„Es fühlt sich mehr nach Freiheit an“

Philipp Mangold hat ein Praktikum bei der ADZ/KR begonnen

Philipp Mangold hat sich in unserer Redaktion schnell eingelebt. Foto: Christine Chiriac

„Eine große Tageszeitung bedeutet vor allem Information, während eine Minderheitenzeitung darüber hinaus Menschen eine Stimme und ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt“, sagt der 27jährige Philipp Mangold, der vor wenigen Tagen ein zweimonatiges Praktikum in der Redaktion der ADZ/Karpatenrundschau begonnen hat. Unlängst hat er im Rahmen seines Studiums in München und Regensburg an einer Ausstellung über die jüdische Nachkriegszeitung „Der nayer moment“ mitgewirkt. So wurde ihm das Spezifische an einer Minderheitenzeitung bewusst. „Wenn ich feststelle, dass der Beruf des Journalisten etwas für mich ist, dann bei einer Zeitung, die mir eben diese Bedeutung vermitteln kann!“, sagt der Masterstudent überzeugt.

Philipp Mangold schreibt sehr gerne: Noch vor vielen Jahren hat er zwei Schülerzeitschriften gegründet und geführt, später hat er den Scheffelpreis für das beste Deutsch-Abitur bekommen, neulich hat er an der Uni ein Seminar zum Nachrichtenjournalismus belegt. Außerdem betrachtet er Rumänien selbst als einen „besonders interessanten Aufenthaltsort“, auch dank seines Studiums „Osteuropastudien“. Er ist zum ersten Mal in Rumänien und verspricht sich Kirchen, Burgen, schöne Landschaften, Berge, Meer, unberührte Natur, Braunbären und Wölfe. „Auch Dracula ist natürlich ein Bild, das man hat, wenn man an Transilvanien denkt!“, lächelt der neue KR-Praktikant. „An sich bietet Rumänien alles, was das Herz begehren kann. Wenn das Land ein wenig mehr Wert darauf legen würde, wäre es mit Sicherheit ein sehr beliebtes Reiseziel!“

Philipp Mangold hatte die Gelegenheit, für sich selbst ein differenziertes Bild Osteuropas zu zeichnen. Nach seinem Zivildienst verbrachte er acht Monate bei der Caritas im sibirischen Omsk. Dort arbeitete er in einer Obdachlosenküche und in einem Kinderclub für Waisen und Kinder aus schwierigen Familien. Er lernte Russisch „vom Küchenpersonal und von den Kindern“, bereiste aber auch Sibirien von Irkutsk am Baikalsee bis Nowosibirsk. 2010 absolvierte er dann an der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau zwei Auslandssemester. „Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie unterschiedlich man die Welt sehen kann“, sagt Philipp. In Deutschland sei alles sehr geregelt und durchorganisiert, in Russland sei hingegen viel mehr Improvisationskunst gefragt, und man könne nicht unbedingt damit rechnen, dass etwas so funktioniert, wie man es sich vorgenommen hat. Und weil man in Russland den Medien viel weniger traue, seien die Diskussionen zwar „viel verwirrender“, gleichzeitig aber offener: „Man geht nicht die eingeschlagenen Wege, man weiß nie, was wirklich kommt -  ich würde sagen, es fühlt sich mehr nach Freiheit an!“, bringt es der Student auf den Punkt.

Freiheit steht auch für ihn auf der Agenda: Im Herbst möchte er sein Masterstudium abschließen, und was danach kommt, bleibt zunächst offen: „Ich will jetzt erst einmal schauen, was mir liegt, was ich kann und was ich wichtig finde. Danach mache ich den endgültigen Plan.“ Für seinen Aufenthalt in Kronstadt hat sich Philipp bereits einige Themen vorgenommen, denen er journalistisch auf die Spuren gehen will: neben den Vampiren, von denen er sich hat sagen lassen, dass sie in der Gegend zu finden sind, möchte er mit internationalen Studenten sprechen und ihre Eindrücke und Meinungen sammeln; außerdem will er versuchen zu verstehen, wieso hierzulande eine derart große Ungereimtheit zwischen hohen Preisen und niedrigen Einkommen besteht, und „wie die Menschen damit zurecht kommen.“ Nicht zuletzt interessiert er sich für das musikalische Leben, denn früher hat er selber viel Musik gemacht, und im Bachelor hat er in Berlin Musik und Medien studiert.

Was er aus Deutschland in den zwei Monaten vermissen wird? „Das Leitungswasser, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann, und das Frühstück - für mich ist das Frühstück tatsächlich der Hauptunterschied!“