle Bekannten gefragt, ob sie nicht vielleicht einen alten Fernseher haben, auch unsere Facebook-Fans haben wir gebeten, sich umzuhören. Zum Schluss haben wir den Fernseher aus unserer Bibliothek genommen, den anderen haben wir bei einer Lehrerin gefunden“. Schwer sei es auch, wenn man zum Beispiel Flüge für eine siebenköpfige Musikgruppe reservieren müsse, wenn alle Mitglieder aus anderen Städten anreisen. Und man dabei auch noch die günstigsten Preise finden wolle. „Kompliziert wird es auch, wenn ich kurz vor Abflug eine Mail bekomme, dass der reservierte Flug gestrichen wurde. Man muss dann sehr schnell die beste Lösung finden“, meint Flaviana.

Ein Jahr voller Projekte

Zu ihren Lieblingsprojekten gehören bisher das Konzert der Pianistin Ana-Marija Markovina mit der Kronstädter Philharmonie, das Konzert des „Halle Percussion“ Ensembles und die Käthe-Kollwitz-Ausstellung, die sie als Künstlerin besonders stark interessiert hat.

Zu Flavianas Job gehören unter anderen Pressearbeit, Kommunikation mit den Partnern und deutschen Künstlern, Organisation und Planung von Kulturveranstaltungen, Bearbeitung der Homepage und Verwaltung der Facebook-Seite, Schreiben von Projekten und Reservieren von Flügen und Hotels - und das ist nur ein Teil der Arbeit. Die Kulturevents sollten ein aktuelles Deutschland-Bild vermitteln und müssten bester Qualität sein, aber zur selben Zeit nicht sehr kostspielig. Immer ist der Job mit viel Recherchearbeit verbunden. Welche Künstler sind in Deutschland gerade angesagt? Was für Filme, Theateraufführungen, Konzerte oder Ausstellungen sollte man unbedingt in Rumänien zeigen? Obwohl Flaviana gern zeichnet und sich auch in der Computergrafik gut auskennt, werden die Plakate und die anderen Werbematerialien von einem Mitarbeiter konzipiert. „Ich würde viel zu lange dafür brauchen, weil ich will, dass alles perfekt aussieht und müsste viel nachdenken, bevor ich ein Plakat entwerfe. Dafür ist aber keine Zeit“, meint  Flaviana.

Das Jahr 2015 bringt viele interessante Veranstaltungen ins Kulturzentrum. Gleich im Januar wird eine Ausstellung mit Comics und Bilderbuchillustrationen gezeigt. Als Rahmenprogramm wird ein Workshop für Buchillustration angeboten. Im März tritt das Ensemble „Die kleinste Bühne der Welt“ im Arlechino-Puppentheater auf und im April folgt das schon zur Tradition gewordene Festival der „Deutsch-Französischen Filmtage“. „Es werden 5 neue deutsche Filme gezeigt, sowohl Dokumentar- als auch Spielfilme. Momentan arbeiten wir an den Übersetzungen für die rumänischen Untertitel“ Im Mai folgt eine Tanzveranstaltung mit Christoph Winkler, im Juni ein Jazz-Konzert. Das bedeutet ganz viel Arbeit für Flaviana. Aber auch fürs Zeichnen und Malen bleibt Zeit. „Für dieses Jahr habe ich mir eine eigene Ausstellung vorgenommen. Aber nicht in einer Galerie, sondern an einem unkonventionellen Ort, vielleicht in einem Cafe. In diesen Tagen findet in der Europa-Galerie die Ausstellung „Salonul 35“ statt, wo Werke von Künstlern unter 35 Jahren vorgestellt werden. Da steht auch eines meiner Werke”, meint Flaviana.