Neuauflagen bereichern das historiographische Angebot

Grundzüge der Weltbeschreibung (1542) und das Reformationsbüchlein (1543) von Johannes Honterus als bibliographische Raritäten

Die im Auftrag des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Kronstädter Honterusgemeinde, dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, mit der finanziellen Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens in letzter Zeit veröffentlichten Neuauflagen von historischen Werken sind ein Zeugnis der vielseitigen Forschungsarbeit auch im Rahmen des Archivs der Schwarzen Kirche, ein Bereich, für den der Historiker Thomas [indilariu zuständig ist und der in Bernhard Heigl einen kompetenten Mitarbeiter hat. Die Neuausgaben sind als besondere bibliophile Ereignisse zu werten und dienen der Geschichtsforschung Siebenbürgens und  des Landes im europäischen Kontext. Auf vier dieser  Neuerscheinungen möchten wir den Leser aufmerksam machen und sie kurz vorstellen.

 

„Rudimenta Cosmographica“

Das bedeutendste Werk des Humanisten Johannes Honterus, „Rudimenta Cosmographica“, (Grundzüge der Weltbeschreibung) konnte dank einer internationalen Zusammenarbeit in einer dreisprachigen bibliophilen Sonderausgabe 2015 erscheinen, und wurde von uns ausführlich in den Novemberausgaben der KR Nr. 45 und 46, sowie in einem Interview mit Dr. Robert Offner, Mitherausgeber dieser Neuauflage (KR. Nr. 47/2015) vorgestellt. Diese Neuauflage der letzten Variante der Weltbeschreibung von Johannes Honterus aus dem Jahre 1542 als Faksimile-Ausgabe war sicher das wichtigste Verlagsereignis des Jahres,und wurde 2017 durch eine zweite durchgesehene und verbesserte Auflage ergänzt. Erschienen ist die Sonderausgabe im Schiller Verlag Hermannstadt – Bonn. Herausgegeben von Robert Offner, Harald Roth, Thomas [indilariu und Ulrich A. Wien, erfreuten sich diese auch der Unterstützung mehrerer Mitarbeiter: dem Historiker und Honterusforscher Gernot Nussbächer, Dr. Zsolt Török (Budapest), Dr. Heinz Heltmann, Dr. Peter Pauly (Bonn), Dr. Edit Szegedi, Eva Maria Papp, Prof. Andras F. Balogh (Klausenburg), Dr. Ileana Sânziana Migia und Prof. Călin Căliman (Kronstadt). Versuche, dieses Werk von Honterus herauszugeben, gab es noch 1988, als eine Variante in rumänischer und lateinischer Sprache erschien. Die Weltbeschreibung kann als eine frühe Schulenzyklopädie betrachtet werden. Vom historischen Standpunkt ist das Werk heute nicht mehr aktuell, ist aber vom bibliographischen Standpunkt eine Rarität. Da die erste 2015 erschienene Auflage in kurzer Zeit vergriffen war, wurde eine zweite im Jahr 2017 anlässlich der vor 500 Jahren in Wittenberg eingeleiteten Reformation herausgebracht.

„Reformatio ecclesiae Coronensis“ (Reformationsbüchlein)

Ebenfalls im Vorjahr erschien eine Neuauflage des Reformationsbüchleins von Johannes Honterus „Reformatio ecclesiae Coronensis ac totius Barcensis provinciae“ (Reformation der Kirche in Kronstadt und der gesamten Burzenländer Provinz), der Faksimile-Ausgabe aus dem Jahre 1543, übersetzt ins Deutsche, Rumänische und Ungarische. Herausgegeben wurde der Band von Bernhard Heigl und Thomas [indilariu, mit den Übersetzungen gezeichnet von Anne Türk-König und Raduch Zsolt, im Rahmen der Reihe „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt, als Band VIII, Beiheft 2, im Kronstädter aldus Verlag. Gedruckt in der Honterus-Druckerei in Hermannstadt, konnte der Band unter der Schirmherrschaft des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt, des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg, der Kronstädter Kreisdirektion des Rumänischen Staatsarchivs, des Archivs und der Bibliothek der Honterusgemeinde Kronstadt erscheinen. Dieser Band, der mit finanzieller Unterstützung des Departments für Intherethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens herausgebracht wurde, ist eine bibliophile Rarität.

In einem Vorwort und einer Einführung geht der Historiker Thomas Șindilariu auf die Bedeutung des Reformationsbüchleins ein. In einer eingehenden Analyse bietet er dann einen historischen Rückblick über den Beginn der Reformation in Kronstadt und äußert einige Gedanken zu einer diesbezüglichen Neubewertung. Der Autor stellt auch Vergleiche an zwischen dem Reformationsbüchlein, das die Entschlossenheit der Kronstädter um die Einführung der Reformation durch Honterus bewies, und der Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen aus dem Jahr 1547. Außer der Bedeutung dieses Neudrucks muss auch die Teamarbeit der beiden Autoren und die Qualität der Übersetzungen besonders hervorgehoben werden.

Das Gerichtsbuch des Kronstädter Rates (1558 – 1580)

Als Band X der Serie „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“ erschien 2016 „Das Gerichtsbuch des Kronstädter Rates“ für die Jahre 1558 – 1580, herausgegeben von der Forscherin Julia Derzsi. Auch dieser Band ist ein Novum für die Gegenwart , da er eine Neuauflage eines im Archiv der Schwarzen Kirche befindlichen Buches darstellt, der sich auf Gerichtsentscheidungen längst vergangener Zeiten bezieht. Auch dieser Band wurde mit Unterstützung des Deutschen Ortsforums Kronstadt, des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, des Kronstädter Staatsarchivs und des Archivs der Kronstädter Honterusgemeinde herausgebracht. Finanziert wurde der Band ebenfalls vom Departement für Interethnische Beziehungen des Generalsekretariats der Rumänischen Regierung. Im Rahmen des aldus Verlag Kronstadt konzipiert, wurde dieser ebenfalls in der Honterus-Druckerei von Hermannstadt unter besten Voraussetzungen erstellt. Im Vorwort zu dem Band dankt die Autorin Thomas [indilariu für die ihr gebotene Unterstützung und Bernhard Heigl, der den Text überprüft hat und auch die Erstellung der Register sicherte.

Insgesamt 549 Urteile, die von dem Kronstädter Rat und der Burzenländer Distriktversammlung ausgesprochen worden sind, bieten Einblick in die damalige Rechtsgebung. Besonders interessant ist die Tatsache, dass das Gerichtsbuch in der Zeit der Ausarbeitung des Eigen-Landrechts der Siebenbürger Sachsen (1583) entstanden ist. Julia Derzsi hat sich mit der Arbeit an dem Gerichtsbuch im Rahmen eines Forschungsprojektes am Hermannstädter Institut für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie befasst. Im Gerichtsbuch findet man ansprechende Daten über die damaligen Rechtsgewohnheiten und -gebrauch im Burzenland. Es handelt sich um einen zeitgenössischen Protokollband, in dem wir Rechtssprüche finden, die bei Zwistigkeiten zwischen verschiedenen Personen aus Kronstadt oder anderen Ortschaften des Burzenlandes gegeben wurden. Es gibt Rechtsstreite zwischen Bewohnern einer Ortschaft, gar Verwandten aus gleicher Familie wegen Besitzverhältnissen, nicht rückerstatteten Schulden, wegen einer Verletzung, die sich „nicht genannter Kläger“ bei einem Sturz von einem Pferd zugezogen hat, um nur auf einige Beispiele hinzuweisen. Ergänzt wird der Band nach den präsentierten Urteilen, die damals gefällt wurden, mit einem sehr nützlichen Anhang, bestehend aus einem Personen- und Ortsregister, wie einem Sachregister und Glossar, die dem Benutzer von großer Hilfe sind.

Communitäts-Verhandlungsprotokoll der Marktgemeinde Zeiden (1800-1866)

Ebenfalls im Rahmen der Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt, Band XI, erschien die über 500 Seiten starke Ausgabe bezüglich des Communitäts-Verhandlungsprotokolls der Marktgemeinde Zeiden (1800 – 1866), herausgegeben von Liviu Cîmpeanu, Bernhard Heigl und Thomas Șindilariu im aldus Verlag und in der Hermannstädter Honterus-Druckerei erstellt. Der 2016 erschienene Band konnte mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt, der Stiftung Zeiden, dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, der Kronstädter Kreisdirektion des Saatsarchivs und des Archivs und der Bibliothek der Honterusgemeinde erscheinen. Auch wie im Fall der anderen da vorgestellten Neuerscheinungen wurde dieses möglich mit der finanziellen Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens. Die Initiative der Herausgabe dieses Bandes geht auf die Zeit zurück, als Udo Buhn Nachbarvater der Zeidner Heimatortsgemeinschaft in Deutschland war. Darauf hin hat die „Stiftung Zeiden“, wie es im Vorwort von Reinhold Mieskes , Vorstandsvorsitzender der Stiftung betont wird, „die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen übernommen und 2004 ein Projekt zur Sicherung der Archivalien der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Zeiden/Codlea/Feketehalom gestartet“. Mit der Herausgabe diese Bandes hat das Projekt seinen Abschluss gefunden. Die Veröffentlichung dieser Protokolle der Gemeinde Zeiden aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bieten weitere Informationen zur Geschichte dieser Burzenländer Großgemeinde. In einer ausführlichen Einleitung geht Thomas Șindilariu auf die allgemeine Bedeutung der Bearbeitung dieser historischen Quellen und deren Erschließung für die Gegenwart ein, aus denen wichtige Daten zur Geschichte ausgearbeitet und heutigen Generationen geboten werden können. Der Band enthält einen ausführlichen Index, zusammengestellt 1899 vom damaligen Vizenotär Paul Meedt, und einen Bildanhang mit einigen Archivdarstellungen der Zeidner Kirchenburg und Schriftauszügen aus dem Communitätsprotokoll. Auch dieses ist eine Neuerscheinung von bleibendem Wert auch für kommende Generationen, da die Originalschriften sicher durch ihr Alter immer weniger verwendbar und verwertbar werden.

Die vier vorgestellten Bände können über die genannten Institutionen und den beiden Autoren als Herausgeber angefordert werden. Jede Bibliothek findet damit eine besondere bibliographische und bibliophile Bereicherung.