Rumänische Bergsteiger und ihre Geschichten

Mircea Noaghiu und seine Erinnerungen an Erfolge und Dramen

Einer der bekanntesten Kronstädter Bergsteiger, Mircea Noaghiu, jahrzehntelang Trainer der vom Bergklettern begeisterten Studenten an der Kronstädter Universität, setzt seine schriftstellerische Tätigkeit mit einem fünften Band fort. Er trägt den Titel „Tributul hazardului“ (zu deutsch „Tribut des Zufalls“) und ist in diesem Jahr in der Bücherreihe „Colecţia verde“ des Verlags „România pitorească“ erschienen.

Leicht lesbar, mit eingeflochtenen Dialogen, stellenweise auch mit Humor und Selbstironie, schildert der heute noch rüstige Rentner mehrere Begebenheiten, die uns die Welt der Bergsteiger mit ihren Herausforderungen, Gefahren aber auch Rivalitäten und Anfeindungen näher bringt. Das Buch ist nicht eine wissenschaftliche Arbeit oder eine Rückschau auf die sportlichen Leistungen des Autors und seiner Schüler, sondern eine subjektive Erinnerung an Personen, die er kennen gelernt hat, mit denen er zusammengearbeitet oder auch gestritten hat, an Meisterleistungen, an ein gewagtes Selbstexperiment (eine bei frostigen Temperaturen in einem winzigen Schneeiglu verbrachte Winternacht in den Fogarascher Bergen), an eine Alleinbesteigung des Ätna nach der Wende als Senior-Alpinist - aber auch an dramatische Rettungsaktionen als Salvamont-Mitglied, an tödliche Unfälle.

Selbst wenn sie sich näher an den Himmel wagen, sind Alpinisten keine Engel, sondern bleiben stets Menschen mit all den Schwächen der Welt aus der sie kommen und in die sie zurückkehren. Dieser Gedanke von Lionel Terray wird nicht zufällig im Vorwort des Bandes zitiert. Denn Noaghiu will sich nicht nur an die schönen Seiten jener Zeiten erinnern, sondern scheint auch abrechnen zu wollen, mit jenen die ihn betrogen oder beschuldigt haben, mit jenen die mit den Behörden (von Parteiaktivisten bis Geheimdienstler) zu eng mitarbeiteten.

Das mag verwundern, wenn man an Solidarität, Mut, Geradlinigkeit denkt – Eigenschaften, die Bergsteigern schnell zugesprochen werden.  Aber es ging in jener Zeit auch um Finanzierung, Rekorde, Meistertitel, Premieren von Klettertrassen und die „Profis“ von Kronstädter Klubs des Innen- und des Verteidigungsministeriums sahen es nicht gerne, wenn „Laien“ von den Studenten- und Gewerkschaftsklubs versuchten, besser zu sein. Noaghiu schildert solche Konflikte, nennt in Form von (leicht erkennbaren) Pseudonymen auch Personen. Ein Beispiel: die Rettungsaktion am südlichen Königstein im Juni 1975, als eine Begleiterin des tödlich verunglückten Nae Anghelide gerettet werden konnte, aber der Leichnam ihres Kollegen sicherheitshalber vom Seil getrennt und nicht gehievt wurde, so dass dieser in die  Schlucht fiel und unnötigerweise zusätzlich verstümmelt wurde.

Im Buch werden auch bekannte Namen sächsischer Bergsteiger und -retter erwähnt wie Norbert Hiemesch, Richard Schuller, Valentin Garner, Werner Gehann u.a., die vor allem in der „romantischen Periode“ des rumänischen Alpinismus zur Entwicklung dieses mehr als „Hobby“ zu bezeichnenden Sportes entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es auch Schwarz-Weiß-Fotos. Das Buch kann über romania.pitoreasca.33@gmail.com und romania_pit @yahoo.com bestellt werden und ist eher in Fachläden für Bergartikel als in dem Buchhandel erhältlich.