Zu wenige sanierte Berghütten

Eine Übersicht für das EUKI-Projekt zu klimafreundlichen Hütten in den rumänischen Karpaten

„Julius Römer“-Hütte am Schuler – die einzige Berghütte im Besitz des SKV. | Foto: Radu Pescaru

Mitglieder der Sektion Karpaten 2022 bei einem Arbeitseinsatz bei der „Gleiwitzer Hütte“. | Foto: Detlev Antosch (Sektion Karpaten)

Es fehlt an echten modern eingerichteten Berghütten in unseren Karpaten. Diese Tatsache wird nun durch eine Übersicht und Bewertung bestätigt, die der Bergführer Andrei Dumitrescu im Auftrag des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) vorgelegt hat. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden vor einigen Wochen auf mehreren Videokonferenzen vorgestellt die der SKV-Präsident Marcel Șofariu moderierte. Anschließend stellte der Architekt Nick Tulban vor, wie heute Berghütten ausgestattet sind in Gebirgen (Pyrenäen, Alpen, bayerische Voralpen) mit einem hoch entwickelten und entsprechend geregelten Bergtourismus. Es geht also um die Beschreibung des aktuellen Zustandes und der Ziele die erreicht werden sollten. Alles geschieht im Rahmen eines Projektes für Verringerung der Treibhausgasemissionen in rumänischen Berghütten – ein Projekt der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) durchgeführt von dem SKV mit der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV) als Partner. Dieses Projekt startete vor einem Jahr und soll bis März 2025 laufen wobei es mit rund 140.000 Euro gefördert wird über die 2017 vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz initiierte EUKI. 

Nur zwei Hütten im Besitz von Wandervereinen  

Andrei Dumitrescu benutzte als Ausgangspunkt seiner Untersuchung das 1964 erschienene „Handbuch der Schutzhütten“ von Gheorghe Epuran („Ghidul cabanelor“). Er nahm sich 59 alte Schutzhütten vor und wollte wissen, wie es um diese heute bestellt ist. Es ging dabei um Kriterien wie Ausstattung, Komfort, Eigentumsverhältnisse, Versorgung, Umweltschutz. Nur bei sieben von ihnen konnte er bestätigen, dass diese eine, dank den Ausbesserungsarbeiten, heutigen Ansprüchen entsprechende Unterkunft bieten können. Dazu gehören die Hütten Dochia und Fântânele (beide im Ceahlău-Massiv), die bekannte Negoi-Hütte im Fogarascher Gebirge und die SKV-Hütte „Julius Römer“ am Schuler.

Bei 14 anderen Hütten scheint die Zeit stillgestanden zu sein denn dort sind die gleichen Bedingungen wie vor gut einem halben Jahrhundert vorzufinden. Einige konkrete Beispiele: bei „Curm²tura“ am Königstein gibt es kein fließendes Wasser und keine Toiletten in der Hütte; bei „Podragu“ ist es kalt; in der Bărcaciu-Hütte sind dieselben Matten und Pritschen wie vor Jahrzehnten vorzufinden. Das mag für manche romantisch/nostalgisch erscheinen; die meisten Wanderer wünschen sich mehr wenn man ein Wohlfühlgefühl erwartet, ohne aber dass dieses in Luxus ausartet. Zu dieser Kategorie gehören auch andere den Bergfreunden gut bekannte Schutzhütten wie: Turnuri, Valea Sâmbetei im Fogarascher Gebirge oder Caraiman und Mălăiești im Bucegi-Gebirge.

Eine weitere Kategorie sind jene Hütten die inzwischen umgebaut wurden, teilweise als Hotels gelten und die nun an Straßen liegen, so dass sie nicht mehr als echte Berghütten bezeichnet werden können. Dazu gehören: Bâlea Lac und Bâlea Cascadă, Rarău, Ciucaș oder Bolboci.

Andere acht Hütten sind inzwischen von Neubauten umgeben in Luftkurorten von nationaler oder regionaler Bedeutung. Das ist der Fall im Parâng (Rânca), Straja, oder Scărișoara und Padiș (beide in dem Westgebirge/Apuseni) oder Mădăraș im Harghita-Gebirge. Weitere vier Hütten öffnen ihre Türen nur einem bestimmten Publikum, sind also nicht mehr echte Schutzhütten für alle Wanderer. Das gilt für Rențea, Șureanu, Susai und Sava (eine Hütte die die alte abgebrannte Hütte am Bolnoc ersetzt). Andere fünf Hütten sind ganz geschlossen. Die bekanntesten Namen in dieser Gruppe sind die ehemalige SKV-Hütte auf der Hohen Rinne/Păltiniș und Scropoasa (Bucegi). In der letzten Gruppe werden acht Hütten aufgezählt die durch Brand, Lawine, Gasexplosion zerstört wurden oder die inzwischen nicht mehr genutzt werden können. Einige Beispiele: Urlea, Clăbucet Plecare, Prejba, Puzdrele, Vârful cu Dor.

Hervorgehoben wird, dass lediglich zwei Hütten („Julius Römer“ und die Hütte am Hohenstein) im Besitz von Wandervereinen (SKV bzw. der ungarische Verein EKE) sind. Was die Unterkunftskapazität in echten Berghütten betrifft, so ist diese bei den untersuchten Hütten von 4373 Plätze im Jahr 1964 gegenwärtig auf 1.030 gesunken. Allerdings muss erwähnt werden, dass in den 1970-er Jahren auch neue Hütten gebaut wurden (z.B. Miorița, Garofița, Valea Dorului, Cuca) die knapp über 700 Übernachtungsplätze anbieten.

Untersucht hat Dumitrescu auch 13 Unterkünfte die vom Bergrettungsdienst Salvamont aber auch von anderen betrieben werden und wo unter bestimmten Voraussetzungen auch übernachtet werden kann. Eine Sondersituation stellen zwei Panorama-Unterkünfte (Piatra Poienii, Bicaz-Klamm, und Gyilkos beim Mördersee/Lacul Roșu) dar – moderne Bauten mit zwei bzw. vier Plätzen – eine Exklusivität die man sich durch rechtzeitige Buchung sichern kann.

Modern und nachhaltig ist leider nicht billig

Im zweiten Teil der Videoschaltung stellte Architekt Nick Tulban vor, wie er moderne Berghütten in den Pyrenäen, in den Alpen Österreichs und Sloweniens sowie in Bayern vorgefunden hat. Besucht wurde auch die allerdings ältere Gleiwitzer Hütte (Nationalpark Hohe Tauern, Österreich) deren Hüttenpatenschaft die Sektion Karpaten des DAV übernommen hat. Tulban stellte anhand von Fotos technische Details vor aus denen hervorging, wie bei den meisten der zwölf besichtigten Hütten Probleme wie  Energie- und Wasserversorgung durch nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen geklärt wurden. Viel Wert wird dabei auf möglich wenig umweltbelastende Abwasser- und Abfallentsorgung gelegt. Als besonders gut bei der Versorgung dieser Berghütten, die in der Regel abseits von Forststraßen liegen, hat sich die Seilbahn bewährt. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass diese Hütten in der kalten Jahreszeit nicht bewirtschaftet sind, dass sie also zwischen Oktober und April geschlossen sind.

Tulban nannte auch eine Summe die für den Neubau einer solchen modernen klimafreundlichen Hütte notwendig wäre. Die teuerste dürfte an die vier Millionen Euro kosten. Einfachere Varianten, gedacht für eine Kapazität von 80 Übernachtungsplätzen, kosten auch an die 2 – 2,5 Millionen Euro.

Diese Summen sind sehr hoch für die Möglichkeiten die dem SKV und selbst der neu gegründeten Allianz der Berghütten (SKV, Clubul Alpin Român, EKE) zur Verfügung stehen. Deshalb wurde während dieser Videokonferenzen darauf hingewiesen, dass eine zusätzliche EU-Förderung oder staatliche Subventionen an die Bergvereine unbedingt notwendig sind, um von Grund auf eine Hütte nach diesen technischen Standards zu bauen. Um so etwas zu beantragen, ist eine Machbarkeitsstudie eine unabdingbare Voraussetzung. Nun sollte geschätzt werden, für wie viele Touristen eine solche Hütte gedacht wäre (sowohl was Übernachtungen betrifft, wie auch Tagesgäste) und vielleicht auch welche der Kriterien betreffend Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit neu überdacht werden könnten.

Der berüchtigte Teufelskreis muss durchbrochen werden: neue Hütten fehlen auch weil die Touristen ausbleiben und somit die Nachfrage nicht da ist; die Touristen sind aber noch nicht so zahlreich, eben weil sie  nicht die entsprechenden Berghütten vorfinden.