Siebenbürgischer Bergtourismus in kommunistischen Jahrzehnten

Rumänische Buchvorstellung im Geschichtsmuseum

Marcel Şofariu, Manfred Kravatzky und Nicolae Pepene (v.l.n.r.)
Foto: der Verfasser

Im Rahmen des Festivals „Alpin Film“ wurde vor einer Woche im Kronstädter Geschichtsmuseum die rumänische Übersetzung des Bandes „Bergtourismus in Siebenbürgen/Rumänien 1945 – 1990“ („Turismul montan după 1945 în Transilvania“) vorgestellt. Der Band konnte dank eines Projekts des Kronstädter Geschichtsmuseums mit Unterstützung des Kreisrates Kronstadt und der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins sowie des Kronstädter Verlages „Libris Editorial“ erscheinen. Bei der Vorstellung sprachen Festivaldirektor Dan Burlac, der Direktor des Geschichtsmuseums, Nicolae Pepene, der Präsident des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV), Marcel Şofariu und der Herausgeber und Übersetzer des Bandes, Manfred Kravatzky.

Unterstrichen wurde dabei, dass dieser Band sowohl für deutsche als auch nun für rumänische Leser eine Lücke fülle. Denn der Zwangsauflösung des SKV (1945) folgten die dunklen Jahrzehnte des kommunistischen Regimes. Obwohl es den SKV nicht mehr gab, wurde die Wandertradition fortgeführt. [ofariu sieht nun in der Dokumentation, den Erinnerungen, den Fotos über den siebenbürgischen Bergtourismus ein gewichtiges Argument für die SKV-Kontinuität bis zu dessen Wiedergründung 1996. Museumsdirektor Pepene begrüßte das Erscheinen des Bandes, weil nun auch manche Infos, die aus Archiven fehlten, für einen breiten Leserkreis zugänglich sind.

Er ging auf den kulturellen Bezug des Begriffs „Bergzivilisation“ ein, der gerade für Kronstadt, seine Geschichte und Bewohner, prägend sei. In Zukunft erhofft er sich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem SKV, wie auch mit den Partnern von der Sektion Karpaten des DAV, die in Kronstadt durch den stellvertretenden Sektions-Vorsitzenden Manfred Kravatzky vertreten war. Pepene plant im Holzpavillon am Olimpia-Platz, der dem Geschichtsmuseum zur Verwaltung übergeben werden soll, einen Saal einzurichten, wo eine ständige Ausstellung über Bergtourismus und Sport gezeigt werden soll, wobei selbstverständlich auch die verdienstvolle Geschichte des SKV zur Geltung kommen wird. Manfred Kravatzky stellte kurz die deutsche Sektion Karpaten vor, wo unter den rund 650 Mitgliedern auch rund 40 junge in Deutschland lebende Rumänen aktiv mitmachen. Der 1941 in Kronstadt geborene Bergfreund schilderte die Entstehungsgeschichte des Bandes, der 2011 in Heidelberg erschienen ist.

Das Gemeinschaftswerk bringt Beiträge bekannter Namen (manche leider inzwi-schen verstorben) wie Rudolf Rösler, Friedrich Philippi, Richard Schuller, Wilfried Schreiber, Gustav Servatius, Valentin Garner und viele andere. Der Herausgeber konnte sie zur Mitarbeit motivieren, sammelte und stellte Fotos zur Verfügung, verfasste selber auf Grund von Korrespondenz und Gesprächen mit rund 50 Bezugspersonen auf Regionen und Ortschaften (z.B. Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, Mediasch, Klausenburg) gruppierte zusammenfassende Betrachtungen über die Wanderbewegung, über Schulausflüge, Wegmarkierungsaktionen. Kronstadt ist dabei gut vertreten mit Beiträgen über Persönlichkeiten wie Karl Lehmann, Alfred Soos, Walter Gutt oder über die Ausflüge und Skilager für Honterusschüler, ermöglicht von Lehrern wie Kurt Philippi sen, und später Günther Paalen, Stefan Şindilariu, Ingeborg Graef, Krista Sudrigian (geb. Klöck). Interessant, weil es auch den siebenbürgisch-sächsischen Rahmen sprengt, sind die Erinnerungen des Kronstädters Ferdinand Adler und sein Mitwirken bei der Gründung von „Amicii Salvamont“.

Ein für eine Buchvorstellung zahlreiches und interessiertes Publikum führte nach der Lancierung ein reges Gespräch über Wandern heute und gestern, über SKV und seine Pläne, über Umweltschutz und Verhalten in den Bergen. Viele der Anwesenden nutzten die Gelegenheit und kauften den Band für 30 Lei, der dann von Manfred Kravatzky gern signiert wurde.