Von Wolkendorf bis nach China mit dem Kleinbus

Junge Leute der Evangelischen Gemeinde unterwegs auf der Seidenstraße

Der Beginn eines Abenteuers: am 18. August startete die Gruppe aus Wolkendorf, Mitte Oktober wird sie wieder zurück sein.
Foto: privat

2017, im Jahr der Reformation, sind alle Augen der evangelischen Welt auf Wittenberg gerichtet- dort, wo alles vor genau 500 Jahren begonnen hat. In diesem Jubiläumsjahr haben sich die jungen Leute entschieden, „gegen den Strom“ zu schwimmen und in die entgegengesetzte Richtung von Wittenberg zu reisen.  Am Freitag, dem 18. August,starteten sie vom Pfarrhof der Evangelischen Kirche Wolkendorf in die große Reise- sechs junge Erwachsene, begleitet vom Pfarrer Uwe Seidner weden in den nächsten Wochen die evangelischen Glaubensgeschwister entlang der Seidenstraße besuchen. Ihre Reise wird sie zu den evangelischen Gemeinden in Zentralasien und Sibirien führen. Ziel des Projektes ist die Stärkung der Beziehungen zwischen den Evangelischen Kirchen aus verschiedenen Ländern, sowie die Förderung des Rumänien-Images in der Welt, insbesondere der Regionen, wo die Evangelische Kirche ihre historischen Wurzeln hat.

Über 25.000 Kilometer

Als Seidenstraße bezeichnet man ein altes Netz von Karavanenstraßen, dessen Hauptroute das Mittelmeer auf dem Landweg über Zentralasien mit Ostasien verband. Auf der Seidenstraße wurde hauptsächlich Seide in westliche, Wolle, Gold und Silber in östliche Richtung gehandelt. Aber nicht nur Kaufläute, Gelehrte und Armeen reisten auf ihr, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen gelangten von Ost nach West und umgekehrt. Die Seidenstraße hat eine wichtige Rolle gespielt, was die Handelsverhältnisse im mittelalterlichen Siebenbürgen betrifft. Als Beweis dafür steht zum Beispiel die die größte europäische Sammlung orientalischer Teppiche, die sich innerhalb der Schwarzen Kirche befindet.
Bis Mitte Oktober werden die jungen Leute über 25.000 Kilometer zurücklegen. Die Reise führt durch die Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan, Mongolei, China, Russland und die Ukraine. Dabei werden evangelische Gemeinden besucht, die unter verschiedenen Umständen und historischen Umwälzungen gelitten haben. Geplant sind unter anderen Besuche der evangelischen Gemeinden in Samarkand, Taschkent, Duschanbe, Bischkek, Almaty, Ulan-Bator, Irkutsk, Krasnojarsk, Novosibirsk, Omsk, Tscheljabinsk, Samara.

Fotoausstellung nach Beendung der Reise

„Nach den vielen guten Erfahrungen, die wir mit den vergangenen Begegnungsreisen gesammelt haben, gilt nun diese Ausfahrt als Höhepunkt eines groß angelegten Zyklus, der nun schon über zehn Jahre hinaus währt. Schon in den letzten Jahren sind wir von der Kirchengemeinde Wolkendorf aus mit unserer heranwachsenden Generation gezielt immer wieder Richtung Osten gereist, um die Begegnung mit den Glaubensgeschwistern in einer ähnlichen Diasporasituation wie die unsere zu suchen. Das verbindende Element ist also die Diasporasituation. Wir haben auf früheren Reisen die Erfahrung gemacht, dass die Begegnung der evangelischen Jugendlichen aus Siebenbürgen mit evangelischen Diasporagemeinden in anderen Ländern auf eine erlebnisorientierte und nachhaltige Weise zur Festigung der eigenen evangelischen Identität beitragen kann.Durch die Besuche in den oft sehr kleinen evangelischen Diasporagemeinden wird auch für die evangelischen Christen dort ein Zeichen der Verbundenheit, insbesondere jetzt im Jahr des Reformationsjubiläums, gesetzt.“, meint Pfarrer Seidner.

Wie auf früheren Ausfahrten sollen auch diesmal die Besuche in den Diasporagemeinden als Gemeindefeste und Begegnungen gestaltet werden, wobei der Pfarrer aus Wolkendorf  die Predigt oder eine Reformationsbotschaft übernehmen wird  und auch die teilnehmenden Jugendlichen aus Siebenbürgen Beiträge im Gottesdienst oder bei dem anschließenden Beisammensein leisten werden.  In knapp zwei Monaten kehrt die Gruppe wieder nach Rumänien zurück.Das während der Reise gesammelte Material wird in einer Fotoausstellung gezeigt: „Die vergessene Diaspora: Evangelische Gemeinden zwischen Siebenbürgen und Seidenstraße“. In der Fotoausstellung werden auch vergangene Begegnungen mit Gemeinden im Osten (Russland, Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan) dokumentiert werden. Die Reise auf der Seidenstraße kann online auf Snapchat oder auf der Facebook-Gruppe „Silk-road 2017“verfolgt werden.