Wie smart kann man sein?

Der Begriff „smart“ ist längst nicht mehr nur ein Modewort. Die Zukunft der Energie ist smart, der Transport steht unter demselben Vorzeichen, ja sogar die Städte wandeln sich in „Smart Cities“ um. Beim zehnten Kronstädter Energietag (Kronstadt, Kronwell-Hotel, 16.-17. März) wurde über moderne Technologie im Bereich der erneuerbaren Ener-giequellen gesprochen, über Herausforderungen, die die technologischen Wandlungen (von Digitalisierung bis Vernetzung) an alle stellen: an Energiehersteller, an Betreiber, an Verteiler, letztendlich auch an den Endverbraucher. Da muss auch in Rumänien der gesetzliche Rahmen erneuert werden, angepasst an EU-Vorgaben mit Berücksichtigung des neuen, nicht einfachen regionalen geopolitischen Kontextes und in Verbindung zu den weltweiten Bemühungen, den Klimawandel unter Kontrolle zu halten.

Die Zukunft der Energie ist smart, also intelligent, klug. Die Zukunft ist in der Technologie bereits angekommen. Trotzdem hinkt man hierzulande noch nach, vor allem in der Ausarbeitung einer Energiestrategie. Auch in der Gesetzgebung muss vieles noch verbessert werden – wirtschaftliche oder steuerbezogene Vorgaben müssten den technologischen Wandlungen angepasst werden. Auch dabei muss man smart sein.

Wenn aber „smart“ eher für schlau steht, also dem rumänischen „smecher“ gleichgesetzt wird, wo der eigene Vorteil das Wichtigste ist, dann stört dieses Modewort. Mit dieser rumänischen Beinote erschien „smart“ einer der Tagungsteilnehmerinnen eigentlich unsympathisch. Man kann ihr Recht geben, denn oft wird der Eindruck erweckt, dass so manches in Sachen Gesetzgebung oder Reglementierung improvisiert wird oder nur auf Druck mancher Lobbyisten zustande kommt.

Eine Energiestrategie ist noch nicht reif. Es wird daran gearbeitet. Aber sollte sie nicht mit einer Wirtschaftsstrategie abgesprochen werden? - gab der stellvertretende Direktor der nationalen Regulierungsbehörde (ANRE) Zoltan Nagy-Bege zu bedenken. Bei ihrer Ausarbeitung sollten auch Vertreter des Finanzministeriums, des Umweltministeriums, des Ministeriums für Regionalentwicklung mitwirken. Iulian Iancu, Vorsitzender des Industrie-Ausschusses der Abgeordnetenkammer, schlussfolgerte in seinem Eröffnungsreferat, dass anscheinend nicht alle an der Festlegung der nationalen Energiestrategie interessiert sind. Nun werde die Zeit knapp, es gäbe für einen begrenzten Kreis von Experten noch viel zu tun. Um all die ehrgeizigen Ziele umzusetzen, um die Strategie zu verwirklichen, müsse das Potenzial und das Vertrauen der Investoren gewonnen und nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Der ehemalige bulgarische Umweltminister Iulian Popov wünschte sich im Rahmen einer EU-Energiepolitik mehr Aufmerksamkeit auf Regionen bezogene Gegebenheiten. Seiner Ansicht nach wird zur Zeit das hohe natürliche Potenzial Rumäniens und des Balkans betreffend Wind- und Solarenergie vernachlässigt, weil dieser Region die Funktion eines Gaskorridors zugespielt wird, durch den Erdgas von der Förderregion zur Hauptdestination Westeuropa gelangen muss.

Das kann man smart/schlau nennen, aber bezweifeln, ob es in anderen Hinsichten (ökonomisch, strategisch) genau so smart bleibt. Wie auch die Erwartungen, dass Rumänien bis 2023 praktisch alle seine Kohlekraftwerke schließen solle, wohl nach smarter Energiezukunft klingen, aber von einigen der Experten in Kronstadt als schlicht unrealistisch eingestuft wurden – was das Gegenteil von klug wäre.