Weiterer Stadtführer für Touristen erschienen

Mehrsprachige Anleitung Kronstädter Gedenkhäuser

Kürzlich erschien in einer Auflage von 30.000 Exemplaren ein neuer Stadtführer für Kronstadt,  der ausschließlich Gedenkhäusern gewidmet ist, in denen hiesige oder auch fremde Persönlichkeiten gelebt oder zeitweilig auch nur untergekommen waren. Der Faltbogen umfasst rund 32 derartige Anlaufstellen und bietet einige kurze Daten über die  jeweilige Persönlichkeit, Anschrift, Tätigkeitsbereich oder geschichtliche Rolle. Der Stadtführer erschien in rumänischer, deutscher, englischer und französischer Sprache und wird in Museen oder Informationsbüros der Stadt an Touristen unentgeltlich ausgeteilt.

Herausgegeben wurde der Faltbogen von dem Kronstädter Kreisrat, dem Gedenkhausmuseum „Casa Mure{enilor“, der Metropolitanagentur für nachhaltige Entwicklung und von der Kreisbibliothek „George Bari]iu“. Mitfinanziert wurde das Projekt von der Verwaltung des nationalen Kulturfonds. Verwirklicht wurde das Projekt von dem Direktor des Gedenkhausmuseums „Casa Mureşenilor“, Dr. Valer Rus, und seitens der Kronstädter Kreisbibliothek von Mihaela Lupu. Manager der Projektes ist Lorena Domokos vom schon genannten Gedenkhausmuseum.

Der handliche Faltbogen, der auf einer Seite die Informationen über die 32  aufgenommenen Persönlichkeiten samt Porträts und Außenansicht des jeweiligen Hauses und auf der Kehrseite den Stadtplan umfasst, zwecks Orientierung zu den angegebenen Anschriften, kann als gelungenes Vorhaben in der Reihe der Stadtmonographien, Informationsbroschüren, Orientierungstafeln u.a. gebotenen Anleitungen betrachtet werden. Für den Besucher der Stadt, einschließlich dem ausländischen Touristen, ist es sicher von Interesse, dass drei österreichische Kaiser anlässlich ihrer Besuche in der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert im gleichen Haus, auf dem Alten Marktplatz  Nr. 27, untergebracht wurden. Es handelt sich um Joseph II., in den Jahren 1773 und 1783,  Franz I. im Jahre 1817 und Franz Joseph I. im Jahre 1852. Auf seiner Flucht ins Exil hielt sich der rumänische Fürst Alexandru Ioan Cuza, der die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer 1859 vollzogen hat und 1866 gezwungen wurde, abzudanken, kurz im Hotel in der Langgasse Nr. 5 auf.

Zu den vorgestellten Kronstädter Persönlichkeiten in dem kürzlich erschienen Stadtführer gehören sowohl Rumänen, als auch Sachsen und Ungarn, die da gelebt und Bleibendes geschaffen haben.  Vorgestellt werden der Humanist, Reformator, Schulmann und Buchdrucker Johannes Honterus. Apollonia Hirscher findet auch einen gebührenden Platz wobei, wie im deutschen Text zu lesen ist, die „Kronstädter Sachsengemeinschaft“ (gemeint ist sicher das Deutsche Forum) jährlich einer Persönlichkeit einen Preis verleiht, der deren Namen trägt.

Weitere herausragende Kronstädter Persönlichkeiten, auch wenn einige von ihnen nicht da geboren wurden, doch in Kronstadt lebten und wirkten, sind Johannes Benkner,  Johann Gött, Paul Richter, Erich Jekelius u.a. Das Einschenk-Haus, in dem die älteste Orgelbauwerkstatt funktionierte und auch heute noch  besteht, wird auch vorgestellt. Allerdings vermisst man noch einige Namen und Häuser, wo Gedenktafeln in Erinnerung beispielsweise an die Schriftsteller Alfred Meschendörfer (1877 - 1963), Erwin Wittstock (1899 - 1962), oder den Komponisten Rudolf Lassel enthüllt worden sind. Leider sind in der deutschen Übersetzung der Originaltexte des Reiseführers auch einige Fehler und Ungenauigkeiten zu verzeichnen, die irreführend sind.

Der Alte Marktplatz wird immer als Rathausplatz angegeben.  Eine Johannes-Honterus-Straße gibt es nicht, nur einen Johannes-Honterus-Hof. Voraussichtlich auch aus Unkenntnis fehlt die deutsche Bezeichnung des Bulevardul Eroilor, als Rudolfsring. Bei den Daten über General Jozsef Bem wird aus einer seiner Reden zitiert: „Ungarn, Sachsen und Rumänisch, streckt eure Hände brüderlich aus, entfernt den Hass...“. Andrei Mureşanu  „wurde wegen seiner Poesie ‘Un răsunet’ als ‘Dichter der 1848 Revolution’ tituliert“, heißt es weiter. Gheorghe Baiulescu war laut deutscher Fassung der erste rumänische Bürgermeister der Stadt „nach der Vereinigung in 1916“ (statt 1918). Hans Mattis Teutsch wird als ein Vertreter der rumänischen Avantgarde in „plastischen“ Künsten (d.h. bildenden) bezeichnet. Es sind nur einige Beispiele. Wie die Übersetzungen aus dem Rumänischen in die anderen Sprachen ausgefallen sind, überlassen wir den Kennern der jeweiligen Sprache und Philologen zu bewerten.

Wünschenswert wäre es, dass bei einer Neuauflage auch die weiteren bestehenden Gedenktafeln im Stadtgebiet in den Reiseführer aufgenommen werden, da es mehrere Unterlassungen gibt. Seine diesbezügliche Unzufriedenheit äußerte auch der Direktor des Museums der Ersten rumänischen Schule in der Oberen Vorstadt, Prof. Dr. Vasile Olteanu. Ein weiterer derartiger Leitfaden erschien in diesen Tagen der zum Thema die 36 orthodoxen Marterl aus der Oberen Vorstadt hat.