Reparaturen an den Fenstern der Schwarzen Kirche

Spezialgebiet Glasbau: Fachhandwerker aus Vilshofen mit Know-how in Kronstadt

Fenster, soweit das Auge reicht: Gleich drei Glasbautechniker in Ausbildung nehmen sich eine Scheibe an der Nordseite der Schwarzen Kirche vor. | Foto: Frank-Thomas Ziegler © Evangelische Kirche A.B. Kronstadt

Die Schwarze Kirche ist um eine Liebes- und Erfolgsgeschichte reicher. Andreas Hart arbeitet als Fachlehrer für Glasbautechnik an der Staatlichen Fachschule für Bau- und Glasbautechnik in Vilshofen bei Passau. In Sachen Glasbau, einschließlich Kirchenglas, ist er, über seine dienstlichen Verpflichtungen hinausdenkend, ein hoch qualifizierter Wohl- und Überzeugungstäter.

Siebenbürgen ist ihm schon seit vielen Jahren ans Herz gewachsen, sodass er seine Schüler zum Fortbildungseinsatz öfters mal hierher mitbringt. Mitte Oktober dieses Jahres sind es neun junge Männer und eine junge Frau, die bereits eine abgeschlossene Glaserausbildung in der Tasche haben und bei Andreas Hart eine Zusatzausbildung im Bereich Glasbautechnik absolvieren, sowie ein weiterer junger Glasbautechniker, der bereits selbständiger Unternehmer und als zweiter Ausbilder mitgereist ist.

Im Vorfeld des Einsatzes waren die Vorgespräche zwischen Andreas Hart und Richard Sterner, Leiter der Verwaltung historischer Liegenschaften an der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt, fruchtbar verlaufen. Deshalb konnten die Glasbautechniker den Arbeitsaufwand vorab hervorragend abschätzen und sechs der insgesamt fünfzehn Tage ihrer Siebenbürgen-Exkursion für die Fenster der Schwarzen Kirche reservieren.

Die Fenster der Schwarzen Kirche sind relativ jung. Sie wurden erst 1983-1984 in dieser Form eingebaut und sind bereits deshalb in allgemein gutem Zustand. Nur wenige der vier- oder sechseckigen Scheiben, aus denen die monumentalen Fenster zusammengesetzt sind, sind gesprungen oder fehlen und müssen ersetzt werden. Andreas Hart findet auch für die ästhetische Gestaltung der Fensterscheiben lobende Worte, denn die einzelnen Glassegmente sind derart in die gotische Fensterfläche gesetzt, dass sie selbst über die Quer- und Längsstreben hinweg auf der Spitze stehende Vierecke zu bilden versuchen. „Das ist durchdacht gestaltet“ sagt er anerkennend lächelnd.

Allein die Einbausituation ist nicht ganz zufriedenstellend: Dort, wo der alte Kitt zwischen Steinrahmen und Fenster verloren gegangen ist oder die stabilisierenden „Windstangen“ einst falsch eingebaut wurden, dringen Zugluft, Staub und stellenweise auch Regenwasser unkontrolliert ins Innere. Auch Kondenswasser rinnt ungehindert von den Innenscheiben über die Wände. Silikon, das früher stellenweise zum Abdichten von Fugen verwendet wurde, hat in der Denkmalpflege nichts zu suchen: es reagiert mit den Bleisprossen der Fenster, verursacht dort Bleifraß und muss deshalb durch dauerplastischen Kitt ersetzt werden.

Um solche Missstände zu beheben, ist nicht nur ein mehrtägiger Arbeitsaufenthalt an der Schwarzen Kirche nötig. Um etwa Kondensrinnen zum Auffangen des Kondenswassers herzustellen, greifen die Fachhandwerker auf die gut ausgestattete Werkstatt des Vereins Handwerkerschule Martinsdorf/Siebenbürgen e.V. zurück.

Dieser bewährte Verein aus Bayern, unter der Leitung der erfahrenen Handwerksmeister Michael Doll und Wolfgang Weigl stehend, stellt aber nicht allein seine Werkstatt zur Verfügung.

Er unterstützt die Fortbildungsreise auch dadurch, dass er Fördermittel aus dem Erasmus-Programm bereitstellt, aus denen Fahrt- und Verpflegungskosten gedeckt werden können.

Und der Einsatz sämtlicher Mittel lohnt sich für alle Seiten: Zum einen kommen auf dieser Fortbildungsreise alle zehn jungen Handwerker erstmals mit Siebenbürgen in Berührung – ein Landstrich, der nicht zuletzt für Glasbautechniker zahlreiche Einsatzmöglichkeiten bietet. Mit dessen faszinierendem Kulturerbe auf Tuchfühlung zu gehen, ist für alle eine erstklassige Erfahrung.

Der Gewinn ist für die Schwarze Kirche aber mindestens ebenso groß: Die Gottesdienstbesucher und der Bach-Chor sind ab sofort besser vor Zugluft geschützt. Wasser dringt nicht mehr so einfach ins Innere ein, und das dort befindliche, wertvolle bewegliche Kulturerbe kann sich verbesserter Aufbewahrungsbedingungen erfreuen.