Von Scherben einer Hinterglasikone zum Sammler angeregt

Sächsische Stickereien, Trachten und Möbel in einer sehenswerten Ausstellung

Der Sammler Szöcs Karoly und Museumsdirektorin Dr. Ligia Fulga stellten die Ausstellung vor.

Zahlreiche sächsische Stickereien und Trachten aus der Privatsammlung des Jubilars sind ausgestellt worden.
Fotos: Dieter Drotleff

Seit seinem 20. Lebensjahr ist Karoly Szöcs zum Sammler geworden. Heute befinden sich im Besitz des 80-jährigen Autodidakten hunderte auserlesene Exponate beginnend mit Hinterglasikonen, Zinnkrügen und -teller, sächsischen Trachten und Stickereien, bemalten Möbeln. Seine Sammlung, die sich vom 18. bis zum 20. Jahrhundert erstreckt, bietet aufschlussreiche Daten über angewandte Techniken, aber auch Lebensweise und Brauchtum besonderes für Südsiebenbürgen, ein Gebiet aus dem der Besitzer diese Kunstwerke sammelte.

Eine Auslese aus seiner Sammlung ist nun im Kronstädter Ethnographiemuseum zu sehen, die am 9. Dezember in Anwesenheit des Jubilars eröffnet worden war, und bis Februar besichtigt werden kann. Es ist eine Ausstellung, die auch in europäischen Museen ihren Platz finden könnte, wie bei der Eröffnung George Mitran, Direktor der Kronstädter Kreisdirektion für Kultur und Kultus, betonte.

Karoly Szöcs wurde in Fogarasch geboren und lebt seither in dieser Stadt. Seine Eltern kamen aus dem Szekler Gebiet und haben sich in Fogarasch niedergelassen. Die Grundschule besuchte er in seiner Geburtsstadt, kam anschließend in das Kronstädter Franziskanerkloster, wo er seine Ausbildung weiter vervollständigte. Sein Hobby als Sammler entdeckte er vor rund 60 Jahren durch Zufall. Er befand sich in der Gemeinde Lisa im Fogarascher Gebiet, als ihm eine Dorfbewohnerin eine Hinterglasikone zeigte. Aus Unachtsamkeit fiel diese zu Boden und zerbrach. Die Eigentümerin war untröstlich darüber, erlaubte aber ihrem Gast Scherben des Kunstwerkes mitzunehmen.

Beim näheren Betrachten wurde er von dieser Malkunst fasziniert. Auf seinen zahlreichen Ausfahrten in die umliegenden Gemeinden konnte er immer wieder derartige Ikonen ankaufen. Anleitungen in seinem Sammlerdrang erhielt er von bekannten sächsischen Ethnographen wie Julius Bielz und Erhard Antoni. Von diesen erlernte er wertvolle Stücke zu sammeln und erweiterte dann immer mehr seine umfangreichere Kollektion. Er begann auch Objekte aus Zinn, später bemalte Möbel zu sammeln. Nach seiner Heirat wurde er auf seinen Ausfahrten von seiner Frau Maria begleitet und so entdeckte er die sächsischen Stickereien und Trachten. Heute befinden sich in seinem Besitz zahlreiche derartige wertvolle Stickereien. Die Textilien legen Zeugnis ab auch von der Art wie die Menschen sich ab anfangs des 18. Jahrhunderts kleideten, über die Struktur des Wohnraumes ,wo diese Stickereien, Tischdecken, Polsterüberzüge angebracht oder gelagert waren. Aber auch über die verwendeten Farbstoffe beim Färben der Textilien, angewandte Techniken,  wie volle Fadenstickerei oder Schriftstickerei, der am Rand angebrachte Stickereisaum. Die Textilien wurden anfangs aus Flachs und Leinen, später aus Baumwolle erstellt. Die Trachtenschürzen wurden  aus feinem Baumwolltuch hergestellt, wobei auch Bast, Organdi, später Tüll verwendet wurden. Aus hausgemachter Seide waren die Kopftücher, die Trachtenbänder wurden aus Samt gemacht.

Diesbezügliche Exponate und Details findet man in der Ausstellung, wobei die Wandstickereien, Frauentrachten, darunter eine besonderes schöne aus dem Jahr 1936 mit dem auf der Schürze gestickten Namen Katharina Gierlich,  eine Burzenländer Tracht aus dem 19. Jahrhundert, eine Wandstickerei aus dem Jahre 1863, eine bemalte Truhe oder  ein 1843 bemalter Wandständer für Geschirr aus dem Repser Gebiet, die Blicke anziehen.

Exponate aus der Sammlung von Karoly Szöcs sind auch in einer permanenten Schau in mehreren Räumen im Museum in der Fogarascher Festung zu sehen. Auch beteiligte sich Szöcs an rund 60 Ausstellungen mit Exponaten seiner Sammlung. Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Kronstädter Ethnograhiemuseums, bezeichnet ihn als einen der größten Sammler des Landes dem die Ethnographen dadurch viel zu danken haben. Auch hat er viele Museologen in ihrer Tätigkeit angeleitet.  Sein Bekanntheitsgrad erstreckt sich auch jenseits der Landesgrenzen. Anlässlich der Erfüllung seines 80. Lebensjahres ist die Kronstädter Schau als Anerkennung  dieser jahrzehntelangen Sammlertätigkeit zu betrachten.