Urbane Kultur in Kronstadt

Das „Bohemian Square Festival” verwandelte das Stadtzentrum in eine Kunstgalerie

Der Rosenanger/Piaţa Enescu wurde während des Festivals „Bohemian Square“ mit Textil-Installationen und einem 80 qm Rasenstück geschmückt.

Ein umfangreiches Programm für Kinder mit Puppentheater und Workshops wurde angeboten.

An den Fassaden konnten die Besucher Bilder bewundern.
Foto: die Verfasserin

Ein riesiges Open-Air Kulturzentrum. So sahen der Marktplatz/Piaţa Sfatului, der Rosenanger/Piaţa Enescu und der Gang dazwischen im Wochenende vom 22. bis zum 24.August aus.

Barfuß auf einem grünen Rasen tanzen, der mitten in der Stadt erschienen ist, die Zeichnungen auf den Hausmauern bewundern, Bücher aus der „Bibliothek im freien Himmel“ borgen und auf einer Couch lesen, die nicht in einem Wohnzimmer, sondern mitten auf der Straße liegt, an einem Trommelworkshop mit anschließendem Konzert teilnehmen, Taschen bemalen und sich ein originelles Schmuckstück, von jungen Designern geschaffen, kaufen – das alles konnte man an diesen Tagen tun. „Bohemian Square“ heißt das Festival, das schon zum zweiten Mal im Stadtzentrum organisiert und vom Bürgermeisteramt Kronstadt gefördert wird. Die Initiative stammt vom jungen Verein „Bohemian“ der sich vornimmt, kulturelle Events an unkonventionellen Orten zu organisieren und dadurch ein breites Publikum zu gewinnen.
 

Eine farbenfrohe Welt

Kunstinstallationen, Ausstellungen, Konzerte, Puppentheater, Filmprojektionen, Graffiti und Live-Malerei, Workshops und Spielplätze – das alles fanden die Besucher bei „Bohemian Square“, wo über 150 Künstler aus dem ganzen Land ihre Werke vorstellten. Ob Musik, Handmade-Workshops, Zeichnungen oder zeitgenössischer Schmuck - alles hatte einen neuen, frischen und originellen Touch. Der Rosenanger wurde durch ein 80 qm Rasenstück in einen urbanen Picknick-Platz verwandelt, wo man sich nach einem Spaziergang durch die Stadt mit einem Erfrischungsgetränk und einem Buch aus der Open-Air Bibliothek in Hängematten erholen konnte und abends Live-Konzerten beiwohnen und Kurzfilme sehen konnte.

Abends gingen im Gang zwischen Rosenanger und Marktplatz bunte Lampions auf, und das ganze Gelände wurde mit Textilien und Zeichnungen dekoriert – man konnte in einer farbenfrohen Welt voller Phantasie-Figuren eintauchen.
 

Trommeln lernen, Taschen bemalen und die eigene Sonnenuhr bauen

Ein interessanter Schwerpunkt im Programm waren die Workshops. Die Teilnehmer hatten die Chance, auf afrikanischen Trommeln zu spielen, Sonnenuhren zu bauen und Leinen-Taschen zu bemalen. „Mit ein wenig Phantasie kann man banalen Gegenständen eine neue Identität verleihen“, meint Ana Radu, die unter dem Eigen-Brand „Picturici“ Wände, Leinentaschen, Kühlschrank-Magnete und Notizblöcke bemalt. Beim von ihr geleiteten Workshop konnten die Teilnehmer für eine Stunde zu Designern werden und weiße Taschen aus Leinen mit eigenen Zeichnungen personalisieren. Katzen auf Fahrrädern, studierende Elefanten, gepunktete Giraffen, Frösche mit Sonnenschirmen und andere fantastische Gestalten schmückten am Ende des Workshops die Taschen, die sich wunderbar als Souvenir oder Geschenk eignen. Bei einem anderen Workshop fabrizierten die Teilnehmer Ohrringe aus alten Skateboard-Brettern. Auch interessant war ein Sonnenuhr-Workshop, wo man lernte, die Zeit zu messen, wie es die Menschen vor Tausenden von Jahren machten. Am Ende konnte jeder Teilnehmer mit einer selbst-fabrizierten Sonnenuhr nach Hause gehen. Die Teilnahme bei allen Workshops war frei und die Materialien wurden den Besuchern frei zur Verfügung gestellt.
 

Live-Malerei mitten in der Stadt und zeitgenössischer Silberschmuck

Die Fassaden der Gebäude wurden von der Künstlerin Raluca Cozma live bemalt. Die 1977 geborene Kronstädterin hat viele Jahre lang als 3D-Künstlerin in der Film- und Videospiel-Industrie gearbeitet. Ihre größte Leidenschaft gilt der Malerei und den experimentellen Kunstarten. Eine andere Kunstform, die man bewundern konnte, war Schmuckdesign. Die Klausenburger Künstlerin Viviana Toşa stellte einige ihrer Exponate aus, die man auch kaufen konnte: Ringe, Ohrringe und Broschen aus Silber mit äußerst originellem Design. „Ich habe eigentlich Keramik studiert, mein Traum war es aber immer, Schmuck zu schaffen. Alles was mich umgibt, inspiriert mich. Ich versuche, Schmuckstücke zu fabrizieren, die dem Kunden eine gewisse Identität verleihen. Oft arbeite ich mit dem Kunden zusammen. Er schickt mir seine Idee, ich erstelle Zeichnungen und zum Schluss einigen wir uns auf ein Modell. Ich arbeite nur mit Silber und alle Schmuckstücke erzählen eine Geschichte über mich“, meint die Künstlerin.

Auch die Abende bei „Bohemian Square“ waren äußerst lebendig. Für gute Stimmung sorgten die Musik-Bands „Karpov not Kasparov“, „Lizabett Rus-so&George the Storyteller“ und „Tzuc&Petzi“. Trotz des Regens war es ein gelungenes Festival, das die Stadt auch in den nächsten Jahren dringend braucht.