Nur fünf (oder sechs?) sind am Leben geblieben

400 Jahre seit Wolkendorfs Schreckenstag am 23. September 1611

Blick auf Wolkendorf von Westen. Links das Rathaus (1892), in der Mitte der Glockenturm (1793) und rechts im Vordergrund die evangelische Volksschule (1893).
Foto: Peter Simon

Neben der 800-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes sollte auch an ein Ereignis erinnert werden, das genau zur „Halbzeit“ –  also vor 400 Jahren – stattgefunden hat, nämlich an „Wolkendorfs Schreckenstag“, wie ihn der Heimatkundler Friedrich Reimesch genannt hat.

Im Zuge der Kämpfe zwischen dem tyrannischen Fürsten von Siebenbürgen Gabriel Báthori (1608-1613) und der Stadt Kronstadt, die sich ihm nicht unterwerfen wollte, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie Hermannstadt, kamen die Truppen Báthoris am 21. September 1611 ins Burzenland und lagerten sich bei der – damals schon zerstörten – Kronstädter Papiermühle in der Gegend der heutigen Biengärten. Die Truppen waren Szekler, Haiducken, Tataren, Türken und Deutsche, die der Fürst mitzuziehen gezwungen hatte.

Von hier aus streiften die Truppen durch das Burzenland um zu rauben, zu brennen und zu töten. Wie der zeitgenössische Chronist Simon Nösner berichtet, sind damals  außer Honigberg, Heldsdorf, Marienburg, Rothbach und Nußbach alle andern Ortschaften des Burzenlandes heimgesucht worden.

Am 23. September 1611 kamen die Feinde nach Wolkendorf. Wer konnte, flüchtete in die Kirchenburg, die umringt und nach tapferer Gegenwehr eingenommen wurde. Die in die Kirche geflüchteten Frauen, Alten und Kinder wurde größtenteils niedergehauen, wenige gefangen verschleppt. Die meisten Männer retteten sich in den festen Kirchturm.

Als die Feinde den nicht erstürmen konnten, häuften sie Strohballen und Balken um den Turm und zündeten sie an, sodass die im Turm Eingeschlossenen „jämmerlich darin umkamen und im ganzen Dorf nur 6 Personen überblieben, welche  die Verwüstung ihres Dorfes und Schlosses und den schrecklichen Tod der Ihrigen beweinen müssen“, schreibt der Chronist Joseph Teutsch.

Das ganze Dorf wurde zu einer Brand- und Trümmerstätte.Der Zeitgenosse Michael Seybriger erwähnt, dass jene Wolkendörfer, welche den Ungarn in die Hände fielen, getötet wurden, während die von den Türken gefangenen Wolkendorfer am Leben gelassen wurden und laut Marcus Fuchs von den Zeidnern und Rosenauern freigekauft wurden.

Sehr langsam ging der Wiederaufbau von statten. Erst in den Jahren 1630-1632 wurde die zerstörte Ringmauer wiederhergestellt und erhöht und erst nach dem großen Tatareneinfall von 1658 konnte mit dem Wiederaufbau der Kirche im Jahre 1665 begonnen werden. Der heutige Kirchturm wurde jedoch erst in den Jahren 1793/1794 errichtet.

Bei der Renovierung der Wolkendorfer Kirchenburg im Jahre 1833 wurde folgende Inschrift angebracht:

„Im Jahre 1521 ist der Grund dieser Mauern gelegt worden, 1611 ist dieser Ort von den Tartaren verheert worden, sodass nur 5 Personen am Leben geblieben. 1632 sind die Mauern erhöhet, verstärkt und 1833 abermals verbessert worden“.

Eine weitere Inschrift über dem alten Eingang in die Kirchenburg, der im Jahre 1963 vom damaligen Volksrat verbaut wurde, besagt: „Der Krieg und die Zwietracht verwüsten ein Land, sie stürzen die Schutzmauern nieder, nur Friede und Eintracht, dies einzige Band, die bauen Zerfallenes wieder“.