Eine Dokumentation besonderer Art

Katalog der Ausstellung „Die Kunst der Zwischenkriegszeit“– ein bleibendes Verlagsereignis

Die über zwei Monate (23. September – 4. Dezember 2016) im Kronstädter Kunstmuseum zu besichtigende Ausstellung als umfassende Retrospektive des Schaffens der Künstler  in der Zwischenkriegszeit, ist in die Reihe der besonderen Kunstveranstaltungen in der Stadt unter der Zinne einzustufen: 67 repräsentative Gemälde und Skulpturen von Ernst Honigberger, Hans Mattis-Teutsch, Hans Eder, Fritz Kimm, Hermann Morres, Gustav Kollar, Grete Csaki-Copony, Margarete Depner, Eduard Morres, Conrad Vollrath, Karl Hübner, Heinrich Schunn, Josef Walter Strobach, Waldemar Mattis-Teutsch, Paraschiva Popa-Frunză, Olga Branişte, Valeriu Maximillian, Lukasz Irene,  Waldemar Schachl, Ernst Richard Boege aus den eigenen Beständen aber auch aus Privatsammlungen (Depner-Philippi-Wittstock, Dr. Klaus Fabritius, Kronstadt), Leihgaben vom Klausenburger Kunstmuseum, der Kronstädter Evangelischen Honterusgemeinde A.B., der  Evangelischen Kirche von Zeiden, dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK).  Bei der Eröffnung der Ausstellung konnte der Katalog aus objektiven Gründen den Besuchern nicht  zur Verfügung gestellt werden, da bis im letzten Augenblick noch Zusagen von Leihgaben rückgängig gemacht wurden und somit nicht in die Schau aufgenommen waren. So kam es erst Ende November dazu, den Ausstellungskatalog öffentlich vorzustellen.

Es war eine schwere Aufgabe für Museumsdirektor Bartha Arpad an jenem Donnerstag, dem 24. November, da nur wenige Tage davor einer seiner engsten Mitarbeiter und Kurator der Ausstellung, Koordinator des Katalogs Radu Popica, Opfer eines Verkehrsunfalls wurde – er wurde auf einem Zebrastreifen von einem Wagen erfasst und lag seither in Koma. Für den nun fast 200 Seiten umfassenden Katalog, an dem er zwei Jahre lang gearbeitet hatte, hatten ihn als Mitarbeiter Dr. Agnes Ziegler vom Kronstädter Stadtpfarramt, Ioana Spiridon von den Artmark-Gallerien, Dr. Markus Lörz vom Museum Gundelsheim, der Archivar Gernot Nussbächer, Alexandra Sârbu vom Klausenburger Kunstmuseum und Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des DFDKK unterstützt. Außer den Kunstwerken, die in der Ausstellung gruppiert – Gemälde (Öl, Aquarell, Grafik), Skulptur - aufgenommen sind, und im Katalog unter besten drucktechnischen Voraussetzungen reproduziert werden, umfasst dieser auch zwei wichtige Studien.

Radu Popica geht in seiner einleitenden, ausführlichen Dokumentation auf das Kronstädter Kunstzentrum in den Zwischenkriegsjahren und dem Zweiten Weltkrieg, auf Kunstausstellungen in dieser Zeit, auf die Kulturpublikationen und Chroniken, die zu Kunstausstellungen veröffentlicht wurden, auf Aufenthalte der Künstler beispielsweise in Baltschik oder Baia Mare, die dann in ihren Arbeiten reflektiert wurden, ein. Iulia Mesea befasst sich mit den Künstlerinnen dieser Jahre, aber auch mit dem Frauenporträt in Gemälden von Künstlern in dieser Zeitspanne. Margarete Depner war übrigens die einzige weibliche Bildhauerin dieser Jahre. Die Autorin der Studie befasst sich in ihren Recherchen besonders mit dem Schaffen von Grete Csaki-Copony als Malerin. Sie reflektiert aber auch das Schaffen von Elena Popea, Olga Branişte, Margarete Netoliczka-Hiemesch, Lukasz Irene, Paraschiva Popa-Frunză u.a. Beide Studien haben einen reichen bibliographischen Anhang. 

Nach der Reproduktion sämtlicher Exponate aus der Ausstellung, die einem eine besondere Freude bereiten und nur selten gesehen werden können, wie eine anwesende bildende Künstlerin betonte, umfasst der Katalog die Liste der Exponate  mit sämtlichen Details wie Autor, Titel, Jahr, Dimension, Sammlung, der diese angehören. Aus der anschließenden Chronologie sind weitere Details über die Künstler zu entnehmen wie beispielsweise, dass Hans Mattis-Teutsch und Eduard Morres 1920 in Bukarest ausstellten, oder dass Hans Eder seine erste persönliche Ausstellung 1924 in der Hauptstadt eröffnete. In einer weiteren Übersicht folgen biographische Daten  über Künstler dieser Zeitepoche, die in der Ausstellung nicht vertreten sind.

Eine ausführliche Auswahlbibliographie  bezieht sich auf allgemeine Arbeiten, Monographien, Studien, Ausstellungskataloge, Chroniken aus den Jahren  zu den verschiedenen Kunstausstellungen. Im Anhang zu dem Katalog wird je eine Liste der gemeinsamen und der persönlichen Ausstellungen in den Jahren 1919 – 1944 geboten. Desgleichen wird in einem weiteren Anhang die Teilnahme Kronstädter Künstler an Ausstellungen in anderen Städten des Landes verzeichnet. Der sicher beste diesbezügliche Kunstkatalog, der nach 1989 in der Stadt unter der Zinne erschienen ist, lohnt sich erworben zu werden, da er als bleibende Dokumentation sehr aufschlussreich ist. Dieser kann im Empfangsraum im Kunstmuseum zum Preis von 48 Lei gekauft werden.

Dem Autoren Radu Popica, der sich laut Meinung der Ärzte auf dem Weg zur Genesung befindet, sei gewünscht, dass er seine Tätigkeit bald wieder aufnehmen kann. Der Leitung des Kunstmuseums sei Anerkennung für diese immer wieder veranstalteten Rückschauen ausgesprochen. Als nächste Ausstellung kündigte der Grafiker und Direktor des Museums Bartha Arpad an, eine Retrospektive mit Aquarellen des Malers Valeriu Maximillian zu eröffnen.