Gefängnisaufseher führten Terror und Misshandlungen ein

Fogarascher Festung galt als eine der gefürchtetsten Haftanstalten in den Jahren des Kommunismus

Das neue Denkmal vor der Fogarascher Burg erinnert an den antikommunistischen Widerstand.
Foto: Dieter Drotleff

Bis heute ist die Zahl der politischen Häftlinge, die in den Jahren des Kommunismus im Gefängnis in der mittelalterlichen Burg von Fogarasch unter schwierigsten Voraussetzungen in Haft waren, nicht bekannt. Laut Meinung des Historikers Gheorghe Dragotă, der mehrere Jahre dem Museum als Direktor nach der Wende vorgestanden ist, sollen es zwischen 600 bis 1000 gewesen sein.

Auch die Zahl derer, die hier ihr Leben unter unmenschlichen Bedingungen verloren haben, kennt man nicht. Es ist nur bekannt, dass die Opfer, die da starben, am Rande des Friedhofes der Stadt begraben wurden, ohne jeden Vermerk von Namen oder sonstigen persönlichen Angaben. In die Kellerräume und in den Gefängnisturm wurden in den Jahren von 1948 bis 1960, als die Festung als Gefängnis diente, hunderte Häftlinge gebracht. Es waren meist Angehörige der ehemaligen Polizei und Gendarmerie, Offiziere der Armeestrukturen, ehemalige Politiker der Vorkriegsjahre. Das Institut für die Erforschung der Kommunistischen Verbrechen und dem Gedächtnis des Rumänischen Exils (IICCMER), dem als Generaldirektor Cosmin Budeancă vorsteht, hat die Forschungen bezüglich dieser berüchtigten Haftanstalt eingeleitet. Es konnten einige Personen aus der Gefängnisleitung und dem Aufsichtspersonal identifiziert werden und der Antrag an die Staatsanwaltschaft für Ermittelungen gegen diese gestellt werden. Drei diesbezügliche Namen wurden bekannt gemacht, die von Refic Fizula, Neculai Tilici und Teodor Sârbu.

Diese drei ergänzen somit die Liste der 35 mutmaßlichen Verbrecher landesweit, die in der Leitung von Gefängnissen standen und von dem Institut identifiziert werden konnten. Allerdings ist laut den Angaben vom Standesamt, Refic Fizula, ehemaliger politischer Offizier des  Gefängnisses von Fogarasch, im Vorjahr verstorben. Dieser allein soll sich schuldig des Todes von mindestens 22 politischen Häftlingen gemacht haben. Neculai Tilici wurde angeklagt, ein Terrorregime im Gefängnis, dem er zeitweilig vorstand, eingeführt zu haben, was zu dem Tod von mindestens neun Inhaftierten geführt hat. Der ehemalige Securitate-Unteroffizier Teodor Sârbu wird angeklagt, sich an der Verhaftung mehrerer Personen beteiligt zu haben. Auch soll er sich in verschiedenen Aktionen impliziert haben, die dann dazu geführt haben, dass die verhafteten Personen erschossen wurden.

Das Forschungsinstitut analysiert die Natur, Ziele und Folgen des Totalitarismus in den Jahren von 1945 bis zu der 1989 erfolgten politischen Wende. Auf Grund der eingesammelten Daten, Akten und Zeugenaussagen konnte eine Datenbank geschaffen werden, die sich auf Aktionen bezieht, die in den Jahren des Kommunismus  die Menschenrechte einschränkten. Die reiche publizistische Tätigkeit des Forschungsinstituts, die auf den Forschungsergebnissen baut, widerspiegelt sich in der Veröffentlichung  von Jahrbüchern, der internationalen Zeitschrift „History of Communism“. Einige Hinweise beziehen sich auch auf besonders brisante Themen wie „Die kommunistischen Eliten vor und nach 1989“ oder „Die Partei- und Staatsstrukturen in der Zeit des kommunistischen Regimes“, die in Buchform erschienen. Zudem organisiert das Institut gelegentlich thematische Ausstellungen, die sich auf die Jahre der kommunistischen Herrschaft beziehen.

Cosmin Budeancă, Generaldirektor von IICCMER, gab auch einige weitere Angaben der Presse bezüglich  Refic Fizula bekannt  Dieser wurde 1925 in Agigea, Kreis Konstanza, geboren und hat  leitende Funktionen  in mehreren Gefängnissen als politischer Kommandant ausgeübt: In Neumarkt/Tg. Mureş (27. Dezember 1950 – 5. Oktober 1951), Karansebesch (5. Oktober – 31. Dezember 1951), Fogarasch (31. Dezember 1951 – 21. November 1952),  Buzău  (1. Juli 1953 – 1. November 1955), Elisabethstadt/Dumbrăveni (1. November 1955 – 1. Juni 1958).

In der Zeitspanne als er in der Leitung des Gefängnisses von Fogarasch war, sind da mindestens 22 politische Häftlinge  im Alter von 39 bis 71 Jahren gestorben - dieses in Folge der gezielt getroffenen  Maßnahmen wie unzureichende Nahrung und mangelnde ärztliche Betreuung was  zur Erkrankung an Lungen- und Knochentuberkulose, Magengeschwüre, Leberzirrhose, Herzversagen, Osteoporose und schließlich zum Tod führte. Laut Angaben von IICCMER hat  Fizula auch im Privatleben in der Zeit seines Fogarascher Aufenthaltes sehr schlechte Meinungen hinterlassen, da er Kollegen Geld schuldig blieb, nicht seine Kosten für Miete, Gas und Strom bezahlt hat an die ehemaligen Eigentümer des Hauses, das diesen enteignet worden war und ihm zur Verfügung gestellt wurde. Er war bis 1960 im Rahmen der Generaldirektion der Gefängnisse und Arbeitslager tätig, als er in Rente verabschiedet wurde.

Burg erlebte auch Glanzzeiten

Mit dem Festungsbau war Anfang des 14. Jahrhunderts begonnen worden. Er diente   Verteidigungszwecken. Der Bau des Schlosses wurde 1526 begonnen, als Stefan Mailat Herrscher der Fogarascher Domäne wurde und dieses zur Verteidigungsburg ausbaute. Berühmt wurde die Festungsanlage und das Kastell in der Zeit des Fürsten Michael der Tapferen, der diese während seines Feldzuges 1599 besetzte und seiner Frau, Fürstin Stanca schenkte. In dieser Zeit erlebte die Burg - bis  1600, als sie von ihrem Gatten  aufgegeben wurde -  viele prunkvolle Veranstaltungen, an denen sich die Edelleute Siebenbürgens beteiligten. In der Zeit des Fürsten Gabriel Bethlen wurden 1623 umfassende Bauarbeiten eingeleitet und in der Zeit des Fürsten Georg Rakoczy fortgesetzt. Neue Ringmauern wurden errichtet, einige bis zu einer Breite von fünf Metern.

Der Wassergraben um die Burg wurde 1630  erweitert und durch einen geheimen Kanal an den Alt-Fluss angeschlossen. Über diesen führte eine Hängebrücke zum Burgeingang. Im Jahre 1921 besuchte Königin Maria die Fogarascher Burg, eine Zeit, in der nach der in Russland stattgefundenen Oktoberrevolution der Bolschewiken sich da ein Kommandolager der Weißrussen befand. Sie zeigte ihr Interesse für diese. In den Jahren 1967 – 1977 wurden eingehende Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Der Kronstädter Kreisrat investierte in weitere Arbeiten nach  1995, vor allem um weitere Räume für Besucher zugänglich zu machen. Die Burg und das darin befindliche Museum des Fogarascher Landes „Valeriu Literat“ zählt bis zu 40.000 Besuchern pro Jahr. Da befindet sich auch die städtische Bibliothek.

Gegenwärtig wurde der ehemalige Gefängnisturm ebenfalls  renoviert und soll bald für Besucher zugänglich sein. Das gilt noch nicht auch für die ehemaligen Gefängniszellen.

Nicht nur politische Häftlinge 

Inhaftiert waren in dem zeitweilig da befindlichen Gefängnis außer politischen Häftlingen - Legionäre, Spitzenführer der National-Liberalen und der Bauernpartei -, auch Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftliches Lebens, wie Prof. Onisifor Ghibu.  Im Januar 1960 standen in der Evidenz der Generaldirektion der Gefängnisse landesweit 17.613 politische Häftlinge.  Ein ehemaliger Inhaftierter und Überlebender, der da zwischen 1956 – 1959 eingekerkert war, Valeriu Sasu aus Elisabethstadt, beschreibt in seinen Erinnerungen die unmenschlichen Bedingungen, denen die Häftlinge  da ausgesetzt waren.

Die Zahl der Toten, von deren Namen kann schon gar nicht die Rede sein, konnte niemals bekannt gemacht werden, betont er. Weil das Gefängnis überfüllt war, wurden während seiner Haftzeit 300  Kollegen nach Poarta Albă verlegt. Besonders nach der 1956 in Ungarn stattgefundenen Revolution  wurden auch in unserem Land zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Viele der Festgenommenen wurden in das Gefängnis von Fogarasch gebracht. Die Häftlinge waren in kalten Räumen untergebracht, lagen am Boden, bekleidet mit den wenigen Habseligkeiten, die sie hatten. Die Nahrung war sehr schlecht, der Hunger war quälend, schreibt Sasu. 

Am Morgen bekam man 125 g Brot für den ganzen Tag, den gewohnten Brei, einige Gramm Maismehl. Mittags gab es eine Suppe aus gefrorenem Kraut oder nicht gesäuberten Innereien von Tieren. Dadurch sind sehr viele der Häftlinge erkrankt, zum Großteil ohne Hoffnung auf Besserung. Es gab keinen Arzt. Ein Häftling war damit beauftragt, den Tod der Verstorbenen festzustellen. Diese wurden dann  nur bei Nacht auf den städtischen Friedhof transportiert und in Massengräbern bestattet. Ein Kollege des Häftlings, ein ehemaliger Inspektor, der zur Strafe in einer Einzelzelle inhaftiert wurde, verstarb dort. Diesen hatte das Aufsichtspersonal regelrecht vergessen. Als sie sich daran erinnerten, war dieser schon seit mehreren Tagen verstorben, der Leichnam verbreitete einen furchtbaren Geruch.

Nachdem 1959 die Festung zum Baudenkmal erklärt wurde und ein Museum da eingerichtet werden sollte, musste das Gefängnis evakuiert und aufgelöst werden. Als  die Häftlinge im Februar 1959 nach Gherla überführt werden sollten, wurden diese in der beißenden Kälte auf den Innenhof gebracht und gefesselt. Ein Stück Maisbrei wurde jedem für zwei Tage ausgehändigt. Einige waren schon so geschwächt, dass sie nicht einmal auf die Gefängnisautos steigen konnten, und wurden dadurch regelrecht wie Holzklötze übereinander geworfen. Vom Bahnhof wurden sie dann in Viehwaggons nach Gherla gebracht, am dortigen Bahnhof ausgeladen und ins Gefängnis transportiert. Unter ihnen waren viele Verstorbene, andere konnten sich nicht mehr bewegen und gaben kaum noch ein Lebenszeichen von sich. Dieses sind Teile aus den Erinnerungen von  Valeriu Sasu, die sich als Aufzeichnungen im Nachlass im Institut befinden, und einen Teil des Grauens der ehemaligen politischen Häftlinge darstellen.

Im Vorjahr wurde auf der Ringallee vor dem Wassergraben der Burg ein Denkmal des antikommunistischen Widerstandes eingeweiht  nach einem Entwurf des bildenden Künstlers Vlad Prună und des Architekten Daniel Cincu. Errichtet wurde dieses im Namen der Fogarascher Filiale des Vereins der ehemaligen politischen Häftlinge, des Stadtrates und des Bürgermeisteramtes.