Schwache Schüler sind unerwünscht

Über Eliteklassen oder Elite-Schulanstalten wird seit Langem weltweit kontrovers diskutiert. Nun ist auch hierzulande die Debatte wieder aufgeflammt, nachdem bekannt wurde, was in den internen Schulordnungen dreier bekannter Kronstädter Kollegs (Șaguna, Meșotă und Moisil) festgelegt wird. Schüler der Klassen V-VIII (die diesen Kollegs angehören), die nicht eine gewisse allgemeine Jahresdurchschnittsnote (bei Șaguna 8,50) erreichen oder die in Mathe und Rumänisch unter einem Grenzwert des Notendurchschnitts liegen (bei Saguna 8,00), müssen diese Schulanstalten verlassen. Die Begründung lautet: sie erfüllen nicht den vorgegebenen Standard dieser traditionsreichen Schulen.
Eine derartige Bestimmung habe in einer Schulordnung nichts zu suchen und könne deshalb als illegal betrachtet werden, sagte Unterrichtsministerin Ecaterina Andronescu (PSD). Die Kronstädter Generalschulinspektorin werde den Schuldirektoren nahelegen, die Schulordnungen den gesetzlichen Reglungen anzupassen und auf ein solches Kriterium für eine Exmatrikulation zu verzichten, so Andronescu. Eine ehemalige Staatssekretärin im Unterrichtsministerium stellte sich die Frage, weshalb sollten Schüler in eine andere Schule versetzt werden, wenn sie die Unterrichtsstunden besucht haben, gelernt haben und dafür bewertet wurden. Mit anderen Worten: was haben sie verbrochen?
Der Șaguna-Direktor Dumitru Boghici weist darauf hin, dass die Eltern bei der Einschreibung zur Aufnahmeprüfung in die V. Klasse, über diese Reglung in Kenntnis gesetzt werden und sie implizit akzeptieren. Bei seiner Schule gelte das seit 18 Jahren. In den letzten sechs Jahren hätten nur 29 Schüler von 790 diese Forderung nicht geschafft; aber nur drei mussten die Schule wechseln, weil alle anderen die vorgesehene Neubewertung im Herbst vor Schulanfang bestanden hatten.
Eltern sprechen von „einem Schub“ für die Kinder; andere Stimmen meinen, es sei nichts anderes als Leistungsdruck. Die einen berufen sich auf Schulautonomie und -tradition –  wenn Eltern und Lehrer sich auf eine Schulordnung einigen, dann müsse diese auch eingehalten werden. Andere sprechen von Diskriminierung bzw. Segregation. Deshalb gelangt diese Angelegenheit, auf Grund einer Beschwerde, vor den Landesrat für Bekämpfung der Diskriminierung (CNCD). Die Besten wollen unter sich sein und unter sich bleiben. Das gilt auch für Lehrer, Eltern und Schüler. Schwache Schüler senken das Niveau einer Klasse. Oder sie können eine Herausforderung für ihre Lehrer sein. In einer Klasse, wo, wie auch im realen Leben, Begabte und weniger Begabte zusammen sind, können die Schüler sich mit Begriffen wie Solidarität oder Teamgeist auseinandersetzen und auch konkret umsetzen.
Die Eltern wollen das Beste für ihre Kinder und ihre Zukunft. Das gilt in besonderem Maße für die Schule. Die drei genannten Kronstädter Kollegs versuchen, ihnen den besten Unterricht zu bieten und stellen ihre zukünftigen Fünftklässler vor eine Aufnahmeprüfung. So entsteht eine „Blase“, eine Insel, im so oft und leider auch gerechtfertigt kritisierten rumänischen Schulwesen. Solche Kollegs sind die Ausnahme von der Regel, verstehen sich als „Elite“ und sind auch stolz darauf. Ihnen Egoismus vorzuwerfen, ist wohl fehl am Platz.
Aber ihre eigenen, schwächeren Schüler einfach abzuschieben (mit der fadenscheinigen Begründung, das sei auch im Interesse der Betroffenen) ist die einfachste Lösung. Und das ist nicht in Ordnung; da haben auch die „Eliteschulen“ versagt.