Kronstädter Musik mit jugendlichem Elan

Dreizehnte „Musica Coronensis“ stellt Diaspora-Kronstädter in den Mittelpunkt

In Kronstadt geborene Studenten und Absolventen europäischer Musikhochschulen kehren vom 27. September bis 2. Oktober auf die Bühnen ihrer Heimatstadt zurück und bringen Ideen, musikalisches Können und den Geist der großen Musikmetropolen mit – so der Wunsch der Veranstalter von „Musica Coronensis“. Auf dem Programm der 13. Auflage der Kronstädter Konzertreihe stehen Konzerte, Meisterklassen, Künstlerbegegnungen, Uraufführungen und wiederentdeckte Werke. Die jungen Interpreten reisen aus Wien, London, Graz, Salzburg, Mailand, Genf oder Basel nach Kronstadt, sie treten in einen musikalischen Dialog mit einheimischen Musikern, führen Werke Kronstädter Komponisten auf und spielen neben Klassik diesmal auch Jazz, Rock oder Fusion.

„Musica Coronensis“ verfolgt schon seit der ersten Auflage 2003 das Ziel, Interpreten, Komponisten, Instrumentenbauer und Musikinstitutionen aus Kronstadt zu einem Netzwerk zusammenwachsen zu lassen und die Kronstädter Musik beim Publikum bekannter zu machen. Stets kommen neue Konzertsäle und Austragungsorte hinzu: in diesem Jahr gibt es erstmals Konzerte im Weißen Turm, dem Lokal „Festival ‘39“ (ehemaliges „Café Krone“ in der Purzengasse/str. Republicii), dem Hotel „Aro“ sowie dem „Multikulturellen Zentrum“ im Rektoratsgebäude auf der Postwiese/Livada Poştei. Veranstaltet werden die Festspiele von der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt unter Mitwirkung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest und der Stiftung Forum ARTE, die Kosten trägt diesmal größtenteils die Stadt Kronstadt durch einen Kulturfonds.

Den Auftakt zur Konzertreihe bildet ein Orgelkonzert mit den Organisten Ursula Philippi, Hans Eckart Schlandt, Steffen Schlandt und Paul Cristian in der Schwarzen Kirche, wobei auch das Werk „Tremens“ für Orgel uraufgeführt wird, das der Kronstädter Gabriel Mălăncioiu nach der Brandkatastrophe im Bukarester Klub „Colectiv“ im Oktober 2015 komponiert hat. Das Orgelkonzert bildet gleichzeitig den Abschluss des diesjährigen Orgelsommers (Dienstag, 27. September, 19 Uhr).

Im Festsaal des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt gibt die Sopranistin Teodora Gheorghiu (Genf) am Mittwoch, 28. September, einen Liederabend, u.a. mit bisher unbekannten Liedern von Emil Honigberger, Eduard Orendi und Şerban Marcu (17 Uhr); zeitgenössische Chormusik singen der Jugendbachchor der Schwarzen Kirche und das Kronstädter Vokalquintett „Anatoly“ in der Bartholomäer Kirche (20 Uhr).

An drei Abenden laden die Festivalveranstalter zu einem Exkurs außerhalb der Klassik-Welt ein. Über den Dächern der Stadt, im achten Stock des Hotels „Aro“, begegnen sich das Gaudeamus-Quartett, die Geigerin Sabina Vîrtosu (London) und die Sänger Alexandra Fits und David Frâncu zu einem Chansons- und Songs-Abend (Donnerstag, 29. September, 20 Uhr). Jazz, Funk, Rock und siebenbürgische Volkslieder im Jazz-Stil gibt es dann am Freitag mit der Kronstädter Sängerin Petra Acker, ihrem Bruder Michael Acker (Kontrabass) und weiteren jungen Musikern („Festival ‘39“, 30. September, 20 Uhr). Am Samstag spielen die Quartette „Brassovia“ und „4tune“ ein Rock-Barock-Programm im Kronstädter Weißen Turm (1. Oktober, 20 Uhr).

Doch auch viel Kammermusik erklingt an den drei Tagen: Am Donnerstag spielen ganz junge Kronstädter kammermusikalische Werke von Paul Richter in der Friedhofskapelle auf dem Innerstädtischen Friedhof, nachdem am Grab des Kronstädter Komponisten, Organisten, Dirigenten und Pädagogen eine Gedenktafel enthüllt wird (29. September, 17 Uhr). Am Freitag gibt es Meisterklassen mit Schülern der Musikschule, Studenten der Musikfakultät und Kronstädter Musikern aus der Diaspora (Aula der Transilvania-Universität, 10 Uhr), während das kammermusikalische Nachmittagskonzert um 17 Uhr im Multikulturellen Zentrum von den Geigern Andrei Stanciu (Genf) und Valentin Şerban (Graz) sowie dem Pianisten Dragoş Dimitriu (Wien) dargeboten wird. Letzterer spielt auch am Samstag, 1. Oktober, gemeinsam mit seinen Kollegen Valentin Mure{an (Klavier) und Teodor Rusu (Cello, Salzburg) Werke von Schubert, Schostakowitsch und Mendelssohn, sowie eine noch unbekannte Klaviersonate von Eduard Orendi (Multikulturelles Zentrum, 17 Uhr).

Die Konzertreihe geht am Sonntag, 2. Oktober, mit einer Matinee und einem festlichen Konzert in der Schwarzen Kirche zu Ende: um 10 Uhr spielen Teodora Ducariu (Querflöte, Basel) und Alexandra Ducariu (Klavier, Mailand) im Multikultuellen Zentrum, u.a. steht die Uraufführung eines Stücks für Querflöte von Ana Szilagyi auf dem Programm. Der Bachchor der Schwarzen Kirche und das Orchester „Kamerata Kronstadt“ interpretieren unter der Leitung von Steffen Schlandt Mozarts Credomesse in C-Dur KV 257 sowie Werke von Paul Richter, Rudolf Lassel und Helmut Sadler. Als Solisten treten Teodora Gheorghiu und Cristina Radu (Sopran), Carmen Topciu (Alt), Liviu Iftene (Tenor) und Dan Popescu (Bass) auf (17 Uhr). Wer online noch mehr Musik der Festspiele „Musica Coronensis“ hören möchte, findet ein gut ausgebautes Audioarchiv mit Konzertmitschnitten aus den vergangenen Auflagen unter http://musica.coronensis.ro