„Das Image ist für uns überlebenswichtig“

Wie sich die Kronstädter Oper professionell um Öffentlichkeitsarbeit bemüht

Cornelia Petre ist selbst eine begeisterte Opernkennerin. Foto: Christine Chiriac

Großer Andrang herrschte Anfang vergangener Woche beim Haupteingang der Oper Kronstadt/Braşov. Hunderte Schulkinder besuchten das Haus gemeinsam mit ihren Lehrern im Rahmen der landesweiten Projektwoche „Schule anders“ und ließen sich von den Künstlern begeistern – selbstverständlich nicht gleich mit dreistündigen Bühnenwerken, traurig endenden Liebesgeschichten, philosophischen Fragen und anspruchsvollen Arien, sondern in kindergerechtem Aufführungsformat: mit inszenierten Märchen, erzählt und gesungen von Hauptgestalten wie „Meister Petz“, „Frau Katze“ oder „Herr Gockel“. So laut die Kinder im Foyer auch waren, so aufmerksam und still wurden sie, als der Vorhang aufging. Wenn das im Kindesalter so ist, möchte man sagen, dann kann sich die Kronstädter Oper für die nächsten Jahrzehnte auf ein treues Publikum verlassen.

Dass es jedoch nicht so einfach ist, und dass hinter einem ausverkauften Saal sehr viel Arbeit steckt, weiß Cornelia Petre, die im Kronstädter Opernhaus seit vielen Jahren die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betreut. „Der Erfolg unseres Hauses ist nur den Künstlern zu verdanken“, sagt sie. „Wären unsere Musiker, Tänzer und Mitarbeiter nicht bis ins Detail perfektionistisch und hätten sie nicht diesen großen Respekt vor ihrem Beruf und vor den Werken, die sie aufführen, dann würde kein Marketing der Welt den Saal füllen.“

In der Tat unterscheidet sich die Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich gravierend von jeder anderen Form von Kundenbetreuung, Produktvermarktung und Werbung. „Das ‘Produkt‘, das wir hier ‘verkaufen‘, ist sehr speziell“, erklärt Cornelia Petre, „denn nicht jeder versteht und liebt die Opernmusik – und wer sie versteht, der möchte lieber bekannte Titel sehen und wagt sich nur zögernd an neue Musik heran. Es ist eine Herausforderung, dem Publikum ein selten gespieltes Stück, eine moderne Inszenierung, einen noch unbekannten Sänger – vor allem wenn es sich um Nichtkenner handelt – vorzustellen. Insgesamt ist die Oper nicht so zugänglich wie andere Genres.“

Deshalb sei selbst die Vorverkaufsstelle wichtig, wenn es darum geht, Zuhörer für sich zu gewinnen, so die Pressesprecherin. Denn hier stelle man den ersten Kontakt der Institution zum Publikum her, und hier beginne man, die Besucher über Spielplan, Regisseur oder Gastsolisten zu informieren. Und selbst wenn der Saal ausverkauft sei, könne man die Arbeit längst nicht als abgeschlossen betrachten, denn einmalige Besucher werden erst nach längerer Zeit und wiederholtem Aha-Erlebnis zu treuen Gästen im Opernsaal. 

„Ein professionell vermitteltes Image ist für uns überlebenswichtig“, bestätigt der Dirigent Traian Ichim, der seit rund zehn Jahren das Orchester des Kronstädter Opernhauses leitet. „Ein Kulturprodukt verliert enorm, wenn es nicht entsprechend nach außen präsentiert wird. Führen wir eine Oper nur für uns selbst auf, so bleibt das eine Probe.“ Der junge Dirigent kennt mehrere ausländische Opernhäuser und hat deren effektive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oftmals bewundert. Er wünscht sich auch, dass die rumänischen Medien – „vor allem das Fernsehen“ – ihrer Pflicht nachgehen und das Publikum auch über kulturelle Ereignisse ausführlich informieren.

Und nicht nur über die Ereignisse selbst, sondern auch über die Grundhaltung, die damit verbunden ist: „Meines Erachtens beginnt eine Opernaufführung nicht erst im Augenblick, in dem sich der Dirigent am Pult zeigt“, sagt Traian Ichim, „sondern bereits, wenn das Publikum das Foyer betritt. Diese ganze spezielle Stimmung ist Teil des Events: Im Opernsaal befindet man sich für einige Stunden in einer anderen, feierlichen, einzigartigen Welt.“

Der Dirigent und die Pressesprecherin sind sich einig, dass die Heranbildung des Opernpublikums früh anfangen sollte. Cornelia Petre, die von Haus aus Anglistin ist und lange Jahre in Schulen gearbeitet hat, weiß, wie man junge Menschen begeistert. Sie hat oftmals Gymnasien besucht, um die Schüler über Oper und Gesang zu informieren und für Kunst zu sensibilisieren. „Wichtig ist es mir auch, den jungen Menschen diesen Beruf näher zu bringen“, sagt sie. „Wenn man ein Kind fragt, was es später werden möchte, erhält man Antworten wie ‘Flugzeugkapitän‘, ‘Rennfahrer‘, ‘Arzt‘, ‘Lehrer‘, ‘Feuerwehrmann‘, ‘Polizist‘ – und kaum jemals ‘Opernregisseur‘. Warum eigentlich?“

Was die Aufführungen des Monats April angeht, musste sich Cornelia Petre keine Sorgen machen, denn die Karten waren so gut wie ausverkauft. Auf dem Programm steht jetzt noch am 26. April die Operette „Silvia“ von Emmerich Kálmán. Ein großer Wunsch der Pressesprecherin ist es, künftig den Kartenverkauf zu modernisieren, sodass das Publikum auch online Opernkarten buchen kann. „So hätten auch unsere nicht wenigen Gäste von außerhalb der Stadt und die ausländischen Opernfans die Möglichkeit, einen Platz im Saal zu reservieren.“