Flughafen-Resignation macht sich langsam breit

Die Landebahn des Kronstädter Flughafens ist, nicht nur am Papier, fertig. Alles andere steht noch in den Sternen.
Foto: Hans Butmaloiu

Ex-Transportminister Ioan Rus hatte bereits Anfang Oktober des Vorjahres, bei der Eröffnung der Lande- und Startbahn des zukünftigen Kronstädter Flughafens bewiesen, dass er ein loses Mundwerk hat. Er werde  dafür sorgen, dass weitere Investitionen folgen, ansonsten könnten sich ja entlang der  fast 3 km der neuen Betonpiste Depots von Holzkisten für Kartoffeln aneinanderreihen.

Rus ist als Minister inzwischen für andere, weit derbere Äußerungen betreffend die Familien der Auslandsrumänen zurückgetreten. Der Ex-Vorsitzende des Kreisrates Kronstadt, Aristotel Căncescu, muss heute um seine politische Laufbahn, wenn nicht sogar um seine Freiheit, wegen einer Bestechungsaffäre fürchten. Das Comeback des engagiertesten Verfechters des Flughafenprojektes bei Weidenbach wird auf sich warten lassen.  Căncescu versprach den Kronstädtern, den Flughafen mit Mitteln des Kreisrates und seiner Partner in absehbarer Zukunft zur Wirklichkeit werden zu lassen.

Es kam aber nur bis zum Anlegen der neuen Piste. Das hat rund 16 Millionen Euro gekostet. Nach vorsichtigen, herunter korrigierten Schätzungen bräuchte man mindestens weitere 40 Millionen Euro, um einen Flughafen zu haben, der Kronstadt für mittellange Strecken als Lande- bzw. Abflugort zur Verfügung steht.
Inzwischen hat man in Kronstadt erkannt und zugegeben: aus eigenen Kräften ist das Geld nicht aufzutreiben. Eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen Kreisrat und einem oder mehreren Privatinvestoren kommt nicht zustande. Ist es wohl, nach der Wirtschaftskrise, zu riskant, in Kronstadt sein Geld in so ein Projekt zu setzen?

Wahrscheinlich ja. Die Schätzungen, die nach acht Jahren ab Eröffnung eine Zahl der Fluggäste von 1 Million/Jahr angaben, wurden stark reduziert. In dieser Phase ist es noch zu früh, um über eine Flughafen-Betreibergesellschaft zu sprechen, oder über Fluggesellschaften, die da Flüge anbieten. Cargo-Flüge seien interessant; Touristen aus dem Ausland für kurzfristige Angebote nach Kronstadt zu bringen, wünscht man sich ebenfalls. Hinzu kämen Inlands-Fluggäste aus einem Raum um Kronstadt den ich, nach größeren Ortschaften, von den benachbarten und konkurrierenden Flughäfen wie folgt abgrenzen würde: Fogarasch (von Hermannstadt/Sibiu), Schäßburg (von Hermannstadt und Neumarkt/Tg.Mureş), Sfântu Gheorghe bis Miercurea Ciuc (von Neumarkt) und das Prahovatal (von Bukarest Otopeni).

Von letzterem Flughafen, dem größten des Landes, erhoffen sich manche Fachleute, rund ein Fünftel der Kunden nach Kronstadt umzuleiten, also abzuwerben. Aber auch mit dem Status eines Ausweichflughafens für Bukarest könnte man in Kronstadt leben und somit technische Vorbedingungen und Betreiber-Fragen leichter los werden. Leider läuft die Zeit den Kronstädtern davon und der Flughafen Craiova nutzt die Gelegenheit und scheint den Kronstädtern diese Variante wegzuschnappen.

Noch überlegt sich der Stadtrat Kronstadt, ob und wenn ja, mit welchem Prozentanteil, die Stadt in das Flughafen-Projekt einsteigt. Mehr Transparenz betreffend Finanzen und Investitionen sind erwünscht, nachdem an Căncescus Image (im Falle des Flughafens praktisch mit dem Image des Kreisrates gleichzusetzen) unschöne Kratzer und Narben auftauchten. Noch sind bürokratisch-juristische Details nicht vom Tisch. Letztes Beispiel: der Streit, ob eine abgelaufene Grundstück-Nutzungsfrist eine „Verlängerung“ zulässt oder ob diese „Verlängerung“ als „Terminänderung“ in den Unterlagen geführt werden muss. Noch haben die Kronstädter in Bezug auf ihren Flughafen eine abwartende Haltung. Oder es ist bereits die Resignation, dass dieses Projekt gegen das es kaum einen prinzipiellen Widerstand vor Ort gibt, zu einer „Fata Morgana“, einem Trugbild, wird.

Die Piste ist da. Aber mit ihr wird der Flughafen nicht zum Selbstläufer. Im Gegenteil: jeder weitere Aufschub macht den Flughafen teurer, unwahrscheinlicher … und die Kronstädter skeptischer, dass ihre  Lokalpolitiker dieses Projekt überhaupt auch richtig anpacken und umsetzen können.