Wichtiger Beitrag zur Modernisierung der Verkehrsstraßen erbracht

Gespräch mit Dipl.-Ing. Alexandru Filipescu, langjähriger Projektleiter

Dipl.-Ing. Alexandru Filipescu Foto: Dieter Drotleff

Eines der bedeutenden Projekte für die Infrastruktur der Stadt unter der Zinne ist der Bau der Straße, die Kronstadt mit der Schulerau, dem bekannten Wintersportzentrum, verbindet. Anlässlich des Jubiläums der Schulerau, dessen 50-jähriges Bestehen im Dezember 2014 festlich begangen wurde, erhielt auch Projektleiter Dipl.-Ing. Alexandru Filipescu das Wort. Ausführlich stellte er dieses Projekt auch in unserer Wochenschrift vor. Er verfasste zudem das Vorwort zu der aus diesem Anlass vom Kronstädter Bürgermeisteramt finanzierten Dokumentation von Arch. Gruia Hilohi über dieses vor 50 Jahren verwirklichten Projekts, das zu einem starken Aufschwung des Tourismus in der Schulerau/Poiana Braşov und im Umfeld führte. Es war auch ein willkommener Anlass ,um mit Dipl.-Ing. Alexandru Filipescu ein ausführliches Gespräch über seine langjährige Tätigkeit als Projektleiter zu führen.

Herr Filipescu, zwar sind Sie nicht in Kronstadt geboren, wurden aber zum echten Kronstädter, wenn man das so sagen darf, sowohl beruflich als auch persönlich. Welches waren die Schritte, die dazu geführt haben?

Tatsächlich bin ich zum Kronstädter geworden, obwohl ich am 22. Januar 1928 in der Gemeinde Hârseşti im Kreis Argeş geboren wurde. In Kronstadt habe ich dann die Fakultät für Ausbeutung und Transport im Forstwesen des damaligen Polytechnischen Instituts als Jahrgangsbester absolviert. Anschließend war ich von 1953 – 1957 Hochschulassistent am Forstinstitut für den Bereich Forststraßen, -eisenbahnen und -drahtseilbahnen. Von 1957 – 1988 war ich Chefingenieur für Verkehrsstraßen am Kronstädter Regionalen Projektionsinstitut (IRP) der späteren Direktion für Systematisierung, Architektur und Bauprojekte (DSAPC). Parallel dazu setzte ich auch meine Tätigkeit im Hochschulbereich bis 1972 fort. Meine berufliche Ausbildung vervollständigte ich an der Fakultät für Straßenbauten am Polytechnikum von Temeswar. Ganz Kronstädter wurde ich dann durch meine Heirat mit Ingeborg Mitter, die als Technikerin für Architektur und Bauwesen ebenfalls bei der DSAPC tätig war. Seit Jahren ist meine Gattin voll mitwirkend im kirchlichen Leben der Kronstädter Honterusgemeinde   als Presbyter, als Lektor, eingeschaltet.

Im Laufe der Jahre gab es einige Verwaltungsreformen, die allgemein auch die Struktur im Projekt- und Architekturbereich beeinflussten. Wie haben sich diese ausgewirkt?

Die erste Reform wurde 1957 durchgeführt als die Regionen gegründet wurden und größere Flächen mit den Unterteilungen in Rayone umfasste. In Kronstadt wurde das Regionale Projektionsinstitut gegründet. Unter den ersten drei angestellten Fachleuten befand auch ich mich. Die erste Aufgabe, mit der ich betraut wurde, war die Gründung eines Sektors für Projekte im Straßen- und Brückenbau und industrieller Eisenbahnen. Der Aufbau dieses Sektors in den Jahren 1957 – 1961 ist mir durch die Einstellung junger Ingenieure, junger Techniker und technischer Zeichner gelungen. Unser Kollektiv bestand aus einer Gruppe von bis zu 20 Personen. Es ist uns gelungen, in einer relativ kurzen Zeit von drei bis fünf Jahren, Projekte mittlerer und größer Komplexität auszuarbeiten. Es folgte dann 1968 die administrative Neueinteilung des Landes in Kreise, wodurch wir für eine bedeutend kleinere Fläche zuständig waren.

Erinnern Sie sich an einige Ihrer Mitarbeiter, mit denen Sie derartige Projekte erstellten?

Selbstverständlich! Diplomingenieure wie Viorel Marin, Constantin Dima,  Petre Popa, Iulian Şerbu, Ilie Surdea, Maria Preduşcă, die auf  Wege und Straßenbauten spezialisiert waren; Elvir Stoica, Dieter Teutsch für Brückenbauten, Laura Ştefan für Außenarbeiten in den Wohnvierteln, die Techniker  Traian Olteanu, Viorel Şoşu, Otto Gölnhofer, Gheorghe Scorţea, Armand Boşteanu, Ana Kopacz als technische Zeichner. Deren Beitrag, wie auch der anderer Mitarbeiter, führte dazu, dass unser Sektor sich besonderer Anerkennung erfreute und schließlich dazu, dass Kronstadt heute über ein modernes Straßennetz verfügt, auf dem sich der private, wie auch der öffentliche Transport gut entfalten kann. Dieses Ziel verfolgten wir sowohl in den Neubauvierteln, als auch in den alten Stadtteilen, und passten den Verkehr entsprechend an.

Um solche Projekte ausarbeiten zu können, benötigte es auch einer ständigen theoretischen Fortbildung, der Information über  ausländische Baumethoden. Wie konnten Sie diesen Anforderungen in den Jahren gerecht werden?

Mein persönliches Interesse betraf ständige Dokumentation der neusten Kenntnisse im Straßenverkehr, der in diesem technischen Bereich deutschen und französischen Normen und der Erfahrung bester Fachleute landesweit. So konnten wir auch mehrere moderne, technische Lösungen in unsere Projekte aufnehmen, noch bevor sie als offizielle Normen im Land anerkannt waren. Dabei denke ich an Straßenbelag mit Asphaltbeton statt des gegossenen Asphalts, den Ersatz des unbefestigten Straßenbelags mit einer dichten Asphaltmixtur, den Ergebnissen der geotechnischen Studien, der Berechnungen bei Straßenkreuzungen, in denen der Verkehr nach unterschiedlich, zeitlich geregelten Ampeln läuft.

In Ihrer 31-jährigen Tätigkeit haben Sie auch zahlenmäßig beeindruckend viele Straßenprojekte ausgearbeitet. Können Sie diesbezüglich einige Zahlen, aber auch Projekte für die Modernisierung von Straßen aus Kronstadt, nennen?

Rund 1500 Projekte im Bereich des Straßenbaus habe ich in dieser Zeit koordinieren können. Davon 600 Dokumentationen für das Kronstädter Stadtgebiet, weitere 500 für den Kreis und rund 400 für die Modernisierung von Straßen anderer Ortschaften. Hinzu kommen die Projekte für zwei Straßenbrücken über den Alt-Fluss, der Modernisierung von 700 km Kreisstraßen und 20 km Nationalstraße. Ausgearbeitet haben wir auch die Projekte für die Modernisierung, beispielsweise der Petersberger-Straße, der Hintergasse, der Toamnei-, Poienelor-, Castanilor-Straße, der Stadtausfahrt gegen Weidenbach. Auch die Modernisierung der Bukarester Straße von der Schielfabrik bis zur Straßenbrücke in der Dârste, sowie die des Saturn-, Vlahuţă- und Gării-Boulevards. Unter meiner Koordinierung als Projektleiter, wurde der Entwurf für den Victoriei-Boulevard gemacht, die Projekte für die Modernisierung der Honigberger-Straße und der Langgasse, es wurde der Systematisierungsplan für den Bahnhofsplatz ausgearbeitet. Wir haben eine Studie für die Umgehungsstraße von Kronstadt entworfen u.v.a.

Es gab auch besondere Vorhaben, die nicht mehr zur Ausführung gelangten. Dafür wurden noch in den sechziger Jahren Entwürfe erstellt. Welches waren dabei die wichtigsten Vorschläge?

Zwei Projekte wurden durchgeführt. Einmal schon das erwähnte der Straße, die von der Postwiese in die Schulerau führt, und das der Gondel, die von der Burgpromenade auf die Zinne führt und seit 1970 besteht. Dann haben wir auch Studien für Straßenunterführungen ausgearbeitet, doch nur die im neuen Verwaltungszentrum der Stadt wurde nach 1990 verwirklicht. Gespräche gab es für Projekte, die in der Zukunft verwirklicht werden sollten, doch immer wieder in der Schublade landeten und bis heute dort liegen. Dabei denke ich an den Straßentunnel unter der Zinne, der die Innere Stadt mit dem Ragadotal verbinden sollte, oder des Baus einer Straße hinter der Graftbastei, ein Vorhaben das kürzlich wieder ins Gespräch kam und dabei auch viel Protest auslöste. Ohne zu übertreiben, kann ich aber behaupten, dass unser Kollektiv von Planer einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Stadt und deren Infrastruktur gebracht hat.

Vielen Dank für Ihre Ausführungen!

Das Gespräch führte Dieter Drotleff