Erstes Museum Siebenbürgens und Rumäniens (I)

200 Jahre seit der Eröffnung des Brukenthalmuseums in Hermannstadt

Wer war Brukenthal?

Samuel von Brukenthal gehört zu den bekanntesten Namen der siebenbürgisch–sächsischen Geschichte wie Honterus, Stephan Ludwig Roth, Georg Daniel Teutsch und Hermann Oberth, um bloß die prominentesten Gestalten zu nennen. Er ist sogar in Wien am Reiterstanddenkmal der Kaiserin Maria Theresia verewigt worden. Unter den Skulpturen der Paladinen, die das Reiterstandbild der Kaiserin umgeben, steht auch die Gestalt von Baron Samuel von Brukenthal, was für seine hohe Wertschätzung zeugt. Den guten Beziehungen zur und dem Vertrauen der Kaiserin verdankte Brukenthal seinen raschen Aufstieg im Staatsdienst und die Betreuung mit dem höchsten politischen Amt Siebenbürgens, mit dem des Gubernators. Kein anderer Siebenbürger Sachse hat vorher und nachher während der Zugehörigkeit Siebenbürgens zur Habsburgermonarchie ein so hohes politisches Amt bekleidet.

Samuel von Brukenthal ist jedoch nicht in erster Linie dank seines politischen Amtes als Gubernator ins Bewusstsein seiner Landsleute gedrungen und darüber hinaus zu einem Begriff geworden, sondern vor allem durch die Stiftung eines Museums und einer Bibliothek in Hermannstadt, die seinen Namen tragen und im Jahr 1817 eröffnet und für jederman zugänglich wurden und es heute noch sind.

Das Geschlecht der Brekner (nach dem Sächsischen Breck = Brücke) – so hießen die Vorfahren Samuel Brukenthals – kann bis 1540 zurückverfolgt werden. Sein Vater Michael Brekner wurde 1724 zum Königsrichter des Lesch- kircher Stuhls gewählt und für seine Verdienste als kaisertreuer Beamter von Kaiser Karl VI. in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Brukenthal“ erhoben.

Zu dem gesellschaftlichen Aufstieg Michael von Brukenthals hat sicherlich auch seine zweite Ehe mit Susanna von Hydendorff aus dem angesehenen Geschlecht der Mediascher Patrizierfamilie beigetragen, die ihm den Zugang und den Verkehr mit den höchsten Gesellschaftskreisen der Sachsen erschloss.

Samuel von Brukenthal wurde am 26. Juli 1721 in Leschkirch geboren, im Haus, das auch heute noch steht. Er hat in den Jahren 1743-1745 an den Universitäten von Halle und Jena die Rechtswissenschaften studiert. In Halle fand er Anschluss an die geistige Bewegung der Freimaurer, der er zeit seines Lebens verbunden blieb.

Bedingung für die Bekleidung eines städtischen Amtes in Hermannstadt, um das er sich bewarb, war jedoch der Besitz eines Hauses und ein eigener Hausstand. Der junge Hochschulabsolvent hielt um die Hand der erst 20jährigen Catharina Sofia von Klockner an, deren Familie zu den reichsten von Hermannstadt gehörte. Sie besaß ein Haus auf dem Großen Ring und zwei auf dem Kleinen Ring. Da der Braut aus dem Besitz der Klockners das Haus auf dem Großen Ring zugesprochen wurde, erhielt Bruken-thal 1745 die Stelle des Gerichtsschreiber-Helfers der Stadt.

Im Dienste seines Volkes und des Landes von Kaiserin Maria Theresia gefördert

Brukenthal stieg die Sprossen der Ämterhierarchie rasch auf, sobald eine Stelle frei wurde. 1749 rückte er in die Stelle des ersten Gerichtsschreibers und 1751 in die des Vizenotars von Hermannstadt auf. 1753 begab er sich nach Wien, um sich für eine Stelle in der Landesverwaltung bei der Hofkanzlei oder beim Gubernium zu bewerben. Es gelang ihm eine Audienz bei der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) zu erwirken. Er hat dabei einen so guten Eindruck hinterlassen, dass ihm hinfort die Gunst der Kaiserin gesichert war und eine steile Karriere bevorstand. Er hat dazu aber auch durch fachliche Kompetenz beigetragen. Auf Grund von kaiserlichen Empfehlungen hat Brukenthal folgende Stellen im Staatsdienst belegt: 1754 Gubernialsekretär (Er war der erste Sachse, dem dieses Amt zugesprochen wurde), 1761 Siebenbürgischer Provinzialkanzler, 1774 Leiter der Siebenbürgischen Hofkanzlei, 1777 Gouverneur von Siebenbürgen.

Es war keine leichte Aufgabe, die Brukenthal zu lösen hatte, denn er musste einerseits die Politik der österreichischen Herrscher und andererseits die Interessen der Sachsen vertreten. Die sächsische Nation sah sich damals schweren Angriffen ausgesetzt. Sowohl die österreichischen Zentralbehörden als auch der ungarische Adel stellten den Status des Königsbodens als auch den der Sachsen als freie bürgerliche Nation in Frage, der Königsboden sei kein Freitum, seine Bewohner vielmehr Kronbauern des Staates und deshalb zu grundherrschaftlichen Leistungen gegenüber dem Landesherrn verpflichtet. Der Fiskus beanstandete sodann das Recht der evangelisch-sächsischen Pfarrer auf den Bezug des Zehnten. Er forderte ferner von den Sachsen die Zahlung des angeblich rückständigen nicht geleisteten Martinszinses (Jahressteuer). Unter Beschuss geriet auch das Privileg des ausschließlichen Besitz-, Bürger- und Wohnrechts der Sachsen. Zur Aushöhlung des sächsischen Selbstbestimmungsrechtes trug auch bei, dass laut Hofverordnung ab 1732 die Magistratsämter zur Hälfte mit Katholiken besetzt werden mussten. Auch sonstige gegenreformatorische Maßnahmen wurden von Wien gefördert.

Gegner Brukenthals versuchten seinem Ansehen dadurch zu schaden, dass er an seinem evangelischen Glauben festhielt und dass er niedriger Abstammung war. Brukenthal hielt aber an seinem Wahlspruch „Meinem Glauben und meinem Volk bleibe ich treu“ (fidem genusque servabo) fest. Er hat aber nicht verhindern können, das einige Privilegien der Sachsen geschmälert wurden. Als Landesbeamter hat Brukenthal vor allem an den Steuer-, Justiz- und Urbarialreformen sowie bei der Aufstellung der Grenzregimenter mitgearbeitet. Er führte eine allgemeine Besteuerung ein, die Adligen wurden auch mit einer Grundsteuer belegt.

Im Jahre 1774 wurde die Gubernatorenstelle frei, für die Kaiserin gab es keine Alternative als ihr Protegé. Brukenthal erhielt zunächst die Stelle als bevollmächtigter Kommissär und dann 1777 die des eigentlichen Gouverneurs (Gubernators).

Das Ehepaar Brukenthal musste nun die Zelte in Wien abbrechen und an den Sitz des neuen Amtes übersiedeln, das sich glücklicherweise in Hermannstadt befand, so dass es heimkehrte. Als es Wien verließ, versicherte Maria Theresia dem neuen Landesherrn Siebenbürgens in einem Handschreiben ihr weiteres Vertrauen, er könne in besonderen Fällen direkt an sie schreiben und jährlich oder jedes zweite Jahr nach Wien zu kommen, um über wichtige Gegenstände mündlich zu berichten. Brukenthals hatten in Wien einen großen Haushalt geführt und eine reiche Sammlung von Gemälden, Graphiken, Kupferstichen, Büchern und Münzen erworben, die nun nach Siebenbürgen transportiert wurde. In der Heimat bereitete man dem Ehepaar einen glänzenden Empfang. Die feierliche Einsetzung als Gubernator erfolgte 1777.

(Fortsetzung folgt)