Ein Tenor aus Reschitza macht Karriere auf Bühnen in Deutschland

Lucian Krasznec beginnt, sich auch außerhalb der Opernszene heimisch zu fühlen

Lucian Kraznec wurde in Reschitza im Südbanat geboren. Er war 2006 Stipendiat der Internationalen Richard-Wagner-Gesellschaft sowie von Rotary-International, 2007 Preisträger des Armin-Knab-Liedwettbewerbs in Würzburg. 2008 erhielt er ein Stipendium der Richard-Strauss-Gesellschaft in München. Nach Engagements an verschiedenen Bühnen in Deutschland gehört er seit der Saison 2011/2012 dem Ensemble des Theaters Dortmund an, wo er in mehreren Opern mitwirkt. Neuerdings versucht er sich nicht nur auf der Opernbühne. Corina Kiss hatte in der Vorosterzeit in Düsseldorf Gelegenheit, eine Aufführung von Anton Bruckners Messe Nr. 3 in f-Moll zu erleben und war beeindruckt vom Auftritt des Tenors Lucian Krasznec. Sie bat den Reschitzaer um ein Gespräch, das wir im Folgenden wiedergeben.

Im Jahre 1867/68, auf dem Höhepunkt seiner Schaffensperiode, in der er sich der geistlichen Musik widmete, schreibt Anton Bruckner die Messe Nr. 3 in f-Moll. Herr Krasznec, was können Sie uns über diese Musik sagen?

Diese Musik, die Anton Bruckner geschrieben hat, ist sehr ausdrucksstark. Sie besitzt eine immense Kraft, wenn man betrachtet, was für ein Orchester dahinter steht und wie anspruchsvoll er die Chöre geschrieben hat. Seine Musik lebt von der Differenziertheit der Extreme laut/leise sowie von den vielen Stimmungen, die man im Wechselspiel Orchester/Chor und natürlich mit uns Solisten erzeugen kann.

Dieses Werk ist weder sehr bekannt noch viel gespielt: Was beeindruckt Sie hauptsächlich daran? Übt der Text, die Musik oder die Verknüpfung dieser beiden eine besondere Faszination auf Sie aus?

Ich denke schon, dass dieses Werk ziemlich bekannt ist. Der günstige Preis der Notenanschaffung ist oftmals ein gutes Indiz dafür, dass es doch verbreitet aufgeführt wird. Anton Bruckner hat es hier geschafft, seinen tiefen Glauben wunderbar zu verweben. Und das beeindruckt mich stark. Im Konzert durfte ich vor den Celli sitzen und ich habe bei diesen schönen Melodien, die er dieser Instrumentengruppe geschenkt hat, eine Gänsehaut bekommen.

Das Orchester mit voller Streicherbesetzung ist sehr sinfonisch behandelt; zum Chor treten vier Solostimmen, die bedeutungsvoll in das Geschehen eingreifen. Wie haben Sie sich als „Mikro-Apparat“ der Düsseldorfer Symphoniker und des Chors des Städtischen Musikvereins unter der Leitung von Constantin Trinks gefühlt?

Die drei Konzerte mit den dazugehörigen Proben haben mir persönlich sehr viel Spaß gemacht. Ich habe mich in der Düsseldorfer Tonhalle sehr gut aufgenommen gefühlt und es war eine schöne Erfahrung, mit solch präzisen und erfahrenen Sinfonikern arbeiten zu dürfen. Vor dem Chor habe ich einen Riesenrespekt, da es sehr schwer ist, diese Musik mit einer solchen Konzentration und Kondition als eine Einheit vorzutragen. Und das gleich dreimal, fast nacheinander.
Herrn Trinks schätze ich sehr als Musiker und Dirigent, schon aus meinem Festengagement am Theater Darmstadt. Es war mir eine Freude, wieder mit ihm zu musizieren. Ich habe mich unter seinem Dirigat sehr wohl gefühlt.

Das großartige Credo–Thema wird uns gleich zu Beginn im Unisono von Chor und Orchester vorgeführt. Dieses Thema spannt einen großen Bogen über den Riesensatz mit seiner Wiederkehr in der Mitte „et in spiritum sanctum“, wo Sie als Tenor ein Solo haben. Wie fühlte sich für Sie Ihre Solopartie an?

Zu meiner Solopartie möchte ich Folgendes sagen: Selbst jetzt, nach den Konzerten, geht mir dieses Thema durch den Kopf und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich das Thema summe oder singe. Es ist wie ein Ohrwurm, aber ein meisterlicher. Ich finde, der starke Glaube Anton Bruckners kommt hier besonders zum Ausdruck. Für mich fühlt sich dieses „et incarnatus est...“ sehr schwebend an. Es beginnt wie aus dem Nichts und schwebt geisterhaft in der Passaggiolage des Tenors. Man darf nichts aus dem Gleichgewicht bringen, was die Atemführung angeht, um dieser wunderschönen Phrase gerecht zu werden. Allein diese Phrase war eine sehr schöne Aufgabe, in der man viel Gefühl zeigen kann.

Die drei Konzerte vom 11., 13. und 14. April, also in der Vorosterzeit, hatten sich stark gesteigert und das letzte Konzert war von langem Applaus der Zuschauer, die ihre Freude an dieser schönen Musik und an der hervorragenden Interpretation zeigten, begleitet. Welche Gedanken und Gefühle haben Sie auf dem Weg zurück nach Dortmund begleitet?

Ich war einfach nur froh und erleichtert, dass die Zuschauer die Konzerte so wunderbar aufgenommen haben und dass wir uns alle als eine Rieseneinheit so gut präsentiert haben.

Sie sind ja in erste Linie Opernsänger. Sie haben Ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Würzburg absolviert. Was sind Ihre Pläne in naher Zukunft? Welche Titel, Opernrollen und Komponisten haben Sie in Aussicht?

Ich möchte mein Repertoire um das französische Fach erweitern und dann auch im russischen Fach herumstöbern. Konkrete Rollen sind aber Alfredo in „La Traviata“ von Verdi und der Don Giovanni aus „Don Giovanni“ von Mozart.

Fühlen Sie sich mehr von der Oper oder von den vokal-sinfonischen Werken angezogen?

Bisher habe ich hauptsächlich Oper und Operette gesungen, aber ich muss gestehen, dass ich auf den Geschmack gekommen bin, mehr im Konzertfach zu machen. Wenn die Zeit es zulässt und die Angebote kommen, würde ich gerne mehr Konzerte auf diesem Level singen.

Dankeschön für das Interview, wir wünschen Ihnen viel, viel Erfolg!