Zum Beitrag „Zur Geofolk-Ausstellung im Hof der Schwarzen Kirche“, erschienen in der Karpatenrundschau Nr. 28 (3745) vom 13. Juli 2023

Die Evangelische Kirche A.B. Kronstadt äußert sich zu der erhobenen Klage

Die Evangelische Kirche A.B. Kronstadt weist die in dem von Manfred Copony verfassten Beitrag „Zur Geofolk-Ausstellung im Hof der Schwarzen Kirche“, erhobenen Anschuldigungen, dem siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe nicht genügend Aufmerksamkeit zu widmen, zurück.
Die Kronstädter Kirchengemeinde ist eine Glaubensgemeinschaft siebenbürgisch-sächsischer Prägung, sodass ihr vielfältiger Einsatz für das Kulturerbe in beinahe umfassender Weise ein Engagement für siebenbürgisch-sächsisches Kulturerbe ist.

In der Denkmalpflege verweist sie auf zahlreiche, teils prämierte Restaurierungsprojekte. Sie reicht von den Baustellen der Schwarzen Kirche über die Erhaltung der drei Filialkirchen und vier Friedhöfe einschließlich vieler Ehrengräber bis hin zur abgestuften Instandsetzung zahlreicher historischer Immobilien, von denen das Gesellschaftshaus des Kronstädter Sächsischen Gewerbevereins am Rudolfsring nur das jüngst restaurierte ist. Neben den eigenen Beständen osmanischer Teppiche, historischer Orgeln und Archivalien pflegt die Gemeinde auch die entsprechenden Bestände anderer Gemeinden mit.

Zur Vermittlung dieses Kulturerbes hat die Kirchengemeinde ein breites Spektrum von Maßnahmen getroffen: Es reicht von der Publikation und Förderung von Publikationen für das breite Publikum, Gemeindeglieder und Fachleute, der Bereitstellung zahlreicher Informationen über Geschichte und Kulturerbe der Gemeinde in den Medien über Konzerte mit Werken von Kronstädter Komponisten bis hin zu Führungen durch die Schwarze Kirche. Trachten sind ein lebendiger Teilaspekt der Kulturgutpflege dieser Gemeinde, etwa im Rahmen der alljährlichen Konfirmationsfeiern in der Schwarzen Kirche.

Kultur- und Bildungsprojekte, die im Hof der Schwarzen Kirche stattfinden sollen, unterliegen einer Auswahl: Sie müssen von der Kirchengemeinde selbst ausgerichtet sein oder, wenn sie von externen Partnern erstellt wurden, den Anliegen der Gemeinde entsprechen. Das Projekt Geofolk ist hauptsächlich eine Wanderausstellung, die der Fotograf Dávid Botond aus Oderhellen entwickelt hat. Das Projekt wurde 2021 mit dem Europäischen Bürgerpreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. Die Ausstellung ist im Laufe von etwa zehn Jahren gewachsen und versammelt heute auf großen Schautafeln mehr als 2000 mosaikartig aneinander gefügte Fotografien mit Trachtenträgern aus aller Welt.

Auch derzeit ist sie in ständigem Wachstum begriffen. Dem Wunsch der Kirchengemeinde und des Fotografen entspricht es, die Zahl der vertretenen siebenbürgisch-sächsischen Trachten zu erweitern, sodass bereits am 2. Juli, zu Beginn der Zusammenarbeit, erste Anfragen an entsprechende Interessengemeinschaften auf deren Plattformen im Internet lanciert wurden. Zwischen dem 30. Juni und dem 8. Juli 2023 wurde die Ausstellung auf dem Johannes-Honterus-Hof gezeigt.

Zu den langjährigen Erfahrungen des Urhebers der Wanderausstellung gehört es, dass der multikulturelle Ansatz des Projekts den Widerspruch latent oder offen „national” gesinnter Gruppierungen oder Individuen hervorruft, deren Meinung nach das jeweils als eigenes beanspruchte Kulturerbe im Rahmen der Ausstellung einen zu geringen Platz einnimmt oder gar nicht gemeinsam mit dem anderer Gruppen gezeigt werden sollte. Seitens dieser erfolgen verbale oder handgreifliche Attacken auf die Ausstellung, bei denen gelegentlich die Trachtenfotos der jeweils anderen ethnischen Gruppen verunstaltet werden oder eine der Sprachvarianten der Texte getilgt wird. Handgreifliche Übergriffe auf die Ausstellung sind im Hof der Schwarzen Kirche unterblieben.

Diesem Unverständnis steht eine Fangemeinschaft von überwältigendem Umfang gegenüber. Sie schätzt die Ausstellung dafür, dass dank ihres spezifischen visuellen Konzeptes nicht nur die regionalen, ethnischen und religiösen Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten bis hin zu anthropologisch übergreifenden Aspekten sichtbar werden und damit die weltumspannende Gemeinschaft der Menschen, zu der auch die Siebenbürger Sachsen gehören, auf einmalige Weise greifbar wird. Die Ausstellung wurde aufgrund dieser Qualität auch für den Honterus-Hof als geeignet befunden.