„Wir verfolgen in Kronstadt sehr ambitionierte Ziele“

Interview mit Marc Angenendt, Geschäftsführer der Ipsen-Gruppe Europa

Ipsen-Geschäftsführer Marc Angenendt Foto: privat

Ipsen ist weltweit führender Lieferant von Wärmebehandlungsöfen und -anlagen, mit Produktionsstandorten in Europa, Amerika und Asien und Vertretungen in 34 Ländern. Weltweit hat der Ofenbauer mehr als 10.000 Anlagen installiert und ist Inhaber von mehr als 100 Patenten. Das Unternehmen, das auf selbst entwickelte Innovationen setzt, öffnete in diesem Jahr einen Standort in Kronstadt auf der Zizinului Straße. Zurzeit beschäftigt „Ipsen International Romania SRL“ 30 Mitarbeiter in der Stadt unter der Zinne, die Zahl wird aber in Zukunft wachsen. Über den Start von Ipsen in Kronstadt und über die täglichen Herausforderungen in einem ständig wachsenden Unternehmen sprach mit Marc Angenendt, Geschäftsführer der Ipsen-Gruppe Europa die  KR-Redakteurin Elise Wilk.

 

Ipsen Industries wurde 1948 vom Techniker und Erfinder Harold Ipsen in den USA gegründet. Können Sie uns einiges zur Geschichte und Entwicklung des Unternehmens erzählen?


Nach der erfolgreichen Unternehmensgründung in den USA stellte sich schnell heraus, dass auch in Europa der Markt für die Wärmebehandlung von Stahl schnell wächst. Aus diesem Grund reiste Harold Ipsen in den 50er Jahren über die Niederlande nach Deutschland und war auf der Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort. Hier wurde er in Kleve (Nordrhein-Westfalen) fündig und gründete 1957 die Ipsen International GmbH. Aus den Anfängen wuchs schnell ein modernes Unternehmen, welches zunächst den deutschen und dann europäischen Markt mit branchenspezifischen Lösungen im Bereich Wärmebehandlung von Stahl belieferte. Infolge des europäischen Wachstums wurden Dependancen in Frankreich, Skandinavien, Spanien und Italien gegründet, welche als lokale Ansprechpartner und heute auch als Servicestationen für die lokale Kundschaft fungieren. Bereits in der Vergangenheit wuchs die Bedeutung des asiatischen Marktes für Europäische Zulieferungen und so wurde neben einer Kooperation in Indien, aus welcher sich dann ein eigener Standort entwickelte, auch ein Unternehmen in Shanghai, China, gegründet. Die indische und chinesische Dependance konzentrierten sich anfangs auf den Vertrieb von europäischen Produkten und wurden schrittweise zu vollwertigen Produktionsstandorten ausgebaut, welche heute den jeweiligen Heimatmarkt mit einer breiten Palette von Wärmbehandlungslösungen beliefern. Als letztes Kind in der Ipsen-Familie wurde 2008 Ipsen Japan gegründet, um den asiatischen Markt vollumfänglich bedienen zu können.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Produktionsstandort in Kronstadt, Rumänien, zu öffnen? Wie war Ipsens Start hier?


Das Unternehmen Ipsen International GmbH verfügt schon seit vielen Jahren über ausgezeichnete Kontakte nach Rumänien. Auch auf dem rumänischen Markt besteht ein Bedarf an modernen Wärmebehandlungslösungen. Darüber hinaus verfügt Rumänien über eine gut ausgebildete und erfahrene Arbeitnehmerschaft, welche bereits in den letzten Jahren am Stammsitz des Unternehmens, Ipsen International GmbH, wertvolle Unterstützung bei der Fertigung bestimmter Anlagentypen leistete. Nach vielen Jahren der äußerst positiven Kooperation erschien es naheliegend, einen eignen Produktionsstandort in Rumänien zu eröffnen. Da viele der bereits erfahrenen rumänischen Mitarbeiter aus der Region Kronstadt kamen, lag die Wahl für diesen Produktionsstandort nahe. Darüber hinaus verfügt die Ipsen International GmbH über ein ausgezeichnetes Zuliefernetzwerk in Rumänien. Teil dieses Netzwerkes sind insbesondere Unternehmen aus dem Gebiet Kronstadt, welche Ipsen bei dem Start der neuen Unternehmung 2018 sehr unterstützten. Kronstadt als führender Industriestandort mit einer ausgezeichneten Infrastruktur, entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten und einer hochmotivierten Arbeitnehmerschaft war die optimale Wahl des zukünftigen Standortes der Ipsen International Romania Srl. Durch die großzügige Unterstützung unserer Zulieferer und der Behörden sowie unseres ausgezeichneten Netzwerkes in der Region gelang es uns nach bereits kurzer Zeit, Anlagenkomponenten in Kronstadt für das deutsche Stammhaus zu fertigen.

 

Was wird in Kronstadt produziert?


Die Ipsen International Romania Srl. konzentriert sich auf die Zulieferung von diversen Anlagen, um das Stammwerk in Deutschland zu entlasten und um so die Möglichkeit zu bieten, den wachsenden europäischen Markt effizienter und schneller beliefern zu können. Neben den bekannten Niedertemperatur-Anwendungen werden auch Reinigungsanlagen und Schutzgaserzeugungssysteme am Standort in Kronstadt produziert. In Abhängigkeit vom Marktwachstum und den lokalen Gegebenheiten ist es aber auch vorstellbar, andere Plattformprodukte – sowohl aus dem Bereich der Atmosphären- als auch der Ipsen Vakuumtechnik in Kronstadt produzieren zu lassen.

Wieviele Mitarbeiter hat Ipsen zurzeit in Rumänien? Wird noch nach Arbeitskräften gesucht?


Wir beschäftigen zurzeit in Rumänien ca. 30 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Disziplinen und planen diese nachhaltig wachsen zu lassen.


Haben die Mitarbeiter von Ipsen in Rumänien auch die Chance, in andereren Produktionsstandorten des Unternehmens zu arbeiten?


Als international aufgestellte Gruppe verfügt insbesondere die Ipsen International GmbH mit ihrem Stammsitz in Kleve, Deutschland über die Möglichkeit, auch rumänischen Mitarbeitern einen Einsatz im Ausland anbieten zu können. Insbesondere mit dem Stammwerk in Deutschland erfolgt schon heute ein reger Austausch, da verschiedene Gewerke am deutschen Standort bereits durch rumänische Facharbeiter vor Ort gefertigt werden. Voraussetzung für eine solche Tätigkeit ist die persönliche und fachliche Eignung, welche durch unser Team in Kronstadt überprüft wird. Darüber hinaus versprechen wir uns durch diesen regen Austausch auch den gewollten Know-How-Transfer und die Sicherstellung des bestehenden Ipsen Qualitätsniveaus, für welches unsere Anlagen weltweit bekannt sind.


Herr Angenendt, wie haben Sie selbst in dieser Industrie angefangen?


Schon in frühen Jahren inte-ressierte ich mich für Technik allgemein und konnte so 1987 eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker der Fachrichtung Anlagentechnik bei der Ipsen International GmbH beginnen. Im Rahmen dieser Ausbildung lernte ich schon in jungen Jahren die Ipsen-Technologie kennen und wurde so nach Beendigung meiner Ausbildung für den Ipsen-Kundendienst tätig. Im Anschluss an meine Kundendiensttätigkeit studierte ich an der FH Rosenheim das Fach Wirtschaftsingenieurwesen, weil mich die Verbindung zwischen der Technik auf der einen Seite und dem kaufmännischen Teil eines Industrieunternehmens auf der anderen Seite, besonders interessierte. 1997 konnte ich dann erfolgreich meine Diplomarbeit für das Haus Ipsen erstellen und begann 1998 meinen Werdegang bei Ipsen. Aufgrund meiner Studienrichtung wurde ich im Bereich des Vertriebs von Wärmbehandlungsanlagen international tätig und verantwortete in der Folge als Produktgruppenleiter die Produktgruppe der kontinuierlichen Wärmbehandlungsanlagen. Nach einem 6-monatigen Auslandseinsatz bei der Ipsen Industries (Shanghai) Ltd. wurde ich am Stammsitz in Kleve Fertigungsleiter mit dem Ziel der Reorganisation und Optimierung der Fertigung in Kleve. Als Prokurist verantwortete ich dann später neben der Fertigung auch die Konstruktion und einen Teil des Einkaufs. 2013 verließ ich das Unternehmen, um die Geschäftsführung einer deutschen Industriegruppe mit Standorten in den USA und China zu übernehmen, um dann Anfang 2016 als Geschäftsführer für das Europageschäft nach Ipsen zurückzukehren.

Die von Ipsen belieferten Unternehmen sind weltweit verbreitet. Wohin reisen Sie am liebsten beruflich und warum?


Aufgrund der zunehmenden Globalisierung und der internationalen Verfügbarkeit von Ipsen- Standorten sind wir in der Lage, so gut wie jeden unserer Kunden lokal bedienen zu können. Dies erfordert von dem Ipsen-Team eine hohe Reisebereitschaft, da viele technische und kommerzielle Dinge in der Regel nur vor Ort zu klären sind. Viele unserer Kunden sind in den USA und Europa beheimatet, jedoch verzeichnen wir auch einen steigenden Bedarf in Indien und China.
Im Laufe der vielen Jahre hat sich mit vielen Kunden eine enge freundschaftliche Partnerschaft entwickelt, so dass viele Besuche und Gespräche in einer freundschaftlichen Atmosphäre stattfinden. Fragt man mich, wo ich am liebsten beruflich unterwegs bin, so antworte ich in der Regel, dass dies von unserem Kunden vorgegeben wird und wir hier Wert auf eine langfristige Partnerschaft legen, die sich zum Wohle beider Partner entwickeln sollte. Die Mehrheit unserer Kundschaft hat sich international engagiert und betrachtet es als großen Vorteil, auf das internationale Netzwerk der Firma Ipsen zurückgreifen zu können. Unser großer Vorteil besteht darin, dass, egal wo unsere Kundschaft ihre nächste Investition plant, wir bereits vor Ort sind und in unterschiedlicher Art und Weise Unterstützungsleistungen bieten können.

 Wie sehen Sie die Zukunft der Fabrik in Kronstadt? Was sind die Pläne für die nächsten Monate?


Wir verfolgen in Kronstadt sehr ambitionierte Ziele, um unseren Wachstumskurs nachhaltig abzusichern. Aufgrund der Produktstruktur benötigen wir erfahrene, verlässliche Mitarbeiter, welche diesen Wachstumskurs mit uns gehen möchten und auch Interesse haben, für unser Unternehmen international tätig zu sein. Hierbei wünschen wir uns möglichst viele solcher Mitarbeiter in Kronstadt und Umgebung zu finden, um unsere Unternehmung hier nachhaltig wachsen lassen zu können und erfolgreich in die große Ipsen-Familie zu integrieren.

Herr  Angenendt, wir danken Ihnen für das Gespräch!