Transparenz ist gefragt

Ergänzungen zum Bebauungsplan der Inneren Stadt im Gespräch

Umgestaltungsarbeiten in der Unteren Gabelgasse. Gegenüber soll ein Parkhaus entstehen, allerdings mit Bewahrung der ursprünglichen äußeren Baustruktur.
Foto: Ralf Sudrigian

Die Kronstädter Innere Stadt (rumänische Bezeichnung „Cetate“) erstreckt sich auf einem Gebiet, das wie folgt abgegrenzt wird: Rudolfring/ B-dul Eroilor - Zinnenpromenade/Aleea Tiberiu Brediceanu – Beethovenzeile/Șirul Beethoven – Graft/După Ziduri. Es stellt den historischen Kern Kronstadts dar und beherbergt die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt (Schwarze Kirche, Marktplatz, Katharinentor, mittelalterliche Stadtmauer u. a.) Für dieses Stadtgebiet gelten strikte Auflagen, was bauliche Eingriffe betrifft, da es als architektonisches Schutzgebiet geführt wird. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz, die Straßenzüge vermitteln ein historisch geprägtes Gesamtbild.
Der Nachteil ist, dass der Verkehr in den engen Gassen mit ungenügend Parkplätzen entlastet werden muss, dass Modernisierungsarbeiten oder auch fällige Fassadenrenovierungen strengen Reglungen unterliegen. Manche Gebäude erhalten neue Bestimmungen, die eine Umgestaltung voraussetzen. Andere stehen leer, da potentielle Investoren wohl noch nicht die Sicherheit haben, dass ihre Pläne auch problemlos verwirklicht werden können. Zwei der bekanntesten Beispiele wären: das ehemalige Telefonamt am Rudolfring soll in ein Hotel umgewandelt werden; das ehemalige Krankenhaus für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Katharinengasse verfällt zur Ruine.
Die Stadtverwaltung wartet auf Vorschläge seitens der Bürger in Zusammenhang mit der Nutzung öffentlicher Räume. Lokalpolitiker lancieren Zukunftsvarianten. In der Zwischenzeit erfährt man, dass ein Teil des Parkplatzes hinter der Graft rückerstattet wurde; dass der Platz hinter dem Aro-Hotel nach mehreren Interventionen zum Teil umgewandelt wurde, dass das Schlagerfestival  „Goldener Hirsch“ zusammen mit der Jahrhundertfeier („100 Jahre Rumänien“) wieder nach Kronstadt kommt und wohl gern den Marktplatz haben würde.
Manche wünschen sich erweiterte Fußgängerzonen, andere wollen mehr Parkplätze in Form von Tiefgaragen oder Parkhäusern wie z.B. in der Unteren Gabelgasse/str. Grigoraș Dinicu).

Forums-Stadtrat Christian Macedonschi würde gern eine Straßenbahn durch einen Teil der Inneren Stadt fahren sehen; andere wünschen sich mehr Bewegungsfreiheit für Radfahrer oder einfach mehr Terrassen in den Gassen.
Es wird viel über Gebäudesanierung diskutiert und wenig Konkretes getan: Warnungen vor herabfallendem Mörtel oder Dachziegeln gehören inzwischen zum Stadtbild.
Das Kronstädter Deutsche Forum hatte vor Jahren auf sich aufmerksam gemacht, als es sich unmissverständlich gegen das Graft-Tunnelprojekt aussprach, das dann aufgegeben (oder aufgeschoben?) wurde. Weitere Stellungnahmen seitens des Kreisforums gab es im Kreisrat und auf einer Pressekonferenz betreffend Klärung der Eigentumsrechte über Wehrtürme und Stadtmauern als erste Voraussetzung für deren Instandhaltung und entsprechende touristische Nutzung. Vielleicht folgen auch andere Stellungnahmen. Denn eine öffentliche Debatte ist notwendig. Die Alternative lautet, Gruppeninteressen, dubiose Beziehungsverflechtungen, vielleicht auch Bestechungen walten zu lassen und sich kritisch und empört dann zu zeigen, wenn man vor vollendeten Tatsachen stehen wird.