Mehr als nur Buchdrucker und Verleger

Johann Gött, 1810-1888, Buchdrucker, Presbyter, Bürgermeister, Träger des Franz Josefs-Orden

Porträt von Johann Gött

Das Haus in der Kronstädter Klostergasse Nr. 9, dem ersten Sitz der Druckerei.

Das Bürogebäude in der Klostergasse Nr. 14, gebaut von Johann Götts Enkelsohn Fritz im Jahre 1926. Zur Zeit befindet sich dort die Buchhandlung St. O. Josif und der Verlag Libris.

Grabstein am Friedhof Innere Stadt, Reihe 8, links, Grab 22.

Türstock aus Stein mit Wappen und Jahreszahl im Hof des Hauses Schobeln, Klostergasse N. 9.

Johann Gött ist am 10. Dezember 1810 in Bockenheim geboren, nicht weit von Mainz, dem Geburtsort Gutenbergs. Im benachbarten Frankfurt erlernte er den Beruf des Buchdruckers. In seinem zwanzigsten Lebensjahr ging er auf Wanderschaft und nach vielen Umwegen landete er erstmal in Bukarest und dann 1932 in Kronstadt. In Kronstadt fand er Arbeit in der von Schobelnschen Druckerei, im Haus Nr. 9 in der Klostergasse. Es war die von Johannes Honterus (1498-1549) im Jahre 1539 gegründete Druckerei, die erste und einzige in Kronstadt. Über die Geschichte dieser Druckerei kann man nachlesen in der Festschrift der Buchdruckerei Johann Götts Sohn „Die Honteruspresse in 400 Jahren”, herausgegeben von dem letzten Inhaber, seinem Enkel Fritz Gött (1887-1969) und verfasst von Professor Hermann Tontsch ( 1881-1968 ). Schon nach kurzer Zeit, am 10. Januar 1834 erwarb Johann Gött die Druckerei käuflich, heiratete Elisabeth Antonia Arzt am 23. April 1934 und genau ein Jahr später erwarb er das Bürgerrecht von Kronstadt. Er hat Kronstadt nie mehr verlassen. Die Ehe wurde mit acht Kindern gesegnet davon fünf Söhne. 1865 wird der Sohn Heinrich (1839-1883) Kompagnon seines Vaters und in den Jahren 1865-1883 war er auch Leiter der Druckerei. Aber Heinrich stirbt früh, mit 44 Jahren und Bruder Fritz (1850-1909) übernimmt die Leitung. Fritz Gött war nicht zum Buchdrucker ausgebildet, er war der jüngste der Brüder und hat das Schicksal der Druckerei in den Jahren 1884-1909, also bis zu seinem Tod, in den Händen gehabt. Nach seinem Tod übernimmt Fritz Gött der Jüngere die Leitung bis zur Nationalisierung.

„Kronstadt war in jener Zeit eine Vielvölkerstadt. Von den fast 23.000 Einwohnern bildeten die über 9000 Deutschen die relative Mehrheit, es folgten etwa 8000 Rumänen, über 4000 Ungarn, fast 800 Zigeuner. Weitere kleinere Bevölkerungsgruppen waren die Griechen, die jedoch eine große wirtschaftliche Bedeutung hatten, und seit dem Jahre 1826 hatte sich auch eine kleine jüdische Gemeinde in Kronstadt gebildet.

Die Stadtverwaltung in Kronstadt war deutsch. Der Religion nach waren die griechisch-orthodoxen Rumänen und Griechen die stärkste Bevölkerungsgruppe, es folgten die Evangelischen (Deutsche und Ungarn) und Katholiken (Ungarn und Deutsche).

Johann Gött sah sich als Buchdrucker allen Mehrheiten als Diener verpflichtet, er druckte in deutscher, rumänischer, ungarischer und griechischer Sprache, einige Bücher auch in lateinischer Sprache, er druckte für Evangelische und Katholiken sowie für Orthodoxe.
Damit überwand er als "Zuwanderer" alle Vorurteile, die die traditionellen Bevölkerungsgruppen in Kronstadt teilweise gegeneinander hatten.
Schon im Jahre 1834 ergriff Johann Gött die Initiative, in Kronstadt erstmals Zeitungen herauszugeben, was für die damalige Zeit eine besondere Neuerung war. Die grundsätzliche und bedingte Genehmigung vom Siebenbürgischen Gubernium erfolgte Ende des Jahres 1834, aber erst nach zwei Jahren konnten die ersten Periodika auch wirklich erscheinen.“ - schreibt Gernot Nussbächer in seiner Würdigung, 200 Jahre nach der Geburt Johann Götts, in den Ostdeutschen Gedenkbüchern.

Aber Johann Gött war eben nicht nur Buchdrucker. In der gleichen Würdigung finden wir folgende Informationen.

„Im Jahre 1839 gründete Johann Gött auch ein "Lesekabinett" in Kronstadt.
Der Kronstädter Sächsische Gewerbeverein (1841) zählte Gött zu seinen Gründungsmitgliedern. Er wirkte hier zuerst als Bibliothekar, ab 1852 als zweiter Vorsteher und von 1870 - 1881 als erster Vereinsvorsteher.

Als am 21. Januar 1851 die Kronstädter Handels- und Gewerbekammer gegründet wurde, war Johann Gött ihr erster Vizepräsident, in den Jahren 1866 - 1876 war er dann Präsident.

Im Jahre 1851 wurde Johann Gött Mitglied der Stadtvertretung, 1870 Orator-Stellvertreter und 1871 auch Orator, also Vorsitzender der Stadtvertretung (Kommunität)

Bei der Neuorganisation der Stadtverwaltung wurde Johann Gött am 26. Oktober 1876 zum Bürgermeister von Kronstadt ernannt und übte dies Amt bis zu seiner Pensionierung am 1. Dezember 1879 aus.

Seit 1856 war Johann Gött auch Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Stadtpfarrgemeinde von Kronstadt und viele Jahre lang auch Kirchenvater.

Mit dem Stadtpfarrer (1858 - 1881) Samuel Schiel bildete Gött ein Zweigespann, von dem alle wichtigen Unternehmungen und bedeutungsvollen Geschehnisse örtlicher und nationaler Art ausgingen oder mit ihrer Beihilfe tatkräftige Durchführung fanden".

„Nicht nur die Kronenstadt, sondern selbst der Kronenträger hat Götts Tätigkeit ehrend anerkannt. Schon am 12. September 1867 war er zum Ritter des Franz Josefs-Ordens ernannt worden „.

Am 17. Oktober 1888 starb Johann Gött in seiner Wohnung im Plecker von Pleckersfeldischen Hause Flachszeile Nr. 25 (heute Rathausplatz Nr. 22) und wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof in der achten Reihe links Grab Nr. 22, beerdigt, wo sein Grab auch heute noch als Ehrengrab besteht.

Im Tagebuch von Eduard Gusbeth finden wir noch folgenden Eintrag:
„Mit Recht war er seiner Selbstlosigkeit wegen und dem allgemeinen Wohlwollens wegen, das er Jedermann entgegenbrachte, „als Vater Gött“ in ganz Kronstadt bekannt und beliebt. Die Gattin des Verstorbenen alten Herren ist ihm im Tode schon seit Jahren vorausgegangen. Sie war katholisch und so auch ihre Töchter, während Gött und seine Söhne evangelisch waren.

Das Leichenbegängnis des alten Gött fand heute bei dicht umwölktem Himmel, mäßigem Regen von der Wohnung desselben auf der Flachszeile aus dem Plecker`schen Hause unter sehr zahlreicher Begleitung und Teilnahme statt. Auf dem Friedhof wurde die Leiche in den Leichensaal getragen und dort von Stadtpfarrer Obert eine passende Rede auf den Heimgegangenen gehalten. Dann zum Grab, gegenüber dem Dr. Beldi`schen, zur anderen Seite des Weges, geführt und unter Musikbegleitung zur Ruhe hinabgesenkt. Prediger Nussbächer segnete sie ein! – Ehre dem Andenken „Vater Gött`s“.“